NDW olé

Erstellt am 2. Februar 2012 von Thafaker

NDW ist nicht gleich NDW! Das sollte allen klar sein. Unter NDW verstehe ich nicht Nena, nicht die ganzen Partykracher dieses Unjahrzehnts. Unter NDW verstehe ich sogar DAF, obwohl das eigentlich nicht geht, unter NDW verstehe ich elektrischeren Punk der sich kurz danach entwickelte… und jetzt will ich vielleicht eine Liste machen. Fangen wir also mal mit drei Songs an, die immer und auf jedem NDW-Sampler enthalten sind.

Grauzone – Eisbär


‘Hits der Achtziger’, ‘NDW-Party’ – wo derlei angekündigt wird, ist Grauzones “Eisbär” drin. Die Nummer der Schweizer Band mit Punkhintergrund war schon 1980 auf dem Album “Swiss Wave – The Album” zu finden, ein Jahr später steppte der “Eisbär” als recht früherer Vertreter der so genannten NDW durch die deutschen und österreichischen Charts. Nicht unbedingt selbstverständlich. Handelt es sich doch um ein One-Hit-Wonder der besonderen Art: Das Trio verweigerte die straight groovende, unterkühlte Nummer live und wollte auch nicht ins TV. 1982 löste sich die antikommerziell eingestellte Combo auf.


Palais Schaumburg – Wir bauen Eine Neue Stadt


Das Outfit der heutigen Hipster-Generation scheint sich fast komplett auf dieses eine Video zu beziehen. Die Mode und die avantgardistische Tanzmusik von Palais Schaumburg kommen dabei einem aktuellen Release gleich und geben sich ungemein stylisch und weit ihrer Zeit voraus. Definitiv die gute Seite der Neuen Deutschen Welle.


Fehlfarben – Ein Jahr (Es geht voran)


“Mit Extrabreit und Nena haben wir nix am Hut”, blaffte uns Gitarrist Thomas Schwebel vor genau zehn Jahren im Interview zu “Knietief Im Dispo” an. Recht hat er. Aber manchmal ist ein Song zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Selbst, wenn es für die Schöpfer der falsche Ort war. “Keine Atempause / Geschichte wird gemacht / Es geht voran”, heißt es in “Ein Jahr (Es geht voran)”, kämpferische Zeilen, die 1981 zu jeder Demo passten. Das NDW-Siegel gabs obendrauf. Schwebel und Co. nahmens gelassen: “Plötzlich standen völlig durchgedrehte taz-Redakteure vor einem und sagen: ‘Das ist das Stück der Bewegung’. Schön, aber was kann ich dafür? Deshalb hat sich ja auch Rio Reiser irgendwann davon distanziert und gesagt: ‘Leckt mich alle, ich geh zur Sony. Ich will Geld verdienen.’” Guter Typ, super Band.