Neu im Studio Ilka Theurich Hannover: Junge weibliche Rebellen, Léann Herlihy aus Irland, Ani Zur, Ukraine, Performance 30.6.18

Von Helge

Die beiden Bildbeispiele haben mich angesprochen - dabei sind sie nur Augenblicke, diese Bilder wird es so nie wieder geben. Denn sie zeigen keine bleibenden Kunstwerke, die sich genau so ausstellen lassen, sie sind Momentaufnahmen einer künstlerischen Performance - vergängliche Kunstwerke, die am 30. Juni 2018 ab 18 Uhr situativ verändert vorgeführt werden können.


Léann Herlihy stammt aus Irland. Mit ihren Arbeiten untersucht sie unsichtbare Machtstrukturen, insbesondere die Bedeutung des weiblichen Körpers als Brennpunkt verdrängter Geschichten und politischer Wünsche. Ihre Performances sind roh, ihre Gesten reduziert sie auf bloßen körperlichen Instinkt und Improvisation. Kleidung wird bei ihr als Objekt eingesetzt (wie im Bild), nicht als Tracht der Eingeweihten - Kleidung dient der Performance-Künstlerin zugleich als Verhüllung und als Entblößung. Die rätselhafte Form der kleidungs-ähnlichen Objekte wird oft in Bezug zum eigenen Körper gesetzt, bei offen gelassener Interpretation erzählt jede der möglichen Deutungen ihre eigene Geschichte. Zeit tritt während der Vorführung als Geduld auf, die in symbiotischer Einheit mit dem Publikum rituellen Charakter bekommt.



Ani Zur lebt in Kiew, Ukraine. Auch sie arbeitet als Performance- und Aktionskünstlerin, schafft aber auch Fotografien und Videofilme. In ihren Projekten reflektiert sie die Themen Geschichte und Vergangenheit, Erinnerung und deren Unannehmlichkeiten, Unterdrückung und Täuschung, Besetzung und Freiheit, Konflikte und Grenzen, Geschlechterstereotype und sozialen Druck. Die Bilder, die sie erzeugt, sind oft ebenso rauh und stumpf wie zerbrechlich und schmerzhaft. Ihre Performances schaffen ein Energiefeld, durch das die Betrachterin (der Betrachter) nicht nur zur Beobachterin wird (zum Beobachter), sondern auch zum Teil eines Gesamterlebnisses. Es ist, wie wenn sich zwei "Nackte" begegnen, bei denen die Illusion der Sicherheit zerbrochen ist. Mit anderen Worten: Zuschauer*innen werden oft provoziert, sich selbst, ihr eigenes Wesen zu zeigen. Die Künstlerin wird dann zur Zeugin derartiger Erfahrungen, was ihr oft zu einer bedingunglosen Intimität verhilft.

Die Performances dieser beiden Künstlerinnen ereignen sich unter der Überschrift "Young Female Rebels" am 30. Juni 2018 ab 18 Uhr im Studio Ilka Theurich, Kulturzentrum Faust Hannover, Zur Bettfedernfabrik 3 - Eintritt frei, Förderbeitrag willkommen.

Die Texte - die ich (Helge Mücke) gekürzt und leicht verändert verwendet habe - stammen im englischen Original von den Künstlerinnen, Übersetzung ins Deutsche Ilka Theurich. Bilder von oben nach unten:  Marcus Cassidy; © Ani Zur.