Neu im Regal: Facebook-Faschismus

Neu im Regal: Facebook-FaschismusSchade, schade, schade. Nach jahrelangem Kampf um immer neue Rekordzahlen bei rechten Internetseiten streckt jetzt auch die Süddeutsche Zeitung die Waffen. Ja, angesichts der vom staatlichen Internet-Überwachungsamt Jugendschutz.net gelieferten Zahlen hilft alles Rechnen und Doppeltzählen nichts mehr: "Die Zahl der eigenständigen rechtsextreme Websites im Netz ist gesunken", bilanziert das Qualitätsblatt maulig. Von 1872 Websites, die 2009 noch reichten, die SZ-Fachredakteur Jan Bielicki fantasieren zu lassen, dass "Rechtsextreme die Möglichkeiten des Internets, um ihre Propaganda zu verbreiten", immer stärker nutzten, blieben nur noch 1708 - ein Rückgang um neun Prozent.
Da nützt es auch nicht mehr, den Zuwachs an rechtsextremen Seiten grundsätzlich unabhängig vom Wachsen der Teilnehmerzahl am Netz insgesamt zu betrachten. Ersterer war schon seit 2005 hinter letzterem zurückgeblieben. Die Zahl der rechten Seiten war so zwar absolut gewachsen, ihr prozentualer Anteil an den Internetseiten insgesamt aber beständig gesunken.
Nein, nun muss sich der Blick auf andere Brennpunkte richten. Hoffnung auf den Erhalt aller Arbeitsplätze bei jugendschutz.net, einer dem Bundesblogampelamt in Warin zugeordnetem Zensurbehörde, kommt aus den Sozialen Netzwerken. Hier, hat Bielicki aus den Statistiken von jugendschutz.net getreulich abgetippt, haben sich die "rechtsextremen Beiträge verdreifacht". Alles wird immer schlimmer! "Tendenziell verlagern sich die Aktivitäten von Neonazigruppen auf die Mitmachplattformen des Web 2.0", bilanziert jugendschutz.net unter Verweis auf den von "Spiegel", "Rolling Stone" und "Zeit" protegierten Rapper Tyler, the Creator, der in seinen Videos (Screenshot oben) besonders raffiniert Nazisymbole versteckt, um die deutsche Jugend zu unterwandern.
Neu im Regal: Facebook-FaschismusEine völlig neue Dimension rechtsradikaler Gewalt. Musste Michael Wörner-Schappert, Rechtsextremismusexperte bei "jugendschutz.net", in der SZ vom vergangenen Jahr noch konstatieren, dass "Extremisten ihre Hass-Botschaften auf den Plattformen und Netzwerken des Web 2.0 leichter und schneller verbreiten" können, hat die versammelte Qualitätspresse jetzt zu Protokoll genommen: "Videoclips sind im vergangenen Jahr zu zentralen Trägern rechtsextremer Botschaften geworden".
Diese Entwicklung habe sich "dramatisch zugespitzt", ist der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, ganz aufgeregt. Krüger war einst bekanntgeworden als "ehrliche Haut" im Adamskostüm, jetzt warnt er voller Angst vorm dem Wegbrechen eines ganzen Betätigungsfeldes für seine Behörde: "Wir dürfen den Rechtsextremisten und der Hasspropaganda nicht das Feld überlassen".
Die Situation, da sind sich n-tv ("Lage dramatisch - Rechtsextreme unterwandern das Netz"), Spiegel, FAZ und taz einig, ist ernst wie noch nie. Jetzt schon habe die Initiative jugendschutz.net "etwa 6000 rechtsextreme Beiträge für soziale Netzwerke" gefunden. Bei derzeit nur 26 Millionen Deutschen, die bei Facebook und Co. angemeldet sind, kommt damit schon auf jedes 4300. Facebook-Mitglied ein Hakenkreuz oder Hitlergruß. Das ist nach Angaben von Krüger drei Mal so viel wie 2009 und nach Berechnungen von Historikern sogar 300000 bis 30 Millionen Mal soviel wie 1944, als es Facebook und Youtube noch nicht gab.
Vor allem die lose organisierten "Autonomen Nationalisten" köderten die jungen Menschen mit modernen und professionellen Angeboten, auf denen sie Action, Kommunikation und Multimedia bieten, hat Thomas Krüger herausgefunden. So sei es etwa der NPD gelungen, mit coolen Videos voll bierbäuchiger, mittelalter Männer mit fettem Haar, die dummes Zeug labern, auf der Videoplattform in nur einem Jahr bis zu 600 Zuschauer zu erreichen. Das sei alarmierend, weil rund dreimal so viel wie Sachsen-Anhalts onlineaffiner Ministerpräsident Reiner Haseloff mit seiner fetzigen Kultshow "Videobotschaft - Ferienziel Sachsen-Anhalt" erzielen konnte. Tyler, the Creator schaffte sogar das tausendfache: Nach Empfehlungen beinahe aller großen deutschen Qualitätszeitschriften schaffte es der rappende Rassist und bekennende Frauenfeind aus den USA allein mit seinem Hakenkreuz-Song "Bastard", mehr als eine halbe Million Zuschauer zu fesseln.
Die ehrliche Haut merzt bizarre Sexualpraktiken aus
Die Anmerkung zu Rudelsabbern gegen Rechts


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