Neuer Caspar David Friedrich für die Hamburger Kunsthalle: "Ruine Oybin" als Dauerleihgabe

Von Helge

Die Hamburger Kunsthalle hat schon jetzt weltweit die zweitgrößte Sammlung an Werken von Caspar David Friedrich (1774-1840) (nach der Alten Nationalgalerie Berlin). Jetzt ist ein bisher wenig bekanntes Werk hinzugekommen: Am 10. April 2018 wurde das Gemälde "Ruine Oybin" (um 1812 entstanden) von den Schweizern Dr. Manfred Brockhaus und Dr. Angelika Brockhaus dem Museum als Dauerleihgabe übergeben und in ihrer Anwesenheit gehängt. Das bis heute in Privatbesitz befindliche Bild konnte bisher wenig von der Forschung gewürdigt werden. Es war sogar schon einmal in Hamburg! - im 19. Jahrhundert im Besitz der Schriftstellerin Elise Campe. Kurz vor ihrem Tod (1873) vermachte sie es, wird vermutet, Milly Brockhaus, der in Leipzig lebenden Schwiegertochter des Verlegers Heinrich Brockhaus, dessen Nachfahren es heute noch gehört.

 

"Das unmittelbare Naturerlebnis und die stete Versenkung in dessen Details waren für Caspar David Friedrich essenziell. Einen wesentlichen Teil seiner Motiv- und Bildwelten erschloss er sich auf Wanderungen. Auf dem Weg ins Riesengebirge hatte Friedrich 1810 den oberhalb der gleichnamigen Ortschaft gelegenen Berg Oybin bestiegen. Von dessen Gipfelplateau aus scheinen ihn die Überreste eines Cölestinerklosters besonders gefesselt zu haben – direkt vor Ort schuf er eine aquarellierte Bleistiftzeichnung. Das seit 1906 im Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle aufbewahrte Blatt zeigt den Blick in die Sakristei der Klosterkirche mit ihrem chorartigen Abschluss. Das nun als Dauerleihgabe erhaltene, um 1812 geschaffene Gemälde, entstand auf Grundlage dieser Aquarellzeichnung.

Den sakralen Gehalt der Gemälde-Komposition unterstreicht Friedrich durch hinzugefügte Gegenstände und deren natursymbolischen Setzungen: Links am Gemäuer hängt ein Kruzifix, das durch die grünen Rankenpflanzen zu neuen Leben erwacht; die auf dem Altartisch wachsenden Getreideähren verweisen auf das Sakrament der Eucharistie; die gotische Madonnenskulptur wird durch eine als Mariensymbol geläufige Lilie ergänzt. In ihrer Dreizahl korrespondieren die Gegenstände zudem mit den Fensteröffnungen, womit Friedrich vermutlich auf die göttliche Dreieinigkeit verweisen wollte. Die Gestaltung des Himmels hat maßgeblichen Anteil an der besonderen Stimmung, die von diesem Bild ausgeht" (aus der Pressemitteilung).

Abbildung: Das Gemälde »Ruine Oybin« (um 1812) von Caspar David Friedrich im Friedrich-Saal der Hamburger Kunsthalle mit Dr. Markus Bertsch, Leitung Sammlung 19. Jahrhundert, Dr. Manfred Brockhaus, Leihgeber und Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr, Direktor Hamburger Kunsthalle (v. l. n. r.) © Hamburger Kunsthalle, Foto: Romanus Fuhrmann

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