Nettigkeit per DNA

Die fleißigen Genforscher haben wieder ein Gen gefunden! Dieses Mal ein wirklich interessantes, nämlich eins, was für altruistisches Verhalten zuständig sein soll. Die entsprechende Presseerklärung der Universität Bonn ist jedenfalls mit „Bonner Forscher finden Altruismus-Gen” überschrieben.

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Photo: ynse

Allerdings geht es dann schon etwas weniger dick aufgetragen weiter: „Tun Sie Anderen gerne etwas Gutes? Falls ja, sind vielleicht Ihre Gene dafür verantwortlich.” Immerhin hat sich hier schon ein „vielleicht” eingeschlichen. Und dann wird erklärt, was die Forscher der Universität Bonn tatsächlich herausgefunden haben.

Ein Gruppe um den Bonner Psychologen Professor Dr. Martin Reuter hatte Studenten zu einem „Merkfähigkeitstest” eingeladen. Die 101 Teilnehmer sollten sich Zahlenfolgen merken und anschließend möglichst korrekt wiedergeben. Dafür erhielten sie fünf Euro. Im Anschluss konnten sie einen beliebigen Teil ihres soeben verdienten Geldes für einen wohltätigen Zweck spenden. Als Anreiz für eine Spende wurde den Studenten ein Bild von einem niedlichen Mädchen aus einem Entwicklungsland gezeigt. Die Entscheidung, ob und wieviel gespendet wird, erfolgte in scheinbarer Anonymität. „Wir wussten aber stets, wieviel Geld zuvor in der Kasse gewesen war, und konnten daher den gespendeten Betrag errechnen”, erklärt Reuter.

Der eigentliche Clou ist aber ein anderer: Vor diesem Test hatten die Wissenschaftler ihren Probanden Hautzellen für eine DNA-Analyse entnommen. Dabei konzentrierten sie sich auf das so genannte COMT-Gen. Es enthält die Bauanleitung für ein Enzym, das bestimmte Botenstoffe im Gehirn inaktiviert, etwa Dopamin.

Bereits seit 15 Jahren ist bekannt, dass es zwei verschiedene Varianten des COMT-Gens gibt: COMT-Val und COMT-Met. Sie unterscheiden sich nur in einem einzigen Baustein. Bei Menschen mit der COMT-Val-Variante arbeitet das zugehörige Enzym bis zu viermal effektiver. Das Dopamin im Gehirn wird also wesentlich schneller inaktiviert. Das hat auch Auswirkungen auf das Verhalten: Studenten mit dem COMT-Val-Gen spendeten im Schnitt doppelt so viel Geld wie Kommilitonen mit der COMT-Met-Variante.

Andere Versuche zeigten beispielsweise auch, dass Menschen mit der COMT-Val-Variante schneller und flexibler entscheiden können und eher aus überraschenden Ergebnissen lernen. Auch sollen die Träger mit der COMT-Val-Variante in der Überzahl sein, allerdings behaupten sich die Träger der COMT-Met-Variante aber mit stabil hohen Anteil der Weltpopulation – obwohl es allerhand Theorien darüber gibt, dass die COMT-Val-Träger Verhaltensvorteile haben dürften. Aber so ist das mit den Theorien – in der Praxis sieht es dann oft anders aus.

Zwar wurde in der Pressemitteilung behauptet, dass hiermit zum ersten Mal ein Zusammenhang zwischen einer speziellen Erbanlage und altruistischen Handlungen festgestellt worden sei. Bei einer simplen Google-Suche fand ich allerdings schon andere Studien, in denen von Altruismus-Genen die Rede war, etwa eine Untersuchung der Hebrew University of Jerusalem von 2007. Allerdings wurde hier das Gen AVPR1a für großzügiges Verhalten verantwortlich gemacht.

Nun ja, man soll ja ohnehin nicht immer alles glauben, was so publiziert wird. Was würde es letztlich bedeuten, wenn tatsächlich ein Altruismus-Gen gefunden wird? Gut, man hätte eine Bestätigung dafür, dass es Menschen gibt, die „von Natur aus” freundlicher zu ihren Mitmenschen sind als andere. Aber das weiß man doch auch so. Manche Menschen sind egoistische Arschlöcher und andere nicht. Soll man jetzt hergehen und ihnen das „richtige Gen” einsetzen, damit sie netter werden? Kompletter Unsinn.


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