Immer das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Das klingt so kalkuliert, aber im Grunde ist es nur verzweifelt. Da will ich unbedingt mit meinem Sohn ins Museum und der will nicht. Aber ich will unbedingt. Was tut man in so einer Situation? Da hatte ich schon des Öfteren eine wunderbare Idee. Man lässt das Kind einfach Fotos von allem machen, was es sieht. Dann habe ich die Zeit, mir alles anzusehen, was ich sehen möchte und er ist beschäftigt. Zumindest eine Weile. Ich weiß: fotografieren und Museum? Aber Glück im Unglück, bei der Ausstellung war es ausdrücklich erwünscht. Und wenn man sowieso vor hat im Museum zu fotografieren, dann kann man auch auf dem Weg dorthin fotografieren. Ich hatte auch gesagt, dass es doch eine schöne Idee wäre, diese Fotos dann weiterzuleiten, und plötzlich war mein Sohn so engagiert zu überlegen, was man denn so alles fotografieren könnte und was man ihm alles zeigen müsste. Richtig niedlich, aber es wurde noch niedlicher. Da schickt man Fotos von einem Museum, von ein, zwei Bildern, ja sogar von einer blöden Bahn, mit der man da hingefahren ist und dann ist jemand auf der anderen Seite der Leitung so unheimlich begeistert und findet das so toll und bedankt sich. Zwischenzeitlich habe ich gedacht, dass er nur nett sein möchte, vor allem um meinen Sohn mit einzubinden auch wenn ich schon des Öfteren gedacht habe, dass es vielleicht nicht gut ist, weil man weiß ja nicht, was daraus mal werden soll. Aber nett fand ich das schon, vor allem: ein Gegenentwurf zu seinem Vater, aber das ist ein anderes Thema.
Worauf ich eigentlich hinauswollte, der hat sich so gefreut und da musste ich ihm was versprechen und ich wusste absolut nicht, was er meinte. Und ich dachte schon bei seinen Eifersuchtsanfällen könnte er ja versuchen, mir das Versprechen zu entlocken, dass ich nirgendswo hingehen sollte, wo ich Männer treffen könnte, oder so. Wie gesagt, es war sehr spannend, was er wohl als nächstes sagen würde. Und was kam dann tatsächlich? Ich sollte ihm versprechen, dass wenn er mal hier ist, dass wir das alles machen und an all die Orte gehen, die auf den Fotos zu sehen sind. Ist das nicht süß? Wer will schon mit der Rheinbahn fahren, wenn er nicht muss? Wobei, ich habe ihm ja nicht gesagt dass es die Rheinbahn heißt, aber bei dem Namen könnte man meinen, das wäre so eine ganz gemütliche Bahn, die durch den Rhein vor sich hin schippert, oder wie in Wuppertal darüber. Ich habe ihm wirklich nur ein Foto von einem Auszug des Zuges geschickt, nichts Besonderes und trotzdem freute er sich wie ein Schneekönig. Da ist mir bewusst geworden, wie weit weg doch diese Welten sind, in denen wir jeweils leben. Gambias Infrastruktur kennt weder Rhein, noch Bahn, aber es ist dadurch was Besonderes. Egal, ich fand’s süß und natürlich wuchs auch in mir eine romantische Vorstellung, was wir alles zusammen machen können. Wie zum Beispiel in die Oper zu gehen. Ein Mann ist sicherlich leichter in die Oper zu kriegen, wenn er nicht weiß, was die Oper ist. Aber wird es jemals so weit kommen?
(Foto: Rainer Sturm / pixelio.de)
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