Heute gibt es ein "gelungenes Texthäppchen" aus meinem aktuellen Roman "Geflüsterte Lügen".
Abrupt stand er auf.
Unbewusst rutschte ich weg, als er nach seiner Jacke griff, die in meiner unmittelbaren Nähe auf dem Boden lag. Jasper sah zu mir hinunter.
»Sag bloß, du hast Angst vor mir.« Der beißende Spott entging mir nicht.
»Nö.« Schnell rappelte ich mich auf.
Es war an der Zeit, ihm mal ordentlich eins mitzugeben. »Ich will nicht, dass du mir zu nahe kommst. Reicht dir das als Antwort?« Wenn ihn das jetzt traf, so ließ er sich nichts anmerken.
Der Typ schien so emotionslos wie ein Stein zu sein. Besaß er überhaupt irgendwelche Gefühle? Doch, die hatte er. Seine Stimme, die mir ungewollt eine Gänsehaut beschert hatte. Die Erinnerung
daran ließ mich noch einen Schritt zurücktreten.
Er brauchte nicht anzunehmen, dass ich mich in seiner Nähe wohlfühlte – das war nämlich nicht der Fall. Plötzlich lächelte er. Es wischte alle Kälte schlagartig beiseite.
Ich hatte ihn noch nie lächeln sehen. Himmel! Es war ein wundervolles Lächeln, das sich sogar in den Augen spiegelte. Es machte sein Gesicht sympathisch und
äußerst anziehend.
Ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren.
»Du bist eine miserable Lügnerin, Yvonne«, sagte er leise.
Die Stimme strich warm über meine Haut. Ich vermied es, über die Arme zu streichen, um die Gänsehaut zu vertreiben. In dem Lächeln schwebte ein Hauch Gewissheit.
Bemerkte er etwa, was die Stimmlage bei mir bewirkte?
Neugierig? Nächste Woche gibt es wieder ein "Häppchen" zu lesen. :-)
Schönes Wochenende und bleibt gesund.
Eure Lina.