Nett, dass Du ein Werbeträger bist

Von Lukas Röthlisberger @Adekagabwa

Der deutsche Wortschatz umfasst etwa 75’000 Worte. Allein im deutschen Patentamt werden jedes Jahr mehr als 60’000 Marken angemeldet. Es gibt also viel, viel mehr Marken-Namen als Worte. Weltweit gibt es weit über 10 Millionen „Brands“.

Vom Anfang der Menschheitsgeschichte bis vor etwa siebzig Jahren kannte man so etwas wie eine Marke nicht. Es gab gelegentlich Symbole der Zünfte, wie die alten Steinmetz-Zeichen, die auf die Hersteller hinwiesen. Seit dem vorletzten Jahrhundert kam dann die Bezeichnung einer Region auf (Jenaer Glas, Meissner Porzelan oder Shetland Wolle) oder die Verwendung des Namens vom Produzenten (Dr.Oetker Backpulver).

Für uns Heutigen ist der Marken-Name maßlos wichtig geworden. Ob Computer, Nudeln, Handtasche, Auto, Farbstifte oder Schuhe – die Marke ist entscheidend. Und das Erstaunlichste dabei: der Name der Marke muss in großen Lettern auf dem Produkt stehen. Es gibt  Jack Wolfskin Windjacken, auf denen das Logo so groß ist wie die Jacke selbst.

Der Mercedes Stern wurde zum Orden, den man mit Stolz trägt. Man ist selber rundherum zum „Sandwich-Man“ zum Werbeträger der Firma geworden. Dafür werden wir aber nicht bezahlt, sondern wir geben der Firma viel Geld damit wir mit dem Produkt für ihre Marke werben dürfen.

Was ist da passiert, dass es soweit kommen konnte?
Warum nehmen die wenigsten Menschen diese Situation als absurd wahr?
Wie hat die Gehirnwäsche so perfekt funktioniert?
Wie kommt man wieder raus und zu sich selbst zurück?


Posse / 39×29 / Filzstift auf Zeichenpapier / 2013, Nr 13-068


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