Ein Mann, der meinen Namen annimmt und das noch als Afrikaner, als Moslem. Ein guter Titel, den ich da ausgesucht habe. Eine ganz neue Erfahrung, zumindest denke ich mir das so. Für mich ist das jedenfalls neu. Wie sich herausstellen musste, nicht nur für mich. Das Blöde am Datenvolumen im Vergleich zum WLAN ist, dass man es zwischendurch ausschaltet. Das heißt, wenn Nachrichten eingehen, sieht man sie erst später. Und wenn ganz viele Nachrichten eingehen, sieht man diese dann plötzlich alle auf einmal. Ich fühlte mich förmlich überrannt, dabei war das Thema für mich zwar schön, aber irgendwie auch abgeschlossen. Aber nein, wie viele Nachrichten man auf einmal hinterlassen kann, unglaublich. Der hätte sich jetzt mit zig Leuten unterhalten und keiner von denen hätte was davon gehört, dass ein Mann den Namen seiner Frau annimmt. Warum überrascht mich das jetzt nicht? Ich meine hier gibt es doch auch den einen oder anderen Neandertaler. Ich muss es doch am besten wissen, mit einem recht großen Zweig bin ich auch selbst verwandt.
Wieder einmal ließ er sich kaum beruhigen. Also er war mir nicht böse, er war nur so aufgeregt. Er hat das irgendwie nicht verstanden, irgendwie süß und ich wiederum habe nicht verstanden, was da abgeht. Der hat sich ganz ganz viele Gedanken dazu gemacht, auch versucht zu recherchieren. Und ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Er hat wohl auch mit seinem Vater geredet, der dann völlig entrüstet und enttäuscht war, dass sein Sohn seinen Namen ablegen will. Fand ich schon irgendwie knuffig. Aber es tat mir so Leid für den alten Mann. In was bin ich nur hier hineingeraten? Was habe ich getan? Das war doch nur als Witz gemeint, ich dachte, das wäre nur „Ich liebe Dich – zweiter Teil“ oder „I love you – die Fortsetzung“. Oh mein Gott, nein. Wie erklärt man das jetzt? Eine gute Lösung ist immer wir reden darüber, wenn es so weit ist. Aber nein, er wollte das sofort klären, weil das müssen wir ja wissen. Und langsam dämmerte es mir, ob wir beide den gleichen Wissensstand hätten. Das war irgendwie schon niedlich, aber irgendwie auch absurd. Wie geht man denn mit so etwas um?
Ich wollte doch niemandem etwas versprechen, was ich nicht halten kann. Dafür bin ich nicht der Typ und ich dachte, das wäre alles nur Spaß. Aber wenn ich ihm das so erkläre, dann tue ich ihm doch weh, oder nicht? Und er war so aufgeregt, er ließ mich kaum zu Wort komme. Seine Familie wäre ja so schockiert und wie machen wir das jetzt. Und ob ich nicht doch seinen Namen annehmen könnte oder wie wäre es mit einem Doppelnamen. Doppelnamen finde ich ja doof, aber Moment mal, worüber reden wir? Wie viele Kilometer sind das noch mal? Egal was wir machen, das Problem ist, wenn ich heirate, wird mein Sohn immer noch „Szyca“ heißen und ich will nicht, dass er der Einzige ist, der „Szyca“ heißt. Nein, ich muss auf jeden Fall meinem Kind zuliebe auch weiterhin „Szyca“ heißen. Dass ich auch noch andere Gründe habe, habe ich an der Stelle nicht erwähnt. Aber das ist doch egal, oder? Warum muss das jetzt besprochen werden? Wie im falschen Film. Das konnte er natürlich alles verstehen. Und ich finde in einer Familie sollte die Familie als Familie erkannt werden und das tut man ja nun mal durch den Namen. Das geht nicht, dass ich „Szyca“ heiße und er heißt anders. Ja, aber ob ich denn etwas dagegen hätte, wenn er meinen Namen annimmt, aber seinen als Doppelnamen stehen lässt. Ich meine, was soll ich jetzt dazu sagen? Mein Standpunkt ist jetzt klar, für welche Eventualitäten auch immer. Jetzt haben wir es geklärt. Dann wäre noch zu klären, das war ihm unheimlich wichtig, sein Name und dann mein Name oder mein Name und dann sein Name. Also welcher zuerst und welcher als zweites. Ich weiß gar nicht mehr, was wir entschieden hatten, nicht dass das zwischen uns steht. Aber irgendwie süß, einem Mann zu begegnen, der irgendwie so zu sein scheint, wie die Frauen aus den romantischen Komödien, die man sich immer angeschaut hat.
(Foto: Lichttunnel Martina Taylor / pixelio.de)
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