Bei allem Prickeln und wahnsinnig scheinenden Ideen wird man doch manchmal schneller auf den Boden der Tatsachen zurück gerissen. Da gehe ich aus purer Langeweile mal wieder auf seine Facebook-Seite, nachdem wir die Gespräche auf Whats App verlagert haben, gab es auch nicht mehr den Grund sich seine Seite bei Facebook anzugucken. Schon mal Fotos, von denen man dachte, dass sie für einen alleine gemacht wurden, frei zugänglich im Internet gesehen? Und ich meine jetzt nicht Fotos beim Kaffee trinken, beim Spazieren gehen. Nein, ich meine Fotos mit freiem Oberkörper. Das hat mich schon überrascht, ich dachte die sind nur für mich entstanden, für niemanden sonst und dann sind sie doch jedem frei zugänglich.
Eine willkommene Einladung sich den Account, speziell die Freunde in dem Fall die Freundinnen genauer anzuschauen. Und siehe da ich war nicht die einzige weiße Bekannte. Ich glaube da habe ich nie so drüber nachgedacht. Klar, da gab es die eine Verrückte, aber schließlich war er mir nicht so wichtig und sie ja verrückt. Auf der anderen Seite darf sich jemand mit über 3.000 Freunden beschweren? Und nicht jeder davon ist koscher. Aber dann zu sehen, dass sie auch polnische Namen haben, aus Deutschland kommen. Eine fand ich besonders witzig, die wurde in Polen geboren, wohnte in Deutschland und ihr Hobby war es zu schreiben. Ich dachte schon, ich wäre schizophren und mein Parallel-Ich hätte auch die Idee mit dem Facebook-Account gehabt. Aber die andere war blond, trug eine Brille, war jünger. Charmant. Thema ihrer literarischen Werke eine wenig komplexe Konstellation menschlicher Bedürfnisse. Was sagt das über unseren gemeinsamen Freund aus, wenn er jemanden liked, der über das Anpinkeln schreibt? Ich wollte mich damit trösten, dass es nichts zu bedeuten hat, weil er der deutschen Sprache nicht mächtig ist, so gar nicht. Und sie hatte das so verpackt, dass man dessen hätte mächtiger sein müssen.
Andere seiner Bekannten waren weniger unterhaltsam, weniger auffällig und vielleicht deshalb gefährlicher. Nun, ich weiß es nicht. Auch Frauen mit Kindern waren vertreten, was soll das? Darauf angesprochen war er sich keiner Schuld bewusst, weil, wie gesagt, jemand anderer über 3.000 Freunde hätte und auch ganz viele schwarze Männer. Was soll ich sagen? Mir war schon vorher bewusst, dass das ein gutes Gegenargument sein könnte. Also blieb ich bei den Fotos, dass das meine Gefühle verletzen würde und so. Das ist das Schöne an Gefühlen, sie lassen sich nicht ausdiskutieren, sie sind nur da. Über seine Freundinnen machte ich mich lustig, besonders über die eine. Der Sache mit der Pipi-Prinzessin war er sich übrigens gar nicht bewusst. Ich habe das paar Mal beim Telefonieren angesprochen und irgendwann war es mir zu blöd, mich deswegen mit ihm darüber zu streiten und auch, vielleicht hätte ich das erwähnen sollen, die Fotos waren jetzt auch nicht so… Sonst hätte ihm ja Facebook die Arbeit abgenommen. Der Oberkörper war halt frei. Und als ich das nicht mehr angesprochen habe, musste ich feststellen, dass die Fotos nach einigen Tagen von alleine verschwunden sind. Die seltsamen Freundinnen übrigens auch. Also doch alles nur halb so schlimm.
(Foto: Martina Taylor / pixelio.de)