Nerz, Pelz und Co

Von Elwiraszyca @Das_denke_ich

Was mir heute aufgefallen ist, Pelz ist wieder in. Nein, ich war nicht auf der Kö spazieren, und sogar da sieht man es immer seltener. Ich meine Pelz wird mehrheitstauglich. Es gibt sie immer mehr, die Verzierungen am Kragen einer Jacke oder was ich besonders seltsam finde, sind die Bommel an der Mütze, davon mal abgesehen, dass ich mich frage, wieso man den Bommel überhaupt dran machen muss, umso mehr frage ich mich, wozu brauche ich den Bommel aus Pelz. Es ist ja nicht so, zumindest ist mir das nicht bekannt, dass diese Stelle am Hinterkopf besonders schnell friert. Vielleicht habe ich heute morgen besonders darauf geachtet, weil ich eine Reportage über genau dieses Thema gesehen habe. Inhaltlich ging es zum einen darum, dass immer mehr Pelz verwendet wird, aber auch, dass der Verbraucher sich nicht dessen bewusst wird oder darauf hingewiesen wird, dass er Pelz trägt. In den gezeigten Umfragen hätten sich die Menschen, wenn sie es vorher gewusst hätten, dagegen entschieden. Und ich muss ganz ehrlich sagen, ich kann das nachvollziehen, denn ab einer gewissen Preisklasse, die nun mal die meisten von uns finanzieren können, gehe ich einfach davon aus, dass es Kunstpelz ist. Persönlich finde ich es jetzt nicht wirklich chick, aber wenn es sein muss, von mir aus. Ich würde bei den wenigsten Pelzimitaten, darüber nachdenken, ob es jetzt echt ist oder Fake. Diese Reportage hat mich umdenken lassen, denn zum einen wurde darauf hingewiesen, dass die Echtpelzproduktion mittlerweile fast so günstig ist wie der Kunstpelz. Und zum anderen, was ich besonders erschreckend finde, bei einer mit „unechten Pelz“ gekennzeichneten Jacke erwies sich der Pelz im Labor, wie bei allen anderen auch, als echt.

Warum eigentlich Echtpelz, wenn es auch Kunstpelz gibt? Warum ist der Echtpelz mittlerweile genauso günstig wie Kunstfell? Erklärt wurde das Ganze mit der Massenproduktion. Klar, das verstehe ich auch, Fixkosten und so weiter und so fort. Aber das beste Argument gegen Pelz ist ja die Art der Gewinnung, nennen wir es mal so. Den Tieren wird bei lebendigem Leib das Fell abgezogen. Und ich frage mich, ob es keine andere Methode gibt. Das wurde leider nicht geklärt, das hätte mich sehr interessiert. Das hätte vielleicht nicht die allgemeine Grundeinstellung zu Pelz geändert, aber ich würde es gerne nachvollziehen können. Warum das Fell bei lebendigem Leib abziehen und keinen Elektroschocker nutzen? An den Kosten kann es wohl nicht liegen, an der Dauer wohl noch weniger. Und der Vorwurf der Tierquälerei würde nicht ganz so laut sein. Angeblich, habe ich gehört, auch wenn ich nicht recherchiert habe, ist es wohl so, dass das Fell durch den elektrischen Schock nicht mehr so schön wäre. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, klar es gibt Stresshormone usw., aber können sie so schnell ausgeschüttet werden? Ich weiß es nicht. Ich würde mich so gerne mit jemandem unterhalten, der mir das erklären würde. Für mich ist es ein einziges Mysterium.

Natürlich fühlt sich das sehr sehr weich an, aber die Nachteile überwiegen enorm. Und ich verstehe auch, dass es Klimazonen gibt, da muss einfach auf Pelz zurückgegriffen werden, keine Frage, aber es erklärt nicht, wie dieser Bommel an der Mütze mich warm hält oder der Abschluss meines Kragens meiner Michelinmännchen- oder wie es eigentlich heißt Daunenjacke. Wie soll mich das warm halten? Das hängt nur hinten runter und ehrlich, darüber sollte man sich auch mal Gedanken machen, es lässt einen sehr viel breiter erscheinen, wenn man hinter sich einen Halbkreis mit aufgestelltem Fell trägt, man wirkt noch mal so breit.

Aber das sagt jetzt eine Frau, die jeden Tag eine Lederjacke trägt. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, ich bin seit 10 Jahren aus der Schule raus und ich kann dafür nicht meine Hand ins Feuer legen, aber ich befürchte, dass mich die Jacke bereits zur Schule begleitet hat. Was ich damit sagen möchte, davon mal abgesehen, dass ich so leicht nach 80er Jahre aussehe, dass so eine Lederjacke verdammt lange hält. Ich habe in dieser Jacke schon viele andere Jacken vor ihr beerdigt, ob es eine Regenjacke war, eine warme Jacke, eine Übergangsjacke, Lederimitat oder Stoff wie auch immer, die schwarze Lederjacke war immer schon dabei. Sozusagen ist es eine Investition für mein halbes Leben, die ich eigentlich 6 Monate im Jahr durch trage, weil sie ist im Herbst nicht zu warm, im Winter auch nicht kalt und im Frühling wieder nicht zu warm. Als ob irgendwas an ihr wäre, was warm und kalt ausgleicht. Und ich habe auch Kunstlederjacken, da, egal ob ich sie trage oder nicht, kalt ist es genauso, vielleicht höchstens so eine Art Windschutz, aber das ist es dann auch schon. Deshalb, aber das muss jeder für sich selbst wissen, spielen Lederjacken noch lange nicht in der selben Liga wie Pelzjacken. Tiere, die nicht nur wegen der Haut getötet werden, sondern auch um sie zu verzehren. Da sind wir bei einem neuen strittigen Thema. Nichtsdestotrotz werden diese Nutztiere, was auch schon ein seltsamer Begriff ist, der mir schwer über die Lippen kommt, auf eine andere Art und Weise getötet, auch wenn die Haltungsbedingungen sicher ähnlich sind.

(Foto: Enrico Kahnt  / pixelio.de)