Napoli!
Eine meiner Lieblings-Städte! Heiss, bunt, laut und wunderschön!
Am Hügel gelegen, zu Füssen der Golf von Neapel und in greifbarer Nähe der Vesuv, auf dessen Hügeln die Trauben für einen schweren, aromatischen, weltbekannten Wein wachsen, der Lacrima Christi.
Heimat der Allerschönsten, Sophia Loren (sie kam aus Pozzuoli, um exakt zu sein), dem italienischen Charlie Chaplin Totò (der ursprünglich ein Principe de Curtis war und neben dem komischen Fach wunderbare Liedertexte verfasst hat, am allerbekanntesten und Herz-zerreissendsten ‘Malafemmina’), dem unerreichten Enrico Caruso (‘Ich werde eines Tages zurückkommen, weil es meine Heimat ist, und ich sie liebe. Aber nicht, um zu singen, sondern um Pizza zu essen!’), auch von Maestro Riccardo Muti, vom spätbarocken Maler Luca Giordano und vielen anderen begabten Menschen.
Und die Küche, die Snacks, die man allüberall in den Strassen kaufen kann, die legendären Pizzen (Unbedingt ausprobieren: Die Pizza fritta ! Nicht im Ofen, sondern in heissem Fett ausgebackene Mini-Pizzen, danach mit Mozzarella, Tomatesauce und Basilikum belegt…) die vielen Dolci (Babà, Sfogliatella….) der Limoncello der amalfitanischen Küste, allein schon der Espresso, all das hinterlässt bei jedem Besucher eine bleibende Erinnerung.
Meine erste Reise dorthin machte ich mit fünfzehn, mit meiner Familie.
Wir feierten Silvester in unserem Hotelzimmer, weil man uns gewarnt hatte, zu Mitternacht sei die pyrotechnische Hölle los und, vielleicht noch gefährlicher, die Neapolitaner würfen angeblich ihre alten Sachen und sogar Möbel aus den Fenstern, um sie so einem spektakulären Ende im Flammen-Meer zuzuführen…
Wir lachten uns tot, als meine Mutter, schon in ihr Nachtkleid gewandet, die Nerven verlor und trotz unserer Versuche, sie davon abzuhalten, in diesem Aufzug zur Rezeption stürmte, um zu melden, daß das Hotel kurz davor war, in Flammen aufzugehen. Wir, das waren mein Bruder, mein Vater und ich, wir hielten uns für ziemlich viel cooler als die Mama und becherten Prosecco aus Plastik-Gläsern und schmausten ein Pandoro mit Limoncello-Creme. Unvergessen, dieser Silvester-Abend irgendwann in den Neunzigern…
Am nächsten Tag (Neujahr!) sonnten wir uns in den Ruinen der Tiberius-Villa auf Capri. Vergessen war die Höllen-Nacht. Das Sandwich, das wir uns irgendwo in den winzigen Gässchen gekauft hatten, war mit Prosciutto und Provolone Piccante (in Neapel ist dieser Käse allüberall) gefüllt, wir erinnern uns noch heute, fast zwanzig Jahre später daran, wie gut es war!
Übrigends habe ich im März 2012 meine Sehnsucht nach einem Panino, diesmal mit Salami und Provolone, hoch über dem Meer auf einem capresischen Felsen sitzend zu essen, gestillt …es war wieder unvergesslich!
Ein paar Jahre später, mit neunzehn, mein zweiter Ausflug dorthin: Ein neapolitanischer Freund zeigte mir all die schönen Orte in und um Neapel, Ischia, die winzige Insel Procida mit den grössten Zitronen der Gegend (aus deren dicker Schale kandierte Zitrone, also Zitronat hergestellt wird), die monumentale Königsresidenz in Caserta, den wunderschönen Dom und das Dolce Vita in Amalfi usw. und – er liess mich das erste Mal Taralli kosten! Sie kamen noch warm vom Bäcker.
Man isst sie, auch wenn Italien für sein Bier nicht gerade berühmt ist, traditionell zu einem kühlen Bier, als Snack, statt Chips und Brezeln und was alles so industriell erzeugt wird!
Sie gehören zu den Osterie und Pubs in Neapel wie die obligatorische Pizza! Angeblich macht der Tarallificio Leopoldo die besten. Ein Indiz für Frische sind die Mandeln: Wenn sie nicht hart und krokant, sondern etwas weich und feucht sind, ist der Tarallo nämlich alt!
Dieses mein Rezept ist das absolut traditionelle, mit Schweine-Schmalz und Pfeffer gemacht. Ich habe dazu aus optischen Gründen hauptsächlich den roten Pfeffer aus meinem Schatz von Botano verwendet. Man sollte auch ein bisschen weissen und grünen beifügen, denn sie haben das beste Aroma!
Zutaten:
für ungefähr 18 Stück
- 500 gr Universal-Mehl
- 1/2 Päckchen Trocken-Germ (Hefe)
- 200 gr Mandeln (ungeschält)
- 150 gr Schmalz
- 230 ml Wasser, lauwarm
- ca. 5 gr Pfeffer (gemahlen)
- ca. 12 gr Salz
Zubereitung:
Wenn man hat, seine Küchenmaschine hervorholen und den Knethaken installieren.
(Ich habe vor kurzem entschieden, Germteige werden mit der Maschine geknetet. Diese klebrige Angelegenheit hat mich schon zu viel Nerven gekostet!)
Die Mandeln einmal abspülen, die Hälfte fein hacken.
Die Hälfte der Pfefferkörner mahlen. Wenn man keine ganzen Pfeffer-Körner hat, nimmt man den gemahlenen, aber der ist weniger frisch und hat dadurch vom Aroma eingebüsst!
Und bitte, man bewundere meine Gewürzmühle, ja?! Ein Geschenk aus der Türkei!
Die trockenen Zutaten in den Mixbecher geben, auf langsam stellen, kurz vermischen und dann das Wasser und den Schmalz dazugeben. Schön durchkneten lassen.
Eine halbe Stunde zum Aufgehen beiseite stellen.
Kosten, ob man genug Salz verwendet hat. Geschmackssache.
Man kann auch grobkörniges Salz (Fleur de sel) dazugeben.
Den Ofen auf 200°c vorheizen.
Die Taralli formen: Mandarinen-grosse Kugeln abnehmen und zu ca. 25 cm langen Würsten rollen. Ein U machen und die zwei Stränge umeinander drehen ( Technik siehe Koulorakia-Kekse).
Zu einem Kränzchen verbinden und mit drei Mandeln bestücken.
Nochmal zehn Minuten auf dem Blech, mit Backpapier ausgelegt, aufgehen lassen.
In den Ofen geben, 15 Minuten bei 200°C, dann 15 Minuten bei 160°C und 15 Minuten bei 140°C backen.
Also 45 Minuten im Ganzen…
Buon divertimento in cucina!
Ohrwurm gefällig dazu? Dean Martin singt… http://www.youtube.com/watch?v=KO1hDkkZk0w
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