Nervenzusammenbruch?

Hatte ich gestern einen Nervenzusammenbruch? Ich weiß nicht so genau. Wenn ich mir die Definition von wikipedia anschaue, kommt es meinem Zustand (denn mehr war das nicht mehr) schon sehr nahe:

Bei einem Nervenzusammenbruch handelt es sich um eine umgangssprachliche, unpräzise Bezeichnung für einen psychischen Ausnahmezustand, meist nach traumatischen Erlebnissen, wie z. B. Unfällen, Naturkatastrophen oder Todesfällen, aber auch als Folge von lang anhaltendem, zehrendem Stress aller Art mit fortgesetztem Burnout.

Ein Nervenzusammenbruch weist oft Symptome wie starkes Weinen und Zittern, manchmal auch Abwesenheit und Teilnahmslosigkeit auf.Oft wird ein Nervenzusammenbruch durch eine stark belastende Situation ausgelöst; der oder die Betroffene weiß sich nicht zu helfen, er flüchtet in Nichtstun und die aufgelisteten Symptome. Gelegentlich tritt ein Nervenzusammenbruch zusammen mit psychischen Erkrankungen wie Burnout oder einer Angststörung auf.

Dabei habe ich Donnerstag Abend noch ganz optimistisch auf den nächsten Tag gesehen: ich habe es geschafft, mir vorzunehmen, mal nicht vor der Arbeit noch in die neue Wohnung zu fahren, sondern Teppich Teppich sein zu lassen und die letzten Arbeiten auf Dienstag zu verschieben. Insofern stand mein Wecker für Freitag mal zwei Stunden später auf rumnörgeln. Leider verabschiedete sich jedoch unser Geschirrspüler Donnerstag Abend und somit war der neue Plan für Freitag: Geschirr spülen und dann mal nach der Maschine schauen. Aber natürlich kam Freitag dann alles anders. Ausgekuschelt hab ich. Aber danach…

Nun ja…
Nach ewig langer Warte- und Telefonierzeit erfuhr ich, dass mein Schlafsofa wohl doch nicht rechtzeitig ankommt. Und dann, dass das Kündigen der Visa nicht so schnell verläuft, wie erhofft. Außerdem benötige ich erstmal eine „eigene“ neue Karte von irgendwoher. Dann gab es noch ein Paket zum verschicken und Dankeskarten.
Die Zeit war jedenfalls ratzefatze um und der Geschirrspüler noch immer voll schmutzigem Geschirr.

Dementsprechend angespannt kam ich auf Arbeit an. Ich selbst hätte gesagt, mir geht´s gut. Hab nicht wirklich gemerkt, was los ist…
In meiner Pause hab ich mich wegen einer neuen Visa-Karte erkundigt und auch hier wieder einen „Rückschlag“ eingesteckt: das geht nur schriftlich und nicht einszweidrei online. Als dann meine Kollegin neben mir stand um sich in den Feierabend zu verabschieden war es irgendwie vorbei…
Ich war plötzlich in Tränen aufgelöst und alles erschien mir unlösbar und ich unendlich klein. Kein noch so aufmunterndes Wort hat geholfen…

Wie meine Kollegen so sind: sie hat dann organisiert, dass ich sofort gehen konnte und wir waren eine ganze Weile spazieren, haben viel geredet und ich noch mehr geweint. Bis ich dann endlich Luft holen konnte und beschloß, das Wochenende nicht daheim zu verbringen. Ich musste einfach nur noch weg von dem ganzen Scheiß. Nix mehr sehen und hören davon. Kraft tanken so weit möglich.

Ob es am Montag reichen wird? Ich weiß es noch nicht.
Heute Abend habe ich noch nicht das Gefühl. Die Tränen stehen noch immer parat und ich muss mich zwingen, die planerischen Gedanken zu verdrängen, die sich immer wieder in meinen Kopf stehlen.

Auch kann ich im Moment kaum etwas Positives finden. Das ist mit das Schlimmste. Ich weiß… ich bin weit gekommen und nach dem Umzug wird es bestimmt was mit dem Luft holen und „ankommen“. Aber der Weg bis dahin… Es ist nur noch eine Woche…
Und obwohl ich ständig die nächsten Tage in Gedanken durch gehe und dann merke, es ist zu schaffen, ist auch die Panik sofort wieder da und sagt mit gehässiger Stimme: „Ach ja? Und wie bitteschön? Du hast die neue Wohnung nicht vorbereitet. Dein Sofa kommt nicht. In der alten Wohnung ist noch Zeug einzupacken. Vom Abbau der Küche mal ganz zu schweigen. Träum weiter.“.
Schon fies, wenn der eigene Verstand einem immer wieder einen Arschtritt verpasst und auf ein tiefes Loch zu stößt… Es wäre so einfach… Aber keine Alternative für mich… never ever…

Und doch hab ich auch Angst vor dem Moment, wenn alles Grobe erledigt ist und ich zur Ruhe komme. Was passiert dann? Welche Gedanken werden dann da sein? Erwischt mich die Trauer und Einsamkeit wieder mit voller Wucht? Keine Ahnung… ich war noch nie in dieser Situation…

Angst und Sorgen – die mich zu einer anderen Zeit nur lächeln lassen würden – bringen mich um den Verstand und meine Kraft.

Ich kann mich nicht um meine Tochter kümmern, wie es nötig wäre. Spüre, wie sie selbst in einem dunklen Sumpf versinkt. Will sie ständig beschützend im Arm halten, aber sie lässt es kaum zu. Wir leben und trauern aneinander vorbei. Und ich kann an dieser Situation einfach nichts ändern. Bekomme es nicht in den Griff. Leb von Tag zu Tag, denn weiter voraus planen lässt mich auch wieder in Panik verfallen. Ein ganz beschissener Kreislauf. Ich will keine Depressionen haben, dafür lache und lebe ich viel zu gerne. Die Ansätze sind da. Ich spüre, wie sie vor meiner Tür stehen und immer wieder versuchen, zu mir vorzudringen.

Es gibt jede Menge positiver Punkte in meinem Leben für die ich unendlich dankbar bin. Und die meiste Zeit schaffe ich es, mich daran festzuhalten. Aber eben nicht immer…
Und dann erwischt es mich wie gestern…


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