"Network" [USA 1976]


Getreu des "zornigen Propheten" (rastlos: Peter Finch), der in einer eigens für ihn konzipierten Fernsehshow von dem Abriss der Volksherrschaft polemisiert (im Umkehrschluss entsteht eine erneuerte, eine mediale und irreführende Volksbeherrschung), ist sein Forum, Sidney Lumets unaufhaltsames Quotenk(r)ampf-Pamphlet "Network", eine launische, verschnupfte, gehässige Anklage des modernen Menschen in einem Drehbuchleben fortgesetzter Struktur, die eine Nabelschnur zu den Konzernen des übergreifenden Ganzen herstellt: Telefonklingeln, Handzeichen, Vorschläge. Das menschliche Leben in "Network" wurde absorbiert – das Vorspiel bis zum Orgasmus untersteht einem instinktiven Reaktionsmechanismus, als wenn Sender weggezappt, Programme vorgespult und auf Suggestionstöne gehört werden. Ein technoider, fremdbestimmter Wahnsinn, kaum mehr humanitär. Satire darf nicht nur verletzend sein, Satire muss über den Horizont hinaus, muss karikieren, hauptsächlich aber Sprengstoff anrühren, der begreift, ohne zu beleidigen. "Network" nistet sich dort ein. Während die schlampig-zerzausten Dialogdetonationen von Paddy Chayefsky den Grundgedanken der Röhre angreifen (und wir, Zustimmung nickend und heuchelnd, vor genau dieser sitzen), geht "Network" weiter, indem er das Leben vor der Röhre zum deprimierenden Durcheinander (un)menschlichen Bewusstseins verbreitert, dem der zivilisatorische Gesinnungswandel hin zu vollautomatischen "Nuttensendern" und kommerzieller Beeinflussung nicht bekommt. Wahre Satire war selten subversiver: Howard Beale (Finch), das allmählich überalterte Konzept, hat mit dem letzten (tödlichen) Auftritt die größte Quote eingefahren.
8.5 | 10

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