Seit wir uns im Parfum-Shop um ein Geschenk für unsere Tochter bemühten, seit also Lenchen mir inmitten süßer Düfte immer wieder Duftproben unter die Nase hielt UND ICH DABEI NICHTS EMPFAND – seither beneide ich unseren Hund.
Wenn wir beide früh, so gegen 5:00 Uhr, durch die Gegend stromern und ich sehe, wie er riechend seine Umwelt wahr nimmt, wie er sie mit seiner Nase liest, überkommt mich ein Gefühl des Neides. Warum kann ich nicht auch, was ein jeder einfacher Hund kann?
Aber nee: Meine düfterische Rezeption hält sich in engen Grenzen. Schweiß – pfui, Lenchen in der Küche – ah! Dazwischen gibt es noch “Waldboden”, “Raumspray” oder “Treppenhaus” – das war es dann aber schon.
Ist der Vorgang extrem, kann man Gefühle leichter bestimmen.
Wenn ich – um ein weiteres Gefühl anzufügen – morgens im Internet mein Konto aufschlage und ich immer noch nicht jenen Betrag finde, der längst, spätestens seit dem 12. Dezember, hätte verbucht sein müssen und der Kontostand unnötigerweise gegen Null konvergiert, überkommt mich Hass.
Zumal ich die kommenden Ausreden bereits kenne:
(1) Wahaas? Noch nicht auf Deinem Konto? Kannichsein! Na, meine Bank kriegt was zu hören!
(2) Oh-ja. Ist zurück gekommen. Zahlendreher. Tutmirleid.
(3) Sorry, mein TAN-Block ist verschwunden.
(4) …
Was man auch sagen wird: Hass bleibt Hass!
Beides – Hass und Neid – sind einfachstrukturierte Gefühle. Und eigentlich eines alten Mannes unwürdig. Wobei allerdings – fällt mir nun ein – die Aussicht auf eine schöne Rache ein probates Mittel ist, jeden Hass zu mildern.
Doch *seufz* Neid bleibt alternativlos.
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