Wie der Titel schon verrät, kommt heute das Rezept der Navettes, einer typischen Spezialität aus Marseille, auf den Präsentierteller.
Eric erzählte mir vor Jahren von diesen provençalischen Keksen, die er, als er nahe Marseille tauchen ging, kennengelernt hatte. So weit, so gut.
Letztes Jahr stand dann auf meinem Geburtstagstisch ein Packerl, aus dem ich eine grosse gelbe, hübsche Schachtel (ich sammle schöne, natürlich am besten alte, Blechschachteln) herauszog:
Ein ganzes Kilogramm Navettes vom Four de Navettes der Familie Imbert, wo seit 1781 produziert wird (die haben die Revolution wahrscheinlich gar nicht mitbekommen..)
Wenn man den Deckel abhebt, steigt einem ein betörender Duft von Orangenblütenwasser ( Eau de Fleur d’Oranger) in die Nase.
Es gibt hunderte von Rezepten, und sie sind dermassen unterschiedlich, dass man sich aussuchen kann, ob man Butter oder Olivenöl, Zitronen- bzw. Orangenaroma, Fleur d’Oranger oder Anis nimmt.
Ursprünglich wurde keine Butter verwendet, sondern Olivenöl (In allen mediterranen Gegenden, wo man traditionell wenig Kühe und umso mehr Olivenhaine findet, wurde früher Gebäck mit Olivenöl hergestellt, siehe meine kretischen Koulorakia Kekse).
Auch war die Form der Navettes ursprünglich ein ungefähr 15 cm langer Stengel, mit der typischen Rille in den Mitte. In dieser Form werden sie noch heute von der Familie Imbert hergestellt. Sie sind sehr hart und erinnern mich in Konsistenz und Geschmack an die Ossa di Morti, die man zu Allerheiligen überall in Palermo findet.
Ich bevorzuge (ehrlich gesagt) die etwas weniger steinharte, ‘moderne’ Variante, die meine armen Beisserchen nicht aufs letzte herausfordert…
Bis zum heutigen Tag habe ich es nie geschafft, sie selbst herzustellen. Weil sie aber so einfach gehen und wenige Zutaten nötig sind, habe ich diesen Sonntag-Nachmittag (um mich herum wird, mit roten Bäckchen und ab und zu einem grossen Seufzer, gebüselt (Zoé), gedöst, gelesen, gesurft, Kaffee getrunken (Eric)) meine Ärmel aufgekrempelt und Navettes mit Fleur d’Oranger UND Zitronenaroma gebacken.
Zutaten:
- 500 gr Mehl
- 200 gr Zucker
- 2 Eier
- 80 ml Olivenöl
- 1 Päckchen Vanillezucker
- 1 Biozitrone (Schale)
- 3 El Eau de Fleur d’Oranger
- 1 Prise Salz
- evtl.Milch zum Bepinseln
Zubereitung:
Das Mehl mit dem Zucker, Vanillezucker und Salz in eine Schüssel geben.
Eier mit Öl verquirlen.
Zitronenschale darüber reiben.
Alles zu einem glatten Teig verkneten, es soll geschmeidig, aber fest sein. Es zahlt sich aus, die Küchenmaschine anzuwerfen, oder aber man knetet geduldig ca. 5 Minuten lang.
In Folie kühl stellen, 1 Stunde.
Ofen auf 180°C vorheizen.
1,5 cm dicke Rollen machen, dann in 4 cm lange Stücke schneiden.
Die Enden (siehe Bild) mit Daumen und Zeigefinger zusammendrücken und mit einem scharfen Messer einen Einschnitt auf der Oberseite machen. So entsteht die Form eines Schiffchens (Navette).
Ca. 15-18 Minuten ins Rohr geben. Sie sollen nicht zu dunkel werden!
Und noch eines: Sie sind eher hart (das soll so sein!) und eignen sich sehr gut zu einer Tasse Tee oder Kaffee. Und ich habe diese Rezept vorgestellt, weil ich es sehr interessant finde. Vielleicht ist es aber nicht jedermanns Geschmack; Es gibt viele Hersteller, die sie nun mit Butter (Margarine würd’ ich eher meinen..) produzieren. Diese Navettes kommen den Gaumen der heutigen Zeit viel mehr entgegen, weil sie weich, süss und fett sind. Aber ich habe bewusst ein Rezept vorgestellt, dass auf halben Wege zwischen den ‘alten’ und den ‘modernen’ ist und im übrigen den berühmten, eingangs erwähnten Navettes der Familie Imbert geschmacklich sehr nahe kommt.
Und ich danke meinem Blogger-Kollegen Hervé von Hervé Cuisine für das Rezept, das mir als Ausgangsrezept sehr gute Dienste geleistet hat!
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