Nausicaä – Aus dem Tal der Winde
7FantasyDas epische Actionabenteuer bildet den Grundstein für das danach gegründete Studio Ghibli und ist trotz seines hohen Alters immer noch eine Reise wert.
Wir begegnen den Charakteren von Nausicaä – Aus dem Tal der Winde in einer toxischen und einer für die Menschen lebensfeindlichen Welt. Nach einem verheerenden Krieg vor über 1000 Jahren, hat die Natur, allen voran riesige Insekten, die Menschheit an den Rand des Aussterbens gedrängt. Nausicaä (Shimamoto Sumi), die Prinzessin des Tals der Winde, lebt trotz dieser schwierigen Bedingungen in der Nähe des Meeres der Fäulnis. Anders als die meisten überbleibenden Völker versuchen die Bewohner des Tals mit den bedrohlichen Insekten im Einklang zu verweilen. Sie glauben an eine Prophezeiung, dass ein Held im blauen Gewand den Frieden wiederherstellen und die Welt wieder heilen kann. Nach genau dieser Person sucht der berühmte Schwertkämpfer Yupa (Gorō Naya). Als er das Tal der Winde besucht wird das Volk Opfer eines Angriffs einer benachbarten Nation – den Torumekianern. Deren Plan ist es dem Meer der Fäulnis und seinen Bewohnern mit Gewalt entgegen zu treten. Nausicaä muss daraufhin an mehreren Fronten gleichzeitig ihren Mut beweisen.
Nausicaä – Aus dem Tal der Winde ist bezeichnend für die Ansprüche, die sich Studio Ghibli in den darauffolgenden Jahren stellen sollte. Der Aufwand des Projekts zeigt, dass Regisseur Hayao Miyazaki schon 1984 ein klares Bild seiner Visionen hatte. Der anhaltende Erfolg des Filmes in den folgenden zehn Jahren sollte ihm Recht geben. Jedoch ist das Werk nicht so gut gealtert wie man es sich als Ghibli-Fan wünschen würde. In vielen Belangen hat das Studio selbst bewiesen wie man einen Epos dieser Größe umsetzen muss.
Am besten lässt sich das Werk mit dem 13 Jahre jüngeren Prinzessin Mononoke vergleichen. Konflikte zwischen Mensch und Natur, mehrere Fronten, die der Welt eine tiefere Komplexität verleihen, aber auch der Aufbau der Geschichte und die Eigenschaften der Hauptfigur, sind offensichtliche Parallelen zwischen den beiden Filmen. Allerdings sieht man bei genau diesen Parallelen, wieso sich Nausicaä – Aus dem Tal der Winde zeitweise holprig anfühlt. Während man bei dem Epos rund um das Wolfsmädchen dicht an den Charakteren bleibt und man als Zuseher somit den Halt in der Geschichte behält, schafft es der Vorgänger nicht, einem dieselbe Sicherheit zu vermitteln. Yupa wird zu Beginn als wichtiger Charakter eingeführt, kommt dann jedoch nur noch sporadisch vor. Die Motivationen der verschiedenen Fronten sind unklar und lösen Verwirrung aus. Das Ende spitzt sich zwar zu, wird aber inkonsequent aufgelöst.
Auch die visuelle Präsentation die für gewöhnlich eine klare Stärke von Regisseur Miyazaki ist, bleibt in diesem Werk hinter den Erwartungen zurück. Die Heimat von Nausicaä wird in Dialogen als letzte Idylle der Dystopie beschrieben, aber nicht in dieser Eindrücklichkeit gezeigt. Wenn man Mononokes Verbundenheit mit ihrer Wolfsmutter sieht, kann man sich wesentlich besser mit ihr identifizieren, als mit Nausicaä wie sie eine überdimensionale Assel kuschelt.
Nimmt man diese Kritikpunkte so hin, bietet das Werk immer noch genug, um es über die Laufzeit von 116 Minuten sehenswert zu machen. Wie so oft wird dem Publikum eine unkonventionelle Geschichte erzählt. Der Soundtrack überrascht durch einen Mix aus Orchestralen Stücken und elektronisch/experimentellen Klängen, was für das Studio als äußerst ungewöhnlich zu bemerken ist. Definitiv ein Stück Filmgeschichte, dass man gesehen haben sollte.
Regie: Hayao Miyazaki, Drehbuch: Hayao Miyazaki, Kazunori Itô, basierend auf dem Manga von Hayao Miyazaki, Stimmen (Original): Sumi Shimamoto, Mahito Tsujimura, Hisako Kyôda, Gorô Naya, Ichirô Nagai, Kôhei Miyauchi, Filmlänge: 117 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 15.04.2011