Auf unserer Kaffeefahrt verkosteten wir definitiv Kaffee, resp. Espresso. Von der Kaffeekirsche zur Kaffeebohne ist es ein ausgeklügelter Weg, lernten wir von Herrn Leonardo Lelli und seiner Schwester Lisa. Der Kaffee kann aus jedem erdenklichen Land innerhalb des Kaffeegürtels kommen, in dem die Temperaturen 15°C nicht unter- und 25°C nicht dauerhaft überschreiten sollte. In heißeren Gebieten werden deshalb gerne z.B. Bananenstauden dazwischen gepflanzt. Ähnliches lernte ich bereits vor 30 Jahren von der Ehefrau des Bürgermeisters von Biskra (Oasenstadt im östlichen Algerien). Dort pflanzen die Menschen ihre Orangenbäume unter die Dattelpalmen, und nutzten dies quasi als Parasoleil (franz. Sonnenschirm).
Tja, sind die Entscheidung für das Herkunftsland und die Sorte, z.B. Arabica oder Robusta und der lange Transportweg erst mal überstanden, geht’s ans Rösten. Herr L. erzielt seine optimalen Ergebnisse durch schonendes Aufheizen, langsames Rösten uns sanftes Auskühlen – eine Wissenschaft für sich.Was noch fehlt sind Wasser, ein geeignetes System und ein passendes Gefäß. Ist das Wasser zu kalkhaltig, frisst es das Kaffeearoma. Ist es zu sauer wird das Aroma säuerlich und der Kaffeegenießer auch. Ob man ihn nun mit Wasser aufgießt (Brühkaffee), ihn mit einem Filter zubereitet (Filterkaffee), ob man ihn aufkocht (Mokka) oder ihn mittels einer Pressstempelkanne zubereitet, ist Geschmackssache. Man kann ihn auch in Pads oder Kapsel einsperren, oder ganz neu – oder eher Retro, als „drip coffee“ in den entsprechenden Maschinen zubereiten. Enthusiasten favorisieren für Espresso allerdings Siebträgermaschinen.Wem das alles zu kompliziert erscheint und auf den guten Geschmack und vor allem die Crema, nicht verzichten möchte, der entscheidet sich gegebenenfalls für einen Espressovollautomaten von SAECO.
Auf der Fahrt von Bologna ins malerisch gelegene Gaggio Montano sieht man die schneebedeckten Gipfel des Apennins, zu kalt ist es eben auch in Bella Italia. Dort erlernen wir von einem ausgebildeten Barista (Barkeeper für Kaffee) die hohe Kunst der bildnerischen Gestaltung des Macchiato. Eine Genuss Expertin hilft uns auf der Suche nach Aromen wie Rauch, Blumen oder Früchten, Kakao und sonstigen Säuren, Bitterstoffen oder Fermenten. Unter sachkundiger Führung wird das Werk besichtigt.
„ Ei wie schmeckt der Kaffee süße. Lieblicher als tausend Küsse, milder als Muskatwein“ Johann Sebastian Bach 1685-1750, BWV 211 Kaffeekantate
Mein Kaffeefavorit ist eindeutig der Café de la Nona im Café Aroma: Espresso, Crema Pasticcera und Zuderpucker, äh Puderzucker und obenauf Pinoli – köstlich. Es lohnt sich eindeutig auch mit Kaffee zu kochen. Als Kruste auf Fisch oder Fleisch, im Risotto, im Sößchen oder im Dessert - ein Genuss.Ein Kaffeemenü im Ristorante Marconi:
Gänseleber / Kartoffelchips / Brioche / Cafégelee
Risotto / Ente / Zwiebeleis / Kaffee
Ente / Spargel / Kaffee / Knäckebrot
Kaffecrème / Schoko-Crisps / Baiser
Den Kaffeesatz drapiere ich übrigens im Garten um sensible Pflanzen vor Schneckenfraß zu schützen. Ein Schälchen davon im Kühlschrank vertreibt unangenehme Gerüche.
"Ungesund ist Kaffee nur", sagt J. J. Darboven, "wenn einem ein ganzer Sack davon auf den Kopf fällt "oder man es übertreibt, sagt der Mediziner. Gegen verfärbte Zähne hilft die PZR (Professionelle Zahn Reinigung) und die Bitterstoffe stoppen die Vermehrung von Streptococcus mutans, ein Karies verursachender Keim.Als Tasse hat sich die Porzellan- oder Keramiktasse seit Jahrzehnten bewährt. Sie muss vorgewärmt sein! Eine doppelwandige Glastasse erfüllt den Thermoeffekt und gibt den Blick auf den Inhalt frei. Beide sind geschmacksneutral … Pappbecher, nein danke. Den afrikanischen Togo oder 2 go, oder to go brauch‘ ich zumindest gar nicht.
„Wenn du zum Weibe (Manne, Anmerkung von mir) gehst, halte dich frei von Sorgen und sei fröhlich. Auch solltest du nicht zu reichlich gegessen, wohl aber einen stärkenden Kaffee getrunken haben.“ Scheich Hefzawi 1516
Leider erübrigen sich damit die schönen weiblichen Formen der guten alten Kaffeekanne. Die Mollige mit den starken Hüften oder die Zierliche mit der Wespentaille – Schnee von gestern. Ich empfehle diese als Vase zweckzuentfremden.
Diese wunderbare Reise endet bei strömendem Regen auf dem, im Umbau befindlichen Flughafen von Bologna (wer weiß wie lange noch) – Air Dolomiti is ready for take off. Aber über unfertige Flughäfen sollte sich eine Berlinerin derzeit sich besser nicht äußern.
Dank an: Sebastian L. von Philips und S. Hoffmann für ihr großartiges Buch: Die Welt des Kaffees.