Nein, sie lebt nicht, sie lebt nicht, sie lebt nicht...

Man will ja doch wählen, seine Stimme loswerden. So hat man es gelernt, so will man es beibehalten - das ist die Denke vieler, die an Urnen pilgern, um in Bürgerpflicht zu machen. Wählen, weil das demokratisch ist - wählen, weil man es so gelernt hat und der schöne Brauch nicht aus der Welt sein soll - wählen, auch ohne eine Wahl zu haben. Stimmen wollen vergeben sein - und wenn man nicht weiß, wohin mit seiner Stimme, weil allerlei Parteien nicht so aussehen, als würden sie Stimmen verdient haben, so schustert man sie einer Partei zu, die derzeit womöglich nicht viel richtig macht, aber eben auch nicht falsch. Hier kommt derzeit die Sozialdemokratie ins Spiel, die in Landtagswahlen zunehmend als Gewinner hervortritt.

Gewinner? Neinnein, die SPD ist nicht wiedererwacht. Entwarnung also! Man darf Meck-Pomm nicht fehldeuten. Wenn eine Leiche ein Weilchen liegt, bekommt sie einen Blähbauch, furzt aus allerhand Körperöffnungen. Das wirkt dann beinahe so, als lebte der Torso noch. Tut er aber nicht! Blähungen sehen nur manchmal wie Atmung aus. Die SPD bläht gerade mächtig - das ist das ganze Geheimnis. Man war Leiche, man ist Leiche. Die anderen natürlich auch! Man verwest ja parteiübergreifend. Bloß bei denen stülpt das durch Fäulnisprozess entstehende Gas derzeit keine Bäuche nach außen. Der blähschwülstige Bauch, der sich wölbt, der rumort und gurgelt und dabei aussieht, wie ein agiler, sich bewegender Leib, er täuscht über die Wahrheit hinweg.

Und diese Wahrheit lautet, schunkelnd ausgedrückt: Neeeein, sie lebt nicht, sie lebt nicht, sie lebt nicht... Tut sie nicht! Man darf den Blähbauch nicht mit einer strotzenden Brust verwechseln. Beides mag sich ähneln, wenn man nur schnell darüber hinwegblickt. Doch die Sozialdemokratie schwellt nicht Brüste, sie profitiert lediglich davon, dass es Menschen gibt, die unbedingt ihr Kreuzchen loswerden wollen und nicht wissen, wohin mit dem Ding. Dann halt zur SPD, die war ja mal wer und Opa hat sie auch gewählt damals - und unter Gabriel blühen sie zwar nicht wieder zu mehr sozialem Gewissen und mehr Demokratieverständnis auf, aber sie schweigen viel, was gut ist in Zeiten, da die anderen viel Scheiße schwatzen. Reden Silber, Schweigen Gold und Zuwächse an der Urne.

Erstaunlich, wie die Sozialdemokraten feiern. Wissen die parteilichen Kader denn nicht, dass sich parteiliche Kadaver ab und an rühren und deswegen dennoch verstorben bleiben? Den letzten Aufwind eines im Sterben liegenden fehldeuten - ja, das passiert! Wer hat nicht schon Omas achten Frühling, den sie im Sterbezimmer verlebte, als Wende zum Guten interpretiert? Aber jemanden, der schon das Löffelchen abgegeben hat, zum Wiedergänger zu erheben? Hoffnung, die nicht mal dann stirbt, wenn schon gestorben wurde. Was feiern sie denn nur? Dass man aus Wahlnotstand heraus den wählt, der momentan am nettesten aussieht? Dass gottlob die meisten Wähler zuhause bleiben, das heißt, eben keine Wähler sein wollen, womit Zuwächse zustandekommen, die es gar nicht gibt. Weniger Polemik, etwas mehr Zahlenschaukelei? Bittesehr: Obwohl man in Mecklenburg-Vorpommern mehr als fünf Prozent zulegte, wurde man von knapp 8.000 Leuten weniger gewählt. Das ist doch nicht Leben, das in die SPD zurückkehrt - das ist der falsche Schein, den die Fäulnis macht.

Lang genug war man krank, litt man an der Schröderitis, höhlte die Clementitis den Körper aus, grummelte Morbus Münteferensis wild im Gestell, trocknete die Schilyhö den ohnehin schon moribunden Klapperkasten aus. Und dann war es aus! Nicht plötzlich, nicht unerwartet rafften sie sie dahin, die Sozialdemokratie. Was gut war, könnte man respektlos sagen. Was ist denn das für ein Leben nach einer schweren Schröderitis? Wer will denn so weitermachen, so entstellt, so gezeichnet? Dann lieber gleich ein Ende mit Schrecken. Die Sozis in Meck-Pomm, die nun so ungehalten jubeln, sie sollten mit etwas mehr Pietät an die Sache treten. An Särgen feiert man nicht, man steht zurückhaltend Spalier. Der Wahlabend war peinlich, weil er einer Beerdigung glich, auf der frohlockt wurde. Er war peinlich, weil man glaubte, dass der sich wie Hefe wölbende Bauch, der zufällig das Sargglöckchen bimmeln ließ, das Lebenszeichen eines versehentlich vergrabenen Scheintoten war...


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