Zugegeben, die Seiten über Afghanistan fielen mir nicht leicht. Zu lückenhaft, um nicht zu sagen nur rudimentär vorhanden sind meine Kentnisse über Land, Politik, Kultur, Geschichte.
Abends sehe ich den FilmKunduz.
Den Sonntag verbringe ich brütend über Afghanistan, während es draußen Bindfäden regnet, dass Pubertier mit ebenfalls pubertierender Freundin chillt, der Mittlere versucht sich vor den adverbialen Bestimmungen zu drücken und die Jüngste Geige spielt und sich ansonsten langweilt.
Satz des Tages heutes von Anna : So langsam beginne ich meinen Deutschlehrer richtig zu mögen.
Kermani weilt als Berichterstatter im Hauptquartier des Nordatlantikpakts. Die meiste Zeit beobachtend. Zum Beispiel in der Kantine deren oberstes Gebot heißt: ” No local food at any time” ist. Jedes Reiskorn, jeder Wassertropfen wird eingeflogen, nicht aus Gründen der Sicherheit, sondern da sonst die Preise auf den lokalen Märkten in die Höhe schießen würden.
Der Photograph liest Proust.
“Erfolg und Mißerfolg entscheiden sich im Humanitären, teilt der First Sergeant dem Berichterstatter mit.”
Warum aber ist es so, dass nur ein Bruchteil der Hilfsgelder die afghanische Bevölkerung wirklich erreicht?
Dann kommt die Geschichte mit der Autobahn…..Aber lest selbst.
Kermani ist soeben auf dem Rückflug in Leipzig zwischengelandet, mich ruft der Sohn, der humanitäre Hilfe bei seinen Englischhausaufgaben einfordert.
Ich vergesse oft daran zu denken, wie gut es mir eigentlich geht und das der Zufall mir ein nahezu sorgenfreies Leben beschert hat. Sonnenseite eben.
“Einfühlung bedeutet nicht Kritiklosigkeit, aber es bedeutet Verständnis, und in dem Moment, in dem man etwas zu verstehen beginnt, beginnt man die Gründe nachzuvollziehen für das, was man vielleicht immer noch falsch findet, und wenn man die Gründe nachvollziehen kann, ist man schon nicht mehr so sicher, ob man nicht genauso denken und handeln würde, wenn…”(Navid Kermani-Dein Name)