Vom Dorfpunk zum Eidechsenmann – Interview mit Rocko Schamoni zu
00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse Regie: Helge Schneider Cast: Helge Schneider, Rocko Schamoni, Tyree Glenn jr., Peter Thoms, Willy Ketzer, Ira Coleman, Pete York, Salvatore Bonarrigo, Butterscotch Ab 11. April auf DVD, Blu-ray und als Video on demand erhältlichZum Inhalt: Er wurde nicht als Kommissar geboren, er musste diesen Beruf erst erlernen! Vor ihm, an dem die Zeit nicht spurlos vorbei gezogen ist, liegen große Herausforderungen: Er schreibt an seinen Memoiren, hat Besuch von der Tante aus Amerika und muss knifflige Kriminalfälle lösen. Eben hat der Kommissar Schneider noch einen hinterhältigen Sittenstrolch hinter Gitter gebracht, da erschüttert eine ganze Serie von Missetaten den beschaulichen Ort: ein Tabakladen wird überfallen, auf einem Bauernhof ist ein Huhn spurlos verschwunden und sexuelle Übergriffe auf unbescholtene Bürgerinnen greifen um sich. Kommissar 00 Schneider hat bald eine Ahnung, wer der Täter sein könnte: Der Kettenraucher Jean-Claude Pillemann (ROCKO SCHAMONI), wegen seiner reptilienhaften Bewegungen auch DIE EIDECHSE genannt! Der Intelligenzverbrecher gilt wegen seiner ätzenden Spucke als gemeingefährlich. Unbeirrbar verfolgt der Kommissar seine Ermittlungen. Mordanschläge und Zahnschmerzen können ihm dabei nichts anhaben. Er zieht alle Register polizeilicher Ermittlungsarbeit, um DIE EIDECHSE dingfest zu machen… Zum Interview:
Er ist Autor, Schauspieler, Clubbetreiber, Komiker (aber kein Comedian!) und auf eine gewisse Weise auch politisch engagiert. Rocko Schamoni - Ein Multitalent! Möchte man sagen. Und ähnlich wie Helge Schneider lässt er sich ungern auf nur eine Sache reduzieren. Da passt es doch hervorragend, dass die beiden in „00 Schneider - Im Wendekreis der Eidechse“ 2013 gemeinsam vor der Kamera standen. Ab dem 11. April 2014 erscheinen "Im Wendekreis der Eidechse" nun für das Heimkino. Zu diesem Anlass haben wir Helge Schneiders Gegenpart auf BlockbusterAndMore einmal genauer unter die Lupe genommen. Und stellen euch nun ein Interview mit ihm zu Verfügung, in dem er den aktuellen Film sinniert. Die Antworten des selbstbezeichneten Entertainers sind unterhaltsam und aufschlussreich zugleich...
Interview Auszug:
Wie schafft man es, eine Rolle in einem Helge Schneider-Film zu bekommen?
Dafür kann man aktiv gar nichts tun. Das obliegt alleine Helge. Wir kennen uns seit 1989 und ich hatte schon bei JAZZCLUB – DER FRÜHE VOGEL FÄNGT DEN WURM mitgemacht. Damals hatte er mich einfach gefragt, weil er ja sowieso immer seine Kumpel einsetzt. Das hat wohl ganz gut funktioniert, sonst hätte er mich nicht wieder gefragt.Wie konntest du dich dann auf die Rolle vorbereiten?
Alles was damit zu tun hat, ist letztendlich komplett vergebens, weil Helge das ein wenig so macht wie Fellini. Du hast einen Text, von dem du glaubst, ihn sagen zu dürfen, aber es gibt ihn gar nicht, weil er dir bei jedem Take eine neue Idee in den Mund legt. Das ist nicht ganz einfach, weil man sich in der Tat nicht wirklich vorbereiten kann. Wie würdest du die Eidechse, deine Rolle, charakterisieren? Das kann ich nicht, sie wird ja jeden Tag geändert. Ich weiß nicht was sie ist und wohin sie geht. Das ändert sich jede Minute. Ursprünglich habe ich gedacht, dass die Eidechse so ein fieser selbstherrlicher, übertriebener Ganove ist. Dann hat mir Helge gesagt, dass er doof und dumm ist. Am Tag darauf sollte er ein großkotziger „Schlagertyp“ sein, der immer lächelt. Und jetzt bin ich immer nur am fauchen. Ich darf gar nichts mehr sagen, nur noch fauchen. Die Eidechse ist ein total zersplittertes Wesen, das sich aus den Fantasiebrocken von Helge zusammen setzt. Ich kann das nicht einsortieren. Ich mache einfach, was er sagt. Ich bin ein willfähriger Soldat der Kunst. Das bin ich immer, wenn ich nicht die eigene, sondern die Kunst anderer ausführe. Andere nennen das eine „professionelle Einstellung“ für mich ist das hingebungsvolles Soldatentum. Wenn du der ‚Dorfpunk‘ bist, was ist dann Helge Schneider? Der Provinzkasper, denn Mühlheim ist keine große Stadt. Klingt aber despektierlich, oder? Ich bin ja auch nicht der Dorfpunk. Mir war klar, dass ich diesen Titel weg haben würde, wenn mein Buch so heißt, aber der Verlag ist meinem Wunsch nach einem anderen Titel nicht nachgekommen. Vielleicht Provinzkasper auf Weltniveau? Ich hab noch `ne gute Idee: Helge ist eine Jahrzehntfigur! Hahaha, nicht Jahrhundertfigur, sondern Jahrzehntfigur. Als was siehst du dich? Als Entertainer, denn du schreibst, machst Musik, schauspielerst? Entertainer trifft es. Ich bin definitiv kein Comedian - den Begriff finde ich sowieso scheußlich - denn ich bin ja sowohl im komischen wie im ernsten Bereich zu finden. Meine Bücher etwa sind oft von Depression und dem Versuch geprägt, Depression mit Humor klein zu bekommen. Und irgendwo zwischen Kunst und Popmusik, Filmerei und Schreiben sehe ich mich dann als Entertainer.