Neue Modelle für Eigenverbrauch von Solarstrom in Mietwohnungen

Von Energystar @energynet

Bisher konnten sich Mieter nur in Bürger-Energiegenossenschaften an der Energiewende beteiligen. Der zunehmend attraktive Eigenverbrauch aus Photovoltaik-Anlagen oder auch von anderen kleinen dezentralen Stromerzeugern, wie Kleinwindkraftanlagen oder Blockheizkraftwerken, blieb bisher Eigenheimbesitzern vorbehalten. Mieter konnten bislang nicht davon profitieren.

Die Schwierigkeiten liegen zum einen bei den Abrechnungen, es muss gemessen werden welcher Mieter wie viel Strom abnimmt. Und was ist, wenn einzelne Mieter sich  nicht beteiligen wollen und einen anderen Stromanbieter wählen? Dann ist besonders bei PV-Anlagen die Frage, woher kommt der Strom, wenn nicht genügend Solarstrom erzeugt wird? Es wären zwei Zähler für jede Wohnung notwendig. Alle diese bislang ungelösten Fragen haben eine Nutzung von günstigerem Strom aus Photovoltaik-Strom in Mietwohnungen verhindert.

Jetzt gibt es zwei sehr ähnliche innovative Lösungen für dieses Problem. Die Akteure sind sehr unterschiedlich, mit einem komplett anderen Hintergrund, aber die Lösungen ähneln sich doch. Den Mietern wird in beiden Fällen eine komplette Stromversorgung aus einer Hand angeboten, wobei ein Teil des Stroms aus der Photovoltaikanlage vom Dach des Mehrfamilienhauses stammt.

ZuhauseStrom von LichtBlick  für Mieter in Berlin

Gelbes Viertel in Berlin-Hellersdorf, Mehrfamilienhäuser von Stadt und Land mit PV-Anlagen. Quelle: Lichtblick AG

Als erster Anbieter hat der Stromversorger LichtBlick in der vergangenen Woche sein Konzept präsentiert. In Zusammenarbeit mit der Berliner STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH und dem Photovoltaik-Anlagenbetreiber p-vb wird den Mietern von 50 Gebäuden im Gelben Viertel in Berlin Hellersdorf eine günstige Versorgung mit Ökostrom angeboten. Der auf dem Dach erzeugte Solarstrom wird von LichtBlick mit zertifiziertem Ökostrom zu einem preisgünstigen ZuhauseStrom-Tarif gebündelt.

Der Strom wird für die Hellersdorfer Mieter der STADT UND LAND damit günstiger und der vor Ort erzeugte und verbrauchte Strom wird nicht mehr ins Stromnetz eingespeist, somit wird die EEG-Umlage entlastet. Die 3.000 Mietparteien können das Produkt ab sofort beziehen, die Belieferung beginnt jedoch erst im März 2014.

LichtBlick bietet den Strom zusammen mit pv-b für eine monatliche Grundgebühr von 8,95 Euro und einen Arbeitspreis von 24,75 Cent pro Kilowattstunde an.

Damit ist für LichtBlick der Startschuss für die bundesweite Vermarktung von dezentral erzeugtem Strom an Mieter erfolgt. Die Energie kann zum Beispiel von einer Solaranlage auf dem Dach oder einem ZuhauseKraftwerk (Blockheizkraftwerk) im Keller stammen. Das ZuhauseStrom-Angebot eignet sich für Immobilien ab einer Größe von sechs Mietparteien.

Stromversorgung für Mieter von durch Modulproduzent Toshiba

Modell für die Stromversorgung in Mietwohnungen von Toshiba, Quelle: Toshiba Corporation

Ganz ähnlich ist der Ansatz, aber völlig verschieden ist dagegen der Hintergrund. Der deutsche Zweig von Toshiba International Europe (TIL) mit Sitz in Großbritannien wird jetzt auch zum Stromversorger. Auf einigen Mehrfamilienhäusern der GAGFAH in Villingen-Schwenningen und in Ostfildern, beides in Baden-Württemberg, sollen anfangs PV-Anlagen mit einer Leistung von 3 MW installiert werden, um 750 Wohnungen mit Strom zu versorgen.

Finanziert werden sollen diese  Anlagen von einem Pensionsfonds und Betreiber wird Toshiba in Deutschland sein, wobei GAGFAH, laut Photon, von einem Gemeinschaftsunternehmen spricht.  Bei Bedarf wird Strom von der Strombörse hinzu gekauft. Es wird also kein reines Ökostromangebot sein, eher ein Strommix mit höherem Anteil an erneuerbaren Energien. Der Preis für den Strom soll unter dem üblichen Preis der Stromversorger liegen.

Bis zum Jahr 2016 sollen insgesamt über 100 MW neu installiert werden. Künftig sollen noch Batterien als Speicher und ein Mikro-Energiemangement-System hinzu kommen. Toshiba hat sich das Ziel gesetzt ein Selbstversorgungs-Modell für die Stromversorgung von Mietwohnungen aufzubauen, das Tag und Nacht Strom aus Solaranlagen liefert. Dazu gehört auch das Energiemanagement in Echtzeit. Weitere Details gibt es noch nicht, man darf aber gespannt sein.

Ist das die Zukunft der Stromversorgung?

Diese beiden Modelle können durchaus ein großer Schritt sein für die künftige Stromversorgung, damit ist ein großes Hindernis beseitigt und die Zahl der Menschen, die von der Energiewende profitieren können wird deutlich erhöht. Beide Modelle zeigen auch Möglichkeiten für das Geschäftsmodell der bestehenden Energieversorger. Sie sind die Systemintegratoren in einer komplett dezentralen Energieversorgung, die heute noch Strom aus anderen Kraftwerken liefern und morgen die komplette Versorgung organisieren mit der Erzeugung, Speicherung und dem Energiemanagement. Was haltet Ihr von diesen Modellen?

Bisher konnten sich Mieter nur in Bürger-Energiegenossenschaften an der Energiewende beteiligen. Der zunehmend attraktive Eigenverbrauch aus Photovoltaik-Anlagen oder auch von anderen kleinen dezentralen Stromerzeugern, wie Kleinwindkraftanlagen oder Blockheizkraftwerken, blieb bisher...