Neu im Bücherregal: Maria Luisa kann nicht anders

Von Annapackts @annapackts

Tom und ich waren letztes Wochenende mal wieder richtig lange, sehr lange in der Stadt unterwegs und haben nicht nur viele schöne Läden abgeklappert, sondern auch was für unsere Konjunktur getan. 

Wir waren seit langer Zeit mal wieder in einem der schönsten Kochbuchläden, die ich kenne: 'Buch Gourmet' auf dem Hohenzollernring, versteckt in der Ringpassage. Dieter Eckel, Inhaber dieser einzigartigen Einrichtung, beschreibt seine Spezialbuchhandlung so: „Kochbücher aus aller Welt an einem Ort“, denn hier finden sich für Kochen, Essen, Trinken circa 10.000 Kochbücher und locken nicht nur kleine Blogger wie mich, sondern auch Sterneköche wie Dieter Müller oder gar Eckart Witzigmann an.

Und so kam es, dass beim Lesen, Stöbern und Schwelgen in, über und zwischen den schönsten Büchern, Rezepten und Photographien Tom auf einem Mal mit einem 420 Seiten Schatz um die Ecke kam. 'Maria Luisa kann nicht anders – Von Platterbsen, weißen Trüffeln und einer Messerspitze Wahnsinn', Ein Koch-Bilder-Lese-Buch aus Umbrien. Geschrieben von Judith Stoletzky, photographiert von Justyna Krzyzanowska, erschienen im April, 2012,beim Becker Joest Volk Verlag

© Becker Joest Volk Verlag

 

Judith Stoletzky, Werbetexterin und Kolum­nistin aus Hamburg, erzählt virtuos und liebevoll pointiert von einer Köchin, die es so eigentlich nur noch an einem unbekannten, märchenhaften Ort in Italien geben kann, auch wenn dieser Ort in Umbrien natürlich längst nicht mehr geheim ist. Immerhin Marias Rezepte waren bis vor Kurzem in keinem Buch über italienische Küche zu finden.

Die Photographin und bereits mehrfach ausgezeichnete Buch­gestalterin Justyna Krzyzanowska begleitete Maria Luisa mit ihrer Kamera und hat das Leben in der Villa Roncalli frei von Make­up sowie Foodstyling gefühlvoll porträtiert und schnell wird klar, was mit einer Messerspitze Wahnsinn gemeint ist.

Maria Luisa kennt jeden einzelnen Olivenbaum, aus dessen Früchten ihr Öl gepresst wird. Die Linsen sind ein Familienheiligtum, und wenn es im November nach weißen Trüffeln duftet, dann kommt der Duft nicht aus einer Flasche mit Trüffelöl, sondern von echten weißen Trüffeln, die in der Nacht zuvor noch an einer geheimen Stelle geruht haben. Das Fleisch in Luisas Töpfen stammt von Tieren, die ein glückliches, vielleicht sogar wildes Leben führen durften, bis Luisa ihnen in ihrer Küche die letzte große Ehre erweist.

So kocht eine Radikale. Radikal saisonal. Radikal regional. Ohne Kompromisse. Maria Luisa Scolastra meint es wirklich ernst mit Qualität und sie kocht für ihr Leben gern, wie eine Besessene. Sie schläft ein mit dem Gedanken an Kochen und wacht mit dem Gedanken an Kochen wieder auf. Ihre Rezepte sind eine Hommage an die Küche Umbriens, Zutaten und Zubereitung stets traditionell, regional ─ und vor allem persönlich. Ein Mürbeteig enthält selbstverständlich die Eier der eigenen Hühner und hausgemachten Schmalz, für Maria Luisas Pizzateig kommt nur selbst angesetzte Mutterhefe in Frage.

Sie kann einfach nicht anders – behauptet jedenfalls der Buchtitel.

Die Rezepte auf etwa 150 Seiten sind lebendig erzählt und werden auf Fotos gezeigt, die das Italien der fünfziger Jahre beschwören. Die Rezepte sind nach Jahreszeiten sortiert und beginnen im Frühling. Die Anleitungen sind knapp und verständlich geschrieben, ein schöner Mehrwert ist die Weinempfehlung zu jedem Gericht: Colle Martani Grechetto aus Umbrien zum Spinat-Souflé mit gebackenen Kartoffelscheiben und Spinatsauce, ein Amarone aus Valpolicella zum Perlhuhn mit Kastaniensauce und Kartoffel-Steinpilz-Törtchen, Villa Fidelia Bianco zur Wirsingroulade mit Rindfleischfüllung und Polenta.

In ihrem Restaurant in Foligno kocht sie nach alten umbrischen Rezepten, die seit drei Generationen hungrige Esser und große Genießer beglücken. Mit viel Gemüse und feinen Hülsenfrüchten und Fleisch und Fisch: wenig, aber vom Feinsten und überwiegend aus dem eigenen Garten, der so groß ist wie ein ganzes Fußballfeld. Und während man sich so durch das liebevoll geschriebene Buch blättert wird man das Gefühl nicht los, dass der Garten-Eden nicht hätte schöner sein können. 

All das ist wunderbar altmodisch. Und genau darum ist es moderner denn je.

Alle Photos © Justyna Krzyzanowska

Erhältlich ist das Buch hier: Maria Luisa kann nicht anders!

„Ein entschleunigtes Wohlfühl-Kochbuch mit großartigen Texten und Fotos”
rezensiert Der Stern.

"Die Rezepte sind raffiniert, mit einfachen Zutaten. (…) Daneben gibt es interessanten Lesestoff und herrliche Bilder."
(Landlust 12/2012)

"Eines der schönsten und sinnlichsten Kochbücher seit Langem."
(genussraum 07/2012)