Verdammt, ich hatte vorher noch überlegt, sollte ich wirklich, wirklich so was zu Melli sagen? Naja. Hinterher ist man immer schlauer. Anstatt, dass sie mich blöd anmacht, wie ich denn so was sagen könnte, anstatt, dass sie mir Recht gibt, macht sie nur die Tür auf und sagt zu mir „Hör doch mal hin, die sind doch alle leise. Es beklagt sich keiner. Sogar die Kinder sind still. Das finde ich faszinierend. Wie geduldig die Menschen auf Hilfe warten.“ Gott sei Dank habe ich nicht gesagt was ich wirklich dachte, dass es schon eine Art von Verarsche ist. So konnte man das Ganze umdrehen und abmildern, Gott sei Dank. Aber was für eine Einstellung ist das? Nur weil die Menschen da geduldig warten, muss man sich damit zufrieden geben? Was für eine andere Wahl haben sie denn überhaupt? Wenn man dort aufmucken würde, würde man doch von der Security herausgetragen werden. Wenn man sich bei einem Mitarbeiter beschwert hört man „ja,ja.“ oder man muss befürchten, dass einem vielleicht nicht weitergeholfen wird. Man darf nicht vergessen, dass der Servicepoint es mit Ausländern zu tun hat und von denen werden die meisten nicht perfekt deutsch können, das heißt, sie sind aus Prinzip eingeschüchtert, weil sie nicht alles verstehen und damit auch kein Überblick über das Gesamtkonstrukt haben. Eigentlich witzig, weil sie damit auf demselben Level der Mitarbeiter sind, ohne es zu wissen.
Diese kleine Schnellschulung hat ein Stück weit geholfen. Egal was ich von Maggi halte, sie macht die Sachen aber sie versteht sie nicht. Sie klickt irgendwo drauf, aber sie kann nicht erklären, wieso sie es tut. Und da wurde mir ein Stück weit auch geholfen. Da konnte man anfangen zu differenzieren, da schloss sich die eine oder andere Wissenslücke. Was weniger schön war, und dennoch interessant, wie denn die Melli so ist, wenn die Maggi nicht da ist. Ich dachte immer sie versucht nett und respektvoll ihr gegenüber zu sein, weil sie doch älter ist und so weiter. Dass sie sie nur vor mir verteidigen will, weil sie immer so aussieht als würde sie einen Herzkasper bekommen, wenn ich sie was frage. Was wirklich, wirklich nervig war, dass ich das Gefühl hatte, nicht wir beide sind rüber gekommen, um was beigebracht zu kriegen, zu unserem beiden Verständnis, nein. Umso länger das Ganze gedauert hat, umso mehr spielten meine Augen Tennis. Ist klar was ich mit Tennis meine? Normalerweise, wenn einem einer was erklärt, schaut man ihn die ganze Zeit an. Wenn einer anderer eine Frage hat, schaut man zu ihm rüber. Aber ich hatte plötzlich zwei Lehrmeister. Es war nicht so, dass Melli, während was erklärt wurde, Nachfragen hatte. Sie meinte mir das im Nebensatz erneut in anderen Worten erläutern zu müssen. Ihre Redeanteil wurde immer größer, immer länger. Das war jetzt nicht so, dass es so viel mehr Information war, es war halt nur nervig. Wie überheblich ist die denn? Sie war doch nur 4 Wochen vor mir da. Wie dreist muss man sein, obwohl man selbst nicht sehr viel mehr weiß. Später sollte sich noch herausstellen, nicht nur dass sie zwischendurch auch krank war, eigentlich war sie 6 Wochen vor mir da, nein ihre Zuhörphase war eindimensional. Was ich damit sagen will ist, während ich ein Headset hatte, was an Maggis Telefon angeschlossen war, sodass ich nicht nur hören konnte, was Maggi gesagt hat sondern auch ihren Gesprächspartner, hatte sie diese Möglichkeit nicht. Als sie angefangen hatte zu arbeiten, gab es das Verbindungsstück nicht oder ein zweites Headset nicht – keine Ahnung, auf jeden Fall konnte sie bis zu ihrer Krankheit hin auch nur Maggi hören. Ist das dreist oder ist das dreist? Dann vor einem Kollegen sich so aufzuführen als ob man schon alles wüsste und nur dabei wäre, um mir das noch besser zu erklären, ist eine absolute Frechheit. Was für eine blöde Kuh! Das einzige, was mich so ein bisschen getröstet hat war, dass man heraushören konnte, dass sie mit Maggi und ihrer Arbeitsweise nicht ganz so zufrieden ist. Die heile Idylle bröckelt – oh je.
(Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de)
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