Nekromantik (1987) #horrorctober

Nekromantik (1987) #horrorctober

Nekromantik (1987) #horrorctober
Trotz seiner geringen Kinopräsenz sorgte Jörg Buttgereits deutsche Independent-/Undergroundproduktion Nekromantik Ende der 80er für großes Aufsehen in der hierzulande sehr konservativen Filmlandschaft. Buttgereits Film nahm sich dem größtenteils verschwiegenen Tabuthema der Nekrophilie an und ließ sich auch nicht vor expliziten Szenen abhalten. Auch heute noch steht Nekromantik auf vielen Listen, der härtesten oder krassesten Filme aller Zeiten. Aber warum eigentlich?
Eine berechtigte Frage! Das großartige Filmplakat erzeugt Faszination und das Hörensagen von Bekannten, Freunden oder Horrorfans aus aller Welt enorme Neugier. Doch wer einen krassen Splatterfilm oder exorbitanten Gore erwartet, wird am Ende schwer enttäuscht sein, denn bei Nekromantik handelt es sich um ein fast reines Drama um ein (bewegendes) Einzelschicksal. Als Horrorfilm dürfte die deutsche Produktion eigentlich kaum noch durchgehen.
In Nekromantik geht es um Rob, der mit seiner Herzdame Betty seine nekrophile Neigung auslebt. Als Rob eine echte Leiche mit nach Hause bringt, entsteht eine erfüllende Leidenschaft. Doch nach dem Rob seinen Job verliert und Betty ihn verlässt, geht es nur noch bergab für den jungen Mann...
Nekromantik (1987) #horrorctober

Nekromantik wurde auf Super 8 gedreht und erzeugt dadurch eine gewisse Home-Video-Ästhetik, die für eine krisselige, düstere Stimmung sorgt. Der Film hält uns vor Augen, dass Gewalt überall entstehen kann, auch in der Wohnung nebenan. Während sich der Zuschauer vor den Handlungen des Paares ekelt, sind diese für die Filmfiguren völlig normal und selbstverständlich. Es erfolgt keine Reflektion und so entsteht ein dokumentarischer Touch, über den sich der Zuschauer selbst ein Bild machen muss. Hin und wieder streut Buttgereit eine unnötige Prise Humor ein, die den Eindruck erwecken könnte, dass es dem Regisseur dann doch nicht so sehr um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema gelegen war. Die Balance hält Buttgereit dennoch, da er nur wenige explizite oder gar reißerische Szenen zeigt. Selbst die Sexszenen mit der Leiche werden (ungewollt) visuell entfremdet.
Trotzdem dürfte Nekromantik für die meisten Sehgewohnheiten zu viel von allem sein. Zu mal man auch einige formelle und inhaltliche Schwächen verzeihen muss, um dem Film etwas abzugewinnen. Auf Grund seiner kurzen Laufzeit gibt es wenig Leerlauf im Film, was der Dramaturgie nur förderlich ist. Die Darsteller, größtenteils Laien und Freunde Buttgereits, bewegen sich noch im Rahmen für eine so kostengünstige Produktion. Die größte Stärke des Films ist das omnipräsente Herzblut des Regisseurs. Kreativität kann man den Machern definitiv nicht absprechen. Tatsächlich lässt sich auch ein künstlerischer Ansatz erkennen. Nekromantik ist definitiv kein Mainstream und schon gar kein billiger Splatterfilm, den viele hinter dem Streifen vermuten würden. Stattdessen ist es eine dramatische Auseinandersetzung mit sozialer Isolation und Sexualität jenseits der üblichen Norm, gepaart mit offensichtlichem Exploitationfaktor. Die expliziten optischen Härten gibt es erst in der weniger gelungenen Fortsetzung Nekromantik 2.
OT: Nekromantik VÖ: 1987 Laufzeit: 75 Minuten FSK: - R: Jörg Buttgereit D: Daktari Lorenz, Beatrice M.
Trailerlink
Christian
Bildquelle: Arrow, Target

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