Neuer Lebensabschnitt

Neuer Lebensabschnitt
Zuerst einmal möchte ich meinen Lesern sagen, wie leid es mir tut, dass ich die letzten 2 Tage kein weiteres Kapitel aus meiner Vergangenheit veröffentlicht habe.
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, jeden Tag einen neuen Post zu veröffentlichen - es gibt ja noch so viel zu erzählen.
Mein aktuelles Leben macht jedoch keine Pause, es geht weiter und das Schreiben muss ich auf die Zeit verlegen, in der ich Zeit und Ruhe finde, meine Gedanken ungestört zurückfliegen lassen kann zu den Ereignissen, die ich erlebt habe und die mich zu dem Menschen geformt haben, der ich heute bin.
Dazu muss mein Kopf frei sein und das war er die beiden letzten Tage nicht, denn hier überschlagen sich mal wieder die Ereignisse.
Eigentlich nix Neues für mich, könnte man meinen. Und dennoch, auch ich muss immer noch schauen, wie ich mit  einschneidenden Situationen im Leben umgehe.
So wie jetzt gerade.
Bianca, meine Tochter, ist Diplom-Übersetzerin . Sie hat ihr Studium erst dieses Jahr im Frühjahr abgeschlossen. Mit 30 Jahren. Über 9 Jahre hat sie studiert. Sie ist ebenfalls alleinerziehende Mutter und hat eine tolle, liebe und wunderschöne Tochter, meine Enkeltochter, die 7 Jahre alt ist. Das allein erklärt bereits zum Teil, warum ihr Studium so lange dauerte.
Meine Tochter hatte es bis jetzt auch nicht leicht. Einmal sagte sie zu mir:"Ich ärgere mich so über mich selbst, dass ich es nicht besser gemacht habe wie du, Mama. Jetzt bin ich auch alleinerziehende Mutter, obwohl ich das nie sein wollte. Ich habe es als Kind erlebt, wenn man nur eine Mutter hat, die sich um einen kümmert, dazu aber wenig Zeit hat, weil sie auch das Geld verdienen muss. Das wollte ich meiner Tochter nie antun. Jedes Kind braucht auch seinen Vater."
Sie hadert mit ihrem Schicksal. Sie kann nicht auf Dauer alleine sein. Und sie weiß, wovon sie redet, wenn sie sagt, dass sie ihrer Tochter nie zumuten wollte, als Scheidungskind alleine bei der Mutter aufzuwachsen.
Klar, wir alleinerziehenden Mütter tun alles für unsere Kinder, zerreissen uns, damit es ihnen an nichts fehlt. Doch die Lücke, die der Vater hinterlässt wenn sich die Wege der Eltern trennen, diese Lücke können wir nicht schließen, egal wie sehr wir uns bemühen.
Seit Monaten sucht Bianca eine Arbeitsstelle als Übersetzerin. Bis jetzt hatte sie kein Glück dabei. Obwohl sie ein richtig gutes Diplom vorzuweisen hat, wollen die Firmen sie nicht haben. Es fehlt ihr wohl an Erfahrung. Aber wie soll eine junge Absolventin Erfahrung sammeln, wenn man ihr keine Chance dazu gibt?
Durch die vielen Absagen der Unternehmen hier in Deutschland hatte sich Bianca auch außerhalb Deutschlands beworben. Vor ca. 4 Wochen bewarb sie sich bei einer Firma in der Schweiz. Das Vorstellungsgespräch verlief gut, die  Stelle jedoch wurde an eine französische Muttersprachlerin vergeben.
Vor einer Woche dann hat sich die Schweizer Firma wieder gemeldet. Eine weitere Mitarbeiterin hätte gekündigt und bei den Überlegungen der Neubesetzung hatte die Chefin sofort an Bianca gedacht. Und hat ihr die Stelle vor ein paar Tagen angeboten.
Bianca war erst hin und her gerissen, denn das würde bedeuten, dass sie innerhalb von den verbleibenden 12 Tagen (!) bis zum Arbeitsbeginn hier alles auflösen muss..
Weitere Aufgaben warten auf sie: Wohnungssuche in der Schweiz, Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis beantragen, Schule und Schulhort für ihre Tochter finden. Auch so Kleinigkeiten wie Gehaltskonto in der Schweiz eröffnen, Abonnement für den öffentlichen Nahverkehr beantragen usw. sind zwar nicht schwer zu erledigen, dürfen aber nicht vergessen werden.
Kurz: eine Aufgabe, die in der ihr verbleibenden, kurzen Zeit einfach nicht komplett zu bewältigen ist.
Sie war die letzten Tage in der Schweiz und hat zumindest mal ein WG-Zimmer für die nächsten 4 Wochen zur Zwischenmiete gefunden. Die Schweizer sind allgemein nicht so sehr von den Deutschen begeistert, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Wohnungssuche als äußerst schwierig darstellt. Mit der Wohnung steht und fällt alles. Ohne Wohnung kein Gehaltskonto, ohne Wohnung keine Schulzuteilung und keinen Schulhortplatz.
Biancas Nerven liegen blank. Sie geht an die Grenzen ihrer Kräfte. Die Sicherheit, die sie hier hatte, ihr soziales Umfeld, ihre Familie, alles gibt sie auf, um endlich die Chance auf Arbeit wahr nehmen zu können.
Meine Enkeltochter war die ganze letzteWoche bei mir in Ferien. Ich freu mich immer sehr, wenn sie in den Ferien zu mir kommt. Ich liebe dieses kleine Mädchen über alles und auch Justin, mein 12-jähriger Sohn, kümmert sich liebevoll um seine kleine Nichte, denn er ist ja ihr Onkel ;-)
Gestern kam Bianca wieder und hat Joy , so heißt ihre Tochter (Nomen est Omen, sie ist wirklich eine wahre Freude) abgeholt, um dieses Wochenende, das letzte, mit ihr in ihrem jetzigen Zuhause zu verbringen. Die Kleine hatte bis jetzt noch nicht die Gelegenheit, sich von ihren Freunden zu verabschieden. Sie hat vor ein paar Tagen bitterlich geweint deswegen.. Einerseits tut mir die Joy sehr leid. Andererseits habe ich aber die Gewissheit in mir, dass sie sich in der Schweiz schnell sehr wohl fühlen wird. Ich weiß nicht, woher ich diese Gewissheit nehme, sie ist einfach da. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es richtig ist, dass die beiden dahin gehen, auch wenn mir das als Mutter und Oma sehr schwer fällt, sie ziehen zu lassen.
In 3 Tagen dann wird Bianca endgültig in die Schweiz gehen und 2 Tage später anfangen zu arbeiten. Die nächsten Wochen wird sie alleine dort verbringen und versuchen, alles vorzubereiten, damit Joy so bald als möglich nachkommen kann. Und bis es soweit ist, wird Joy bei mir und Justin bleiben. Noch sind hier Sommerferien und sie freut sich darauf, die Ferien zusammen mit ihrem Onkel und mir verbringen zu dürfen.
Jeden Tag leiste ich Aufbauarbeit bei meiner Tochter, die schlicht und ergreifend derzeit überfordert ist. Einerseits freut sie sich auf das Abenteuer Schweiz, andererseits hat sie Angst. Verständlich, wie ich meine. Dazu kommt, dass das alles innerhalb von knapp 2 Wochen passierte. Hut ab vor meiner Tochter, die ihren ganzen Mut zusammen genommen hat und versucht, ihre Chance auf ein gutes Leben für sich und Joy wahrzunehmen.
Ich unterstütze sie dabei, so gut ich kann.
So schnell kann sich das Leben ändern. Ich wünsche Bianca und Joy von Herzen das Allerbeste. Meine Tochter sagte noch zu mir, sie wolle mir für die Unterstützung, die ich ihr in diesen turbulenten Tagen biete,  eine Anerkennung in Form eines Geschenkes geben. Ich habe das fast schon entrüstet abgelehnt.
"Werdet glücklich in der Schweiz, das ist die schönste Anerekennung, die ich mir vorstellen kann!" hab ich ihr mit feuchten Augen gesagt. Da hat sie mich in den Arm genommen und gesagt:"Das werden wir!"


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