Ladies & Gentlemen,
Das Jahr 2011 war zweifellos ein schwieriges Jahr mit Einblicken in einen sehr tiefen Abgrund. So war zu erwarten, dass die Bundeskanzlerin in Ihrer Ansprache breiten Raum der Schuldenkrise in den Euroländern einräumen würde. Und so war es denn auch. Das kommende Jahr werde „ohne Zweifel schwieriger als 2011“, so Merkel in ihrer Neujahrsrede.
Ich frage: Woher nimmt die Kanzlerin diese Weisheit? - Wenn 2012 tatsächlich noch chaotischer würde, als 2011, dann könnte unsere Gemeinschaftswährung das neue Jahr nie und nimmer überstehen. Aber davon unabhängig, gab es von der Kanzlerin sogar noch Lob für den Euro. „In der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 bewahrte er uns vor Schlimmerem...“, so Merkel.
Ich nenne ich das „Nebelkerzenwerfen“. Wahrheitsgemäß hätte Merkel in Ihrer Neujahrsrede auch sagen können:
„... leider haben uns vor 10 Jahren geltungssüchtige Politiker ohne jeden Zwang und ohne Not aus der erfolgreichen DM heraus in das Abenteuer „Euro“ hineinmanövriert. Das war ein furchtbarer Fehler, wie wir inzwischen alle wissen. Nun hängt das Schicksal unserer eigenen Währung nicht mehr von uns Deutschen, sondern von südeuropäischen Ländern ab, die bekanntermaßen für eine instabile Wirtschafts- und Finanzpolitik stehen. So liegt es 2012 vor allem an Italien, ob und wie es mit dem Euro weitergehen kann. Im Falle eines Scheiterns des Euro wären die Bürger unseres Landes mit unabsehbaren finanziellen und anderen negativen Folgen konfrontiert. Die Alternative dazu, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ist die uneingeschränkte Transferunion, die ich vorziehe, obwohl ich als Bundeskanzlerin das bisher immer abgelehnt habe. Heute sehe ich ein, dass ein konsequentes Festhalten am Euro unweigerlich den Geldtransfer von Nord nach Süd zur Folge hat. In jedem Fall werden beide Szenarien Ihnen, liebe Bürger, Kosten in unvorstellbarer Höhe aufbürden und Sie und Ihre Kinder und wahrscheinlich auch noch Ihre Enkelkinder werden daran zu zahlen haben. Aber wir sind in Deutschland ja auch nach wie vor damit beschäftigt, die Wiedervereinigung mit der DDR finanziell zu stemmen. So gesehen, sind wir erfahren mit der Rettung maroder Staaten... Deshalb dürfen Sie künftige Steuererhöhungen wieder fest einplanen, meine lieben Mitbürger. - Und nun wünsche ich Ihnen ein Gutes Neues Jahr 2012!“ ---
So oder ähnlich hätte die Kanzlerin wahrheitsgemäß sprechen können. Aber natürlich nicht dürfen. (In diesem Zusammenhang: Mit der Wahrheit haben deutsche Politiker leider herzlich wenig am Hut, wie man derzeit am schlechten Beispiel unseres Bundespräsidenten Wulff, von dem täglich neue Fakten ans Licht kommen, erleben kann. Und Lügner zu Guttenberg lässt grüßen.)
Der Nachrichtensender n-tv machte kürzlich eine Umfrage mit dem Ergebnis, dass mehr als 50 % der Fernsehzuschauer nicht an das Überleben des Euro im Jahr 2012 glauben. - Ich bin dagegen davon überzeugt, dass wir den Euro nach einem Jahr noch haben werden. Amerikaner lösen Finanzprobleme mit der Druckmaschine. In Europa wird man letztlich genauso verfahren. ---
Positiv ist zu vermerken, dass die Wirtschaft in Deutschland boomt. Wahr ist auch, dass es den Deutschen gut geht! Die Arbeitslosenzahlen gehen kontinuierlich zurück. Und es wird eingekauft, als gäbe es keinerlei Krise. Im Vergleich zu anderen Währungen präsentiert sich der EURO erstaunlich stabil. Bis heute. - So gesehen, ist die europäische Schuldenkrise in Deutschland zum Glück auf der Straße noch nicht angekommen. Ob es erneut ein Wirtschaftswunder gibt? Als unverbesserlicher Optimist möchte ich gerne daran glauben!
Ich wünsche Ihnen ein sehr erfolgreiches Neues Jahr! --- Peter Broell