Neue Aufgabe für Mijnheer Dirks


Wer sich für Mobilfunk interessiert, weiß, daß der dritte deutsche Netzbetreiber E-Plus seit vielen Jahren der niederländischen Telefongesellschaft KPN gehört. KPN steht (übersetzt) für Königliche Post und Telefongesellschaft der Niederlande, ist also das, was hierzulande die Deutsche Telekom (früher Deutsche Bundespost) darstellt.

Mit jugendlichem Charme: Thorsten Dirks CEO, EPlus-Gruppe / KPN Mobile International

Mit jugendlichem Charme: Thorsten Dirks CEO, EPlus-Gruppe / KPN Mobile International

Vorstandsvorsitzende von Telekommunikationsunternehmen kommen allzuoft aus dem Finanz- und Rechtsbereich, weniger aus der Technik, ohne die bekanntlich gar nichts funktioniert. Bei E-Plus ist das anders, der dortige CEO Thorsten Dirks (47) ist nicht nur Diplom-Ingenieur der Elektro- und Nachrichtentechnik, sondern auch seit 15 Jahren in leitenden Funktionen im gleichen Unternehmen, nämlich bei E-Plus tätig. “Dirks kennt”, so ein Branchenkenner, “seine Basisstationen und Netzkontrollzentren noch von innen” und wüßte auch im Ernstfall, welche Knöpfe zu drücken sind.

Bei Deutschlands drittgrößtem Mobilfunker hat er lange Zeit die Bereiche Innovation, Netz und Informationstechnik (IT) geleitet. Ab 2005 wurde unter seiner Führung das Unternehmen komplett umgekrempelt: E-Plus in der Position des “Challengers” (Herausforderers). Ich erinnere mich gut, als Thorsten Dirks in einem Exklusiv-Seminar für Journalisten die neue Markenvielfalt und die Discount-Strategie erläuterte. Manche Kollegen schauten damals skeptisch oder hielten seine Ideen für – vorsichtig gesagt, “verrückt”.

Sie wurden bald eines besseren belehrt, denn das “Divide et impera”, das “Teile und Herrsche”, das schon die alten Römer kannten, hat glänzend funktioniert. Die Mehrmarkenstrategie mit unzähligen Anbietern wie simyo, BASE, AY YILDIZ oder „Aldi Talk“ funktioniert. Zwar gilt Tchibo Mobil (im o2-Netz) als allererster Discounter auf dem deutschen Markt (die anfang verlangten 35 Cent/Minute waren damals sensationell günstig), aber erst mit dem Start von Simyo (damals für 19 Cent zu allen Zeiten in alle Netze wurde die Branche richtig geschockt) und danach ging es richtig rund.

Die Idee, einen Anbieter für eine ethnische Zielgruppe wie Ay Yildiz für die türkischsprachige Community zu gründen, hatte vorher keiner. Bald darauf versuchten einige Mitbewerber irgendwie nachzuziehen, aber so konsequent wie bei E-Plus wurde das bislang kaum umgesetzt.

Thorsten Dirks ist seit Januar 2007 Vorsitzender der E-Plus Geschäftsführung und seit dem 10. Mai 2011 zum Chief Executive Officer (CEO) von KPN Mobile International ernannt worden, damit ist er für alle Mobilfunknetzbetreiber die zu KPN gehören verantwortlich. Dirks übernimmt diesen Posten von Eelco Blok, der seit April 2011 an die Spitze des Mutterkonzerns KPN gerückt ist. Dirks bleibt Chef von E-Plus übernimmt die internationale Aufgabe zusätzlich. Zu seinem neuen Reich gehören u.a. Mobilfunkanbieter außerhalb von Holland, wie BASE in Belgien (deren Markennamen quasi nach Deutschland “importiert” wurde) aber auch Ay Yildiz arbeitet grenzüberschreitend (neben Deutschland auch in Belgien und den den Niderlanden), genauso wie Simyo, die neben den Niederlanden auch in Belgien, Frankreich, Spanien aktiv sind.

Wer die Mobilfunk-Manager von KPN kennt, weiß, daß diese traditionell sehr kostenbewußt unterwegs sind und ihre deutsche Außenstelle immer etwas “mißtrauisch” beäugt hatten, wenn schon wieder Forderungen nach weiterem Netzausbau, weiteren Füllsendern, schnellerer Datenübertragung und vielem mehr aufkamen. Vielleicht liegt das auch daran, daß die legendäre Mainzer UMTS-Versteigerung über Nacht der KPN einen Kostenbrocken von rund 8.000.000.000 Euro bescherte, den sie eigentlich gemeinsam mit Hutchison-3-HongKong stemmen wollte, doch die Chinesen stiegen wenige Minuten vor dem Ende der Auktion aus und liessen die Niederländer alleine zurück. So etwas prägt.

Kein Wunder, daß der UMTS-Netzausbau bei E-Plus sehr vorsichtig begonnen wurde, da lange Zeit nicht klar war, ob sich das jemals rechnen würde. Zwei weitere Mitbewerber, nämlich Mobilcom-Multimedia und “Quam” gaben bekanntlich auf, das Geld war da schon weg.

Der neue Posten für Thorsten Dirks kommt nicht von ungefähr. Bei KPN Mobile International ist Dirks bereits seit 2006 im internationalen Managementteam tätig. KPN Mobile International bündelt die KPN-Mobilfunkaktivitäten außerhalb der Niederlande.

Sein alter und neuer Chef Eelco Blok freut sich, daß “Thorsten Dirks neben seiner Funktion als CEO von E-Plus jetzt auch unser internationales Mobilfunkgeschäft verantworten wird. Er hat durch die außergewöhnlichen Erfolge der E-Plus Gruppe in den vergangenen Jahren gezeigt, welche Potenziale in Anbietern stecken, die nicht aus einer Marktführerposition agieren. Diese umfassenden Erfahrungen sind für uns überaus wertvoll, um das Wachstum unseres internationalen Mobilfunkgeschäfts erfolgreich fortzusetzen“.

Nicht immer konnten alle Ankündigungen von Dirks so schnell in die Praxis umgesetzt werden, wie sich die Kunden das wünschen, denn bei KPN wird weiterhin eisern gespart und der Netzausbau erfolgt immer etwas später, wenn die bestellten Komponenten preislich günstiger zu bekommen sind, im PR-Deutsch heißt das “Smart Follower Strategie”.

Kritik gibt es auch an der extrem konsequenten Auslagerung (“Outsourcing”) von Netzbetrieb, Hotline oder Informationstechnik bei KPN/E-Plus, was die internen Kommunikationswege “schwierig” macht und bei Kunden viel Geduld und Verständnis erfordert. Aus dem Unternehmen E-Plus-Mobilfunk wurde die E-Plus-Gruppe.

Doch bei aller Kritik, die Geschäfts-Zahlen geben dem niederländischen Unternehmen am Ende recht und kostenbewußte Kunden (davon gibt es rund 19 Millionen) sind in der Mehrheit wohl doch zufrieden.

Ein praktisches Beispiel:

Ich war kürzlich mit einer SIM-Karte von Simyo (nutzen in Deutschland das E-Plus-Netz) im europäischen Ausland unterwegs. Mobiles Telefonieren zu von der EU regulierten Preisen ist erschwinglich geworden, da sind derzeit alle Anbieter quasi gleich teuer. Bei den Datenpreisen hingegen, sind die etablierten großen Anbieter immer noch deutlich teurer, als es sein müßte. Simyo (und Blau) berechnen beispielsweise nur 49 Cent pro MB und takten mit fairen 10 kB – im Ausland wohlgemerkt! Da kann man ruhig mal ein paar e-mails abrufen oder in seinem Lieblings Web 2.0 Netzwerk stöbern, ohne später einen Rechnungsschock zu erleben, der einem die Freude am mobilen Telefonieren auf  längere Zeit gründlich verderben kann.

Übrigens: 49 Cent pro MB: Das gleiche Geld berechnen manche “Discounter” hierzulande auch, aber nur im Inland!

Im Gegenzug muß man als E-Plus damit rechnen, daß es hier und da einmal im Netz knirscht. Eine Rund-SMS aus dem Ausland an Freunde und Bekannte, produzierte zunächst einen Stapel Fehlermeldungen, daß die SMS nicht verschickt werden könne, weil das Guthaben nicht ausreichend sei. War es aber. Mit etwas Wartezeit – der ausländische Server wollte erst vom Heimatserver wissen, ob noch Geld da ist, gingen die SMS dann doch noch auf die Reise und scheinen auch – den Reaktionen nach zu urteilen – angekommen zu sein.

Wenn teure Premium-Anbieter es nicht mehr schaffen, ihren Kunden spürbar besseren Service als die Tiefstpreis-Konkurrenz anzubieten, dann wechseln viele Kunden zum günstigeren Anbieter, wo sie das gleiche Angebot zu günstigeren Preisen erhoffen. Wenn man nichts erwartet und mit dem zufrieden ist, was geboten wird, dann kann diese Kalkulation sogar aufgehen. Allerdings ist der Kampf härter geworden, denn langfristige Laufzeitverträge lohnen sich heute eigentlich kaum noch und beim Discounter kann man quasi “jederzeit” Lebwohl sagen.

Ich wünsche Thorsten Dirks für seine neue Aufgabe alles Gute und bin gespannt, was er mit seinem Team als nächstes “bringen” wird :-)

Schlagwörter: Ausland, CEO, E-Plus, KPN, Outsourcing, Roaming, Simyo, Tarife, Thorsten Dirks


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