Aufgrund der häufig vorkommenden Fehlentscheidungen im Fußball, welche die Vergabe von internationalen Titeln und Millionen von Euro an Preisgeldern wesentlich beeinflussen, wird der Einsatz von mehr technischen Hilfsmitteln im Profifußball seit einiger Zeit heftig diskutiert. Bisher weigerte sich die FIFA immer, neue Technologien in das System zu integrieren, Schritt für Schritt scheint man sich allerdings trotzdem gegenüber den neuen technischen Möglichkeiten zu öffnen. Unter anderem liegt das daran, dass diverse Systeme sich schon sehr gut in realen Testszenarien bewährt haben und auch schon konkrete Integrationspläne und Kostenvoranschläge zur Verfügung stehen.
Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) hat zum Beispiel auf der laufenden CeBIT in Hannover sein “RedFIR”-System vorgestellt. Dieses besteht aus kleinen Chips, die von den Spielern getragen und in Bälle eingearbeitet werden. Es soll zukünftig viel detailiertere Analysen von Trainingseinheiten bei Sportarten wie Fußball ermöglichen. “Auch für Medien bietet es zahlreiche Möglichkeiten, ihre Berichterstattung zu bereichern”, erklärt Ingmar Bretz, Leiter für strategische Projekte im Fraunhofer IIS.
Werte in Echtzeit ermittelbar
Die kleinen Chips werden direkt in den Spielgeräten versteckt und in die Bekleidung der Spieler eingenäht. Bei Fußballern befinden sich diese idealerweise in den Strümpfen. Die Sensoren geben die Position von Ball und Kickern in Echtzeit wieder und übermitteln diese über ein auf dem Trainingsplatz installiertes Funknetzwerk zur Auswertung.
“Das schnelle Tracking erlaubt diverse Auswertungsmöglichkeiten”, erklärt Bretz. “Darunter fallen spielerabhängige Werte wie Geschwindigkeit oder Schussstärke aber auch mannschaftsbezogene Aspekte wie Laufwege oder Passquote”, erläutert der Forscher. Damit sollen sich ambitionierten Trainern neue Möglichkeiten zur detailierten Analyse von Übungsstunden auftun. Für diesen Zweck existiert auch bereits eine verwendbare Software.
Profiklubs zeigen Interesse
Bretz sieht auch Anwendungsmöglichkeiten für die Medien. “Man könnte das System bei Livespielen für verschiedene Einblendungen nutzen, um den Zuseher besser zu informieren”, so seine Einschätzung. Auf dem Messestand wurde ein Video gezeigt, welches das Anwendungspotenzial in dieser Richtung veranschaulichte. Die integrierten Batterien der Chips halten bis zu vier Stunden durch, die Platine im Ball wurde laut Bretz mit Schussgeschwindigkeiten von über 100 km/h auf die Latte eines Fußballtors auf ihre Haltbarkeit getestet.
RedFIR richtet sich vor allem an den Profisport, erklärt der Wissenschaftler. “Eine Duplikation des Prototyp-Systems würde voraussichtlich mehrere hunderttausend Euro kosten”, rechnet er vor. “Wir gehen aber davon aus, dass sich diese im Rahmen einer optimierten Produktion deutlich senken lassen.” Interessenten für die auch schon im Rugby getestete Implementation gibt es bereits. Laut Bretz ist sie unter anderem bei mehreren deutschen Fußballklubs unter Evaluation.
FIFA prüft Torlinien-Technologie
Mit GoalRef ist am Fraunhofer-Institut auch eine Torlinien-Technologie in Entwicklung, die als eine von zwei Einreichungen in die Testphase der FIFA aufgenommen wird. Technische Hilfsmittel zur Feststellung der Anerkennbarkeit von Toren sind innerhalb des internationalen Fußballverbands nach wie vor heftig umstritten, werden aber international voraussichtlich ab 2013 zum Einsatz kommen. Schon bei der Fußball-WM 2014, die im CeBIT-Partnerland Brasilien stattfindet, könnte die Entscheidung über umstrittene Treffer dank ausgeklügelter Technik erleichtert werden.
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