Morgen werden die Zeitungen berichten: „Jede achte Frau mit Kindern unter 15 Jahren ist Alleinerzieherin“ und die Kommentare werden wieder voll sein von den „gewandelten Familienstrukturen“ und den „neuen modernen Lebensformen“.
Tatsache ist aber, und das kann man auch deutlich in der heutigen Presseaussendung von Statistik Austria nachlesen, dass sich die Zahl der alleinerziehenden Eltern seit 1985 (in Wahrheit seit den siebziger Jahren) kaum gesteigert hat. War der Anteil der alleinerziehenden Mütter und Väter 1985 bei 13,6 %, so stieg er bis 2010 kaum merklich auf 14,6 %. In absoluten Zahlen gab es 1985 rund 103.000 Alleinerzieherinnen und 2010 rund 105.000. Also praktisch keine Zunahme.
Tatsächlich zugenommen hat die Zahl der nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit Kindern, und zwar von 21.000 auf 121.000. Gleichzeitig hat sich die Zahl der verheirateten Eltern von 700.000 auf 538.000 verringert. Alle Zahlen betreffen Familien mit Kindern unter 15 Jahren.
Als Folge der gestiegenen Scheidungszahlen ist nun jede zehnte Familie eine Stieffamilie oder (bei nichtehelichen Lebensgemeinschaften) eine „Patchworkfamilie“. Bei den Lebensgemeinschaften insgesamt nehmen diese Familien (wo also ein Partner kein leiblicher Elternteil ist) immerhin einen 23 %igen Anteil ein. Betrachtet man nur die Ehepaare, so sind rund 7 % Stieffamilien.
Insgesamt gibt es in Österreich 2,334.000 Familien, wobei jedoch die Statistik auch Ehepaare ohne aktuell im Haushalt lebende Kinder als „Familie“ definieren. Dieser Anteil der Familien ohne Kinder macht 39% aus (731.000 Familien). Meist handelt es sich um Paare, deren Kinder bereits ausgezogen sind.
Was man sicherlich morgen NICHT lesen wird, ist der umgekehrte Schluss: nämlich dass in rund 75 % der Familien beide leiblichen Eltern und Kinder zusammen wohnen. Da werden wohl die Patchworkfamilien und die Alleinerzieherinnen mehr Aufmerksamkeit bekommen …
