Neue vom am schlechtesten schlafenden Kind der Welt - oder von Online-Glucken und Real-Life-Ferberern

Neue vom am schlechtesten schlafenden Kind der Welt - oder von Online-Glucken und Real-Life-Ferberern

Bild: Pixabay

Die Maus mutiert immer mehr zur Nachteule und bringt mich damit an den Rand der Verzweiflung. Denn scheinbar bin ich die einige Mama in meinem (Real-Life)Umfeld, die es nicht schafft, den Nachwuchs rechtzeitig und unverzüglich ins Land der Träume zu schicken. Und das obwohl ich mich zwischenzeitlich zur Schlafexpertin gelesen habe. Familienbett und Einschlafbegleitung scheinen jedoch jenseits meiner Online-Bubble Fremdwörter zu sein. Mache ich was falsch?
„Du bist selbst schuld, du hättest sie von Anfang an ins eigene Zimmer legen sollen“. „Du hättest nie damit anfangen dürfen, sie zu euch mit ins Bett zu nehmen“, Du hast sie halt verwöhnt und jetzt nutzt sie das aus“, „Sie hat keine Angst, wenn sie schreit, sie will nur ihren Willen“ – das ist ein kleiner Auszug der Sätze bzw. Vorwürfe, die ich mit tagtäglich anhören darf, wenn ich auf die – nun nennen wir sie mal – „Schlafproblematik“ der Maus zu sprechen komme. Scheinbar schlafen alle Kinder in meinem „Real-Life-Umfeld“ alleine in ihrem eigenen Bett in ihrem eigenen Zimmer – und das natürlich durch. Nur die Online-Muttis in meiner Twitter-Blase scheinen ähnlich ungezogene Schläfer zu haben oder sind einfach selbst zu verweichlicht.
Komisch. Verläuft die Grenze zwischen bedürfnisorientierter Erziehung und knallhartem Gehorsamkeitsdrill genau entlang des www? Oder sollten wir Social-Media-Mamas mal lieber öfter unsere Systeme runterfahren, einen tiefen Atemzug Realität nehmen und auch mal an unsere Bedürfnisse denken? Pampern wir zu sehr? Ich fühle mich manchmal gefangen zwischen zwei Welten, weiß nicht mehr, was richtig oder falsch ist und wie ich mich verhalten soll.

Hier unsere aktuelle Schlafsituation

Nachdem die Maus eigentlich immer (und das viel lieber) in ihrem eigenen Bett schlief, präferiert sie nun das elterliche Ehebett um ihr Nachtruhe abzuhalten. Schrieb ich Nachtruhe? Verzeihung, die meiste Zeit wühlt und wälzt sie sich über die Laken, weint und jammert im Schlaf (Traum), schreckt mehrfach hoch und verlangt nach Wasser und vertreibt damit immer mindestens einen Elternteil ins (verwaiste) Kinderzimmer. Bis es allerdings so weit ist und die Maus (wenigstens) kurz die Augen schließt, vergehen (manchmal) Stunden. Allabendlich muss einer von uns so lange bei ihr im Bett liegen, bis sie einschläft. Ich habe alles versucht, ihr das Alleineeinschlafen "beizubringen" – ohne Erfolg. Verlasse ich das Zimmer – auch nur um kurz mit Ankündigung was zu holen – weint und schluchzt sie herzzerreißend und ist kaum noch zu beruhigen. Dabei war das früher noch problemlos möglich. Da hat das Einschlafen nur Minuten gedauert und ging auch mal ohne Begleitung. Im eigenen Zimmer hat es allerdings noch nie geklappt. Und jetzt will sie noch nicht einmal in ihr vormals heiß geliebtes Kinderbett. Zunächst wollte sie nur kuscheln und ist dann später freiwillig rüber gegangen. Das klappt jetzt nicht mehr.
Neu ist auch das Mittagsschlaf-Drama. Pünktlich an Heilig-Abend stellte die Maus die mittägliche Auszeit ganz ein. Mittlerweile gelingt es uns, sie nach ca 2stündigem Bettgehopse in den Schlaf zu bringen. Aber auch hier nur im Elternbett. Während die Maus fröhlich singt und erzählt, stellt sich ihr aktueller Einschlafbegleiter schlafen, bis dies ihr zu langweilig wird und sie selbst die Augen schließt. In der Krippe kappt der Mittagschlaf seltsamerweise problemlos.
Was ist passiert? Haben wir was falsch gemacht? Nach Lektüre diverser Elternratgeber, Internetforen und Fachliteratur kommt ich zu dem Ergebnis: Nichts! Wir machen dich alles so schön nach Anweisung:
  • Strukturierter Tagesablauf
  • Feste Bettgehzeiten
  • Gutes Timing: D.h. ins Bett bevor die Übermüdung eintritt, das Kinde aber schon müde ist
  • Festes Abendritual
  • Viel Bewegung tagsüber an der frischen Luft
  • Keine aufregenden Sachen abends
  • Kein bzw. wenig Zucker abends
  • Heiße Milch zur Beruhigung
  • Viel Liebe und Nähe
  • Kurzes angekündigtes Rausgehen und sofortige Rückkehr BEVOR sie weint
  • Kuscheltier
  • Einschlafmusik
  • Hypno-Einschlafgeschichte (Das Kaninchen, das so gerne schlafen möchte)
  • ….
Und hat’s geholfen? Nein. Nur im Urlaub schläft sie gut (wenn auch nicht durch). Dann bleiben wir alle zusammen sehr lange auf und gehen gemeinsam ins Bett. Morgens wird dann halt länger geschlafen. Klappt wunderbar. Geht nur während der Arbeitswoche / Kitawoche nicht. Mein Verdacht: Die Maus ist in Wirklichkeit eine Nachteule. Eine, die von Monat zu Monat schlechter ein- und durchschläft. Dabei hatten wir uns eigentlich als guten Vorsatz vorgenommen, in diesem Jahr mit der „Auswilderung“ Teil 2 zu beginnen, und die Maus wieder ans eigene Zimmer zu gewöhnen. Einmal sind wir mit diesem Experiment ja schon grandios gescheitert. Was also tun?


Ferbern auf Rezept

Als ich bei der U7 die Kinderärztin um Rat fragte, legte sie mir doch tatsächlich das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ ans Herz. Mit 2 Jahren sei die Maus jetzt soweit, das kontrollierte Schreien unbeschadet zu überstehen. Ich war geschockt. Ist Ferbern nicht in jedem Alter ein Akt der Grausamkeit? Oder war ich wieder einmal falsch informiert in meiner Online-Blase? Ich recherchierte im Netz und bestellte mir das Buch „Jedes Kind will schlafen“, die angeblich „sanfte Alternative“. Aber irgendwie scheint mir das hier propagierte „kontrollierte Trösten“ der „Tweddle Methode“ kaum weniger grausam. Allerdings wird hier noch eine weitere Variante vorgestellt, bei der man sich auf einem Stuhl neben das Kinderbett setzt und es sobald das Kind die Situation akzeptiert hat, jedes Mal ein Stückchen weiter weg rückt, bis man draußen ist. Gleiches beschreibt auch Elizabeth Pantley in „Ab ins Bett“ („Schlafen statt schreien“ für ältere Kinder). Und auch der inzwischen verstorbene Entwicklungsforscher und Kinderarzt Dr. Rüdiger Posth propagiert diese Methode. Werde sie wohl auch mal ausprobieren.


Was mich nun interessiert:

Was macht ihr: tweddeln, ferbern, Einschlafbegleitung? Oder gar nichts, da Euer Kinder gut schlafen? Ist meine Maus überhaupt noch normal? Warum tut sie sowas? Warum schläft sie mit zunehmendem Alter immer schlechter? Und hört das jemals aus?
Mittlerweile ist der Leidensdruck so hoch, dass sich dringend etwas ändern muss. Nach 2 Jahren ist mein Bedürfnis nach ungestörtem Schlaf und einem Ehebett nur für Eheleute so hoch, dass ich kurz davor bin, die bedürfnisorientierte Erziehung über Bord zu werfen. Ich kann und will einfach nicht mehr stundenlang am /im Bett sitzen/liegen und auf das Einschlafen warten. Außerdem möchte ich auch wieder mal zusammen mit meinem Mann in einem Bett schlafen. Alleine! So wird das nie was mit dem 2. Kind! Menno!

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