NEIN!!! Teil 2

Ich stürmte in Richtung meines Saals. Statt des üblichen “Guten Morgen” rief ich, nach einem kurzen Blick auf den Patienten: “Null zwei Fenta, hundertachtzig Diso und vierzig Tracrium!” Dann stürzte ich mich auf das Narkosegerät. Pfleger Marc sah mich etwas irritiert an, der Patient gleich einem Mondauto.
“Guten Tag, mein Name ist…”  versuchte er sich zu äußern.
“Müller, Knie, gesund, weiß ich schon!” unterbrach ich ihn, während ich ihm unsanft eine Maske auf das Gesicht drückte, was weitere Äußerungen des Herrn Müllers unterband, bzw. zumindest unhörbar machte. Hektisch drehte ich den Sauerstofffluss auf. Marc spritzte achselzuckend die Medikamente. Als Herr Müller unsanft ins Reich der Träume hinüber geglitten war, sah mich Marc erbost an.
“Was sollte denn das jetzt? Der arme Herr Müller! Der ist jetzt völlig traumatisiert!”
“Hast recht.” erklärte ich nach kurzer Überlegung. “Spritz ihm noch zwei Milligramm Midazolam, dann weiß er es zumindest nicht mehr.”
“Das meinte ich nicht! Was sollte denn der Auftritt eben?”
Ich seufzte. “Laryngoskop.” sagte ich und hielt die linke Hand auf.
“Das Relaxanz wirkt noch nicht!” belehrte mich Marc.
“Das weiß ich. Gib mir jetzt das Laryngoskop. Glaub mir, es ist besser so für Herrn Müller. Und für uns beide auch.”
Kopfschüttelnd gab mir Marc das Gewünschte. Mit großer Mühe intubierte ich den hustenden Patienten.
“Und was soll daran jetzt gut sein?” fragte Marc, noch immer kopfschüttelnd.
“Wirst du gleich sehen…” murmelte ich. In diesem Moment öffnete sich mit einem hissenden Geräusch die Tür zum Gang. Herein kam – Willi.
“Oh nein!” rief Marc aus.
“Wie, schon intubiert?” fragte Willi enttäuscht. “Aber das soll ich doch lernen! Ich bin jetzt PJler, du musst mich das alles machen lassen!”
“Sorry, Zeitdruck und so, weißt schon, Zeit ist Geld im Krankenhaus, das wirst du schon noch früh genug lernen.” entgegnete ich barsch, während ich die Tür zum OP aufriss und “Fertig” brüllte.
Während Marc und ich den Patienten in den OP schoben und dabei Willi nur mit Mühe von einer versehentlichen Extubation abhalten konnten, flüsterte Marc mir zu: “Jetzt verstehe ich so einiges…”

Und so ein PJ-Tertial dauert ja ganze 16 Wochen…
Werde ich Willi wieder los?
Kann ich ihn von Herrn Müller fernhalten?
Und wie werden die Chirurgen auf Willi reagieren?

Wir werden sehen…


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