Nele Hoffmann: Mit Papa war’s nur Blümchensex

Von Buecherdiebin

Mit Papa war’s nur Blümchensex
Nele Hoffmann, Manuela Ausserhofer

U-Line
144 Seiten
Biografie, Missbrauch & Sexuelle Gewalt

Es gibt diese Bücher, die bestürzt machen. Die man gern aus der Hand legen würde, da man sie kaum oder nur schlecht erträgt. Ich bin eigentlich sehr hart im Nehmen, bei Nele Hoffmanns Biografie „Mit Papa war’s nur Blümchensex“ sträubte sich mein Kopf aber hin und wieder doch, weiter zu lesen. Wächst man in einer liebevollen Umgebung gut behütet auf, kann man sich nämlich nur schwer vorstellen, was Nele zustößt. In „Mit Papa war’s nur Blümchensex“ muss der Leser lernen, dass Sex mit einem Elternteil noch gar nicht zum Schlimmsten gehört, was einem jungen Mädchen zustoßen kann. Nele wächst so heran, dass der Sex mit Papa normal ist. Einvernehmlich und liebevoll. Bis sie erkennt, dass es falsch ist, vergehen viele Jahre. Genau genommen, bis Nele zu alt für ihren Vater wird. So unnormal und illegal diese Beziehung auch war, Nele kommt nun vom Regen in die Traufe. Mit ihrem späteren Freund muss Nele Demütigungen und Schmerzen ertragen, an die ich persönlich kaum denken möchte: Nadeln in den Brustwarzen, Fäkalien, Stromstöße, und vieles mehr.

Während ich dieses Buch las, stieß ich in einer Facebook Gruppe auf einen Post. Deren Erstellerin las ebenfalls „Mit Papa war’s nur Blümchensex“ und eine Kommentatorin fragte – meiner Meinung nach auch völlig zurecht: Warum liest man sowas? Tja. Amüsement und Gefallen daran können es nicht sein. Und in den seltensten Fällen (hoffe ich) Perversion. Bücher wie diese zeigen auf, was passiert. Was um uns herum passiert, meist ohne, dass wir es bemerken. Bücher wie diese sensibilisieren für Themen, die der Otto-Normal-Bürger wahrscheinlich verdrängt, nicht wahr haben will, nicht auf dem Schirm hat. Es zeigt ein bisschen, wie man eventuell mit jenen umgehen kann, die es erlebt haben. Und ein bisschen, hoffe ich, lehrt es auch, mit offeneren Augen durch die Welt zu gehen, eventuell Missstände erkennen zu können. Nein. Ein schönes Thema ist das nun wirklich nicht. Keines, woran man Gefallen finden kann. Aber es ist ein Buch, welches Augen öffnen kann und für wichtige Themen sensibilisiert. Nele Hoffmanns Biografie rüttelt wach und führt uns vor Augen, was hinter verschlossenen Türen direkt neben uns passieren könnte. In jeder noch so normal erscheinenden Familie. Allein deshalb ist dieses Buch sehr lesens- und empfehlenswert, um den eigenen Horizont zu erweitern.