Seit Anfang des Jahres beschäftige ich mich mit entspanntem Mamasein, Achtsamkeit und der Förderung von Selbständigkeit bei Kindern. Irgendwann fiel dann der Groschen, dass das alles zusammenhängt. Das mit der Gelassenheit klappt auch – es tut uns allen gut. Denn wir Eltern können entspannter sein, während die Jungs Verantwortung (für sich selbst) übernehmen, dabei unser Vertrauen genießen und sich auch mal beweisen müssen. Jetzt habe ich ein Buch entdeckt, dass dies alles nochmal aus evolutionsbiologischer Sicht aufrollt. In Der kleine Homo Sapiens kann´s erklärt Rita Messmer anhand von Situationen aus dem Familienalltag, wie Eltern die natürlichen Kompetenzen schon vom Säugling an fördern können.
Darum geht´s in Der kleine Homo sapiens kann´s
Wer den evolutionären Code seines Kindes versteht, hat es im Familienalltag leichter. Jedes Neugeborene kommt mit einer natürlichen Anlage zur Welt: Es weiß selbst genau, wann es Schutz, Nahrung oder Ruhe braucht, und sendet die entsprechenden Signale aus. Wenn sie nicht richtig verstanden werden, sind Kinder verunsichert – und Eltern tappen in Erziehungsfallen. Aber das muss nicht sein!
Anhand zahlreicher Situationen aus dem Familienalltag erklärt die Pädagogin Rita Messmer, wie Eltern die natürliche Kompetenz ihres Kindes fördern können. Stets nach der Devise »Weniger ist mehr«, denn permanente Unterstützung stört die evolutionäre Entfaltung des kleinen Homo sapiens. Verblüffende Beispiele von Messmers Expeditionen in die entferntesten Winkel der Erde zeigen, wie selbstständig bereits Kleinkinder sind, sobald Eltern ihre angeborenen Instinkte kennen und nutzen.
Je mehr ich mir selbst zutraue, umso mehr werde ich auch wieder schaffen und umso mehr vertraue ich auch anderen. Solche Kinder kennen keine Angst, zu versagen, sondern sie werden es ganz einfach nochmals versuchen. – Seite 256
Klare Anweisungen und sichere Eltern
Rita Messmer macht von der ersten Seite an klar, dass wir Eltern es in der Hand haben, wie ausgeglichen der Alltag mit Kind sein kann. Denn wir müssen “nur” auf die Evolutions-Biologie vertrauen, klare Ansagen machen und auf die Signale unserer Kinder achten.
Wenn Eltern unsicher sind, wenn sie nicht stabil sind, wenn es ihnen nicht gut geht, wie kann sich dann das Kind sicher fühlen und wie soll es ihm gut gehen? – Seite 64
Das heißt aber nicht, dass wir Eltern springen müssen, sobald unsere Kinder etwas wollen. Das ist so nicht im biologischen Plan vorgesehen – außer es geht um´s Überleben. Es gilt, die angeborenen Kompetenzen seine Kindes zu stärken und seine Selbständigkeit zu unterstützen. Die beste Erziehung für ein Kind ist die, die dazu führt, die Erwartung der Familie freiwillig und von sich aus zu erfüllen. Und dazu muss man nur den natürlichen Ressourcen und Fähigkeiten eines Kleinkindes vertrauen.
Für die Umsetzung gibt Messmer auch klare Beispiele, die darauf abzielen, das innere Bewertungssystem des Kindes zu stimulieren. Wenn Kinder mit dem Essen spielen, dann wird der Teller unmittelbar entfernt. Wenn sie einem an die Brille greifen, werden sie auf den Boden abgesetzt. Oder wenn sie aus Frust weinen, so wird dies nicht mit Aufmerksamkeit honoriert. Das Kind muss lernen, sich selbst zu reguliere und ins Gleichgewicht zu bringen. Es gilt ungewünschtes Verhalten nicht mit Aufmerksamkeit zu belohnen und klar zu signalisieren, wer das Sagen hat.
Manchmal wirkt sie schon sehr “hart” – die Evolutions-Biologie
Besonders einleuchtend fand ich dabei, dass Väter den Umgang mit den Kinder ganz intuitiv wie von der Biologie vorgesehen gestalten. Sie gehen oft sorgloser mit ihren Kinder um und trauen ihnen auch mehr zu. Dazu geben sie klare Signale, so dass hier die Kinder eher gehorchen, als vielleicht bei einer liebevollen Mutter, die über alles diskutieren möchte.
Ich muss sagen, dass ich die Ansätze manchmal schon recht hart empfinde. Wobei sie wohl auch eher “hart” wirken, da sie sehr direkt formuliert sind. Es wird viel von “instrumentalisieren” und “manipulieren” gesprochen – eine natürliche Reaktion des Kindes, das durch seine Eltern keine Sicherheit und Führung erfährt. Und trotzdem ist es oft missverständlich formuliert. Wer nur oberflächlich liest, könnte sogar meinen, dass Messmer “Schreien und Weinen lassen” und “autoritäre Erziehung” unterstützt. Das ist aber so nicht richtig! Sie differenziert immer wieder und spricht von Bedürfnisorienterter Erziehung, auch wenn das oft erst ein paar Seiten später erfolgt.
In den meisten Fällen ist eine ordentliche Portion Gelassenheit die beste Medizin. Das Meiste ergibt sich von selbst, wir müssen oft gar nicht mehr tun. – Seite 61
Bereichernder Ratgeber für Bedürfnisorierntierte Erziehung und Selbständigkeit
Trotzdem bleiben Fragen offen: Wie sieht Messmer den Umgang mit “Schreikindern” oder hochsensiblen Kindern? Sind das Ausnahmen oder sollten hier die Eltern auch den Ursprung in der “falschen Programmierung” suchen?
Im Prinzip finde ich ihr Buch sehr ergänzend zu anderen modernen Erziehungsratgebern. Beispielsweise wird in “Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten” ebenfalls auf die Wirkung von Gehirn, Belohnungssystemen, Impulskontrolle und Selbständigkeit eingegangen. Die Ansätze sind hier recht ähnlich. Rita Messmer setzt nur bereits ab dem Säuglingsalter an und bleibt mit vielen praxisnahen Beispielen ganz bei der evolutionsbiologischen Kompetenz.
Ich empfand Der kleine Homo sapiens kann´s sehr interessant und bereichernd – und in einigen Punkten haben wir es als Eltern sogar ganz natürlich richtig gemacht. Andere Ideen – die auch noch nach dem Kleinkindalter greifen – werde ich in unserem Alltag ausprobieren. Ob das jetzt noch klappt? Mals sehen.
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♥ Autor: Rita Messmer
♥ Seiten: 256
♥ Verlag: Beltz♥ISBN: 978-3407865441
♥ Preis: 18,95 €
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