Als Nepo im Alter von sechs Monaten war, habe ich erkannt, dass es auf Dauer absolut keinen Sinn macht, sein Kind immer zu entertainen. Bis dato war ich ständig mit ihm in Interaktion und hatte das Gefühl ihm immer was bieten zu müssen. Irgendwann konnte ich nicht mehr und bin auf Emmi Pikler und Maria Montessori gestoßen. Ab da war ich der Überzeugung, dass es für mich und für meinen Sohn besser ist, ihn allein spielen zu lassen und ihn dafür intensiv zu beobachten. Ich muss sagen, dass ich mit meiner Rolle der Beobachterin sehr glücklich bin und froh, dass sich mein Junge auch über einen längeren Zeitraum allein mit etwas beschäftigen kann. Natürlich spiele ich weiter mit ihm und er weiß, dass ich immer für ihn da bin, auch wenn ich mich gerade nicht mit ihm in einem Zimmer befinde, aber ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich ständig vor ihm rumspringen muss.
Der Experimentierfreudige
Nepo übt Schrauben
Ein großer Vorteil des Beobachtens ist es, mitzubekommen, was das eigene Kind bevorzugt. Ich biete ihm immer fünf Spielsachen an und er sucht sich selber aus, was er spielen möchte. Manchmal geht er auch einfach nur ins Bad, nimmt sich eine Rolle Klopapier und ist damit dann eine ganze Weile damit beschäftigt und ich würde es nie wagen, ihm diese wegzunehmen und ihn zum Spielzeug zu setzen.
Was ich in den letzten Monaten beobachtet habe, ist diese absolute Faszination Dinge ineinander zu stecken. Ich glaube, dass es in dem Alter normal ist, aber trotzdem finde ich es immer überraschend, wenn mein Sohn Eimer für einen Turm jedes Mal in verschiedener Weise miteinander verbindet.
Unser Sohn steckt alles ineinander, was dafür vorgesehen ist. Dazu probiert er immer wieder neue Kombinationen aus und erstaunt damit auch die Betreuerin in unserer Kindergruppe, die manche Kombinationen von Holzspielzeugen so noch nie gesehen hat.
Es macht Spaß zu beobachten, wie er sich total in seine Steckspiele vertieft, während um ihn herum alle Kinder toben. Womit ich jetzt nicht sagen möchte, dass er da nur still in der Ecke rum sitzt, nein, er läuft auch durch die Gegend, sucht mit anderen Kontakt, spielt mit der Kinderküche und liebt die Autos, die es dort gibt. Aber oft vertieft er sich eben in seine „Basteleien“
Papa + Sohn = Entdeckerteam
Bastelarbeit für Nepo
Mein Freund hat mir erzählt, dass auch er in seiner Kindheit viel gebaut, gebastelt oder experimentiert hat. Also glaube ich, dass Nepo das wohl von seinem Vater geerbt hat. Beide haben die Veranlagung sich tief in Sachen rein zu versetzen und dann alles andere einfach auszublenden.
Mir ist diese Veranlagung leider nicht gegeben. Zwar kann ich mich schnell für etwas begeistern, aber genauso schnell fällt das auch wieder ab.
Als wir letzte Woche in der Flugzeugwerft waren, hat man wieder ganz klar gesehen, dass sich Papa und Sohn zwischen der ganzen Technik super wohl gefühlt und alles angefasst haben, während Mama sich im Kinderwagen schieben geübt hat und brav hinter den Beiden hergedackelt ist.
Am schönsten sind für mich dann aber die Besuche im Museumsshop, wo sich für alle Tüftler und Entdecker was finden lässt. Wer allerdings schon mal im Shop des Deutschen Museum war, der weiß, wie teuer Produkte wie Mikroskop oder Experimentierkästen sein können. Ich denke gerade am Anfang, wenn wir einfach Dinge ausprobieren möchten, lohnt es sich, dann eher auf günstigere Modelle zurückzugreifen. Lidl hat eine extra Kategorie für “junge Entdecker”. Bisher habe ich mit den Kinderprodukten von Lidl eigentlich immer gute Erfahrungen gemacht und denke, dass es auch für „größere Kinder“ durchaus eine sinnvolle Alternative zu den hochpreisigen Produkten ist.
Wir als Eltern würden Nepo, sobald er das passende Alter erreicht hat oder sich schon früher dafür interessiert, gern die Möglichkeit geben, seinen Forscher- und Entdeckungsdrang mithilfe dieser Experimentierkästen auszuleben. Allerdings auch nur in gleichmäßiger Abwechslung zur Zeit an der frischen Luft. Besonders jetzt im Herbst, wo die Zeit draußen sehr unangenehm werden kann, macht es viel Spaß, dem Kleinen am Globus die Welt zu erklären oder den Hausstaub unter dem Mikroskop zu untersuchen.
Der Papa freut sich auch schon sehr auf die Zeit, die er mit ihm beim Basteln und programmieren verbringen kann. Ob sich das mit dem „ich programmiere mit Nepo, wenn er vier Jahre alt ist“ dann so ausgeht, darauf darf ich gespannt sein. Dann vielleicht doch lieber Kristalle züchten oder den fiesen Hausstaub wegblitzdingsen.
In diesem Sinne: Habt noch einen wunderschönen, entdeckungsreichen Abend.
Eure Mareike