Natürliche Geburt um jeden Preis oder Wunschkaiserschnitt?

Von Dsungare
Tom ist 1 Jahr 2 Wochen und 5 Tage alt
"... nach 36. Stunden im Geburtshaus wurde die werdende Mutter ins Krankenhaus geschickt, dort wollten sie einen Notkaiserschnitt machen. Die Mutter verweigerte diesen und bekam das Kind mit Hilfe von Saugglocke o.ä. auf natürlichem Weg. Kurz nach der Geburt verstarb das Kind."
Das erzählte uns heute meine Schwiegermutter und es hat mich tief betroffen gemacht.
Wie das allerdings so ist hatte meine Mutter eine etwas andere Version gehört. Das Kind hatte zusätzlich einen Gendefekt und ob jetzt die natürliche Geburt oder der Gendefekt Ursache für den Tod des Kindes war, wusste meine Mutter nicht. Was die Sache für mich nicht weniger schlimm und dramatisch macht. Die Eltern haben mein vollstes Mitgefühl.
Mich hat das generell zum Nachdenken gebracht und ich habe mich gefragt, ob eine natürliche Geburt um jeden Preis sein muss?
Zitat einer (mir bekannten) Mutter:
... muss man für sich selbst entscheiden und mit der Entscheidung dann halt auch leben.
Ich persönlich halte einfach gar nichts von dem natürlichen "Blabla". Wenn man konsequenter Weise natürlich gebären will, geht man in den Garten auf die Wiese. Und nicht in ein Haus mit Tamburin, Musik und Duftlämpchen...


... wenn dann was passiert gucken alle betreten und machen einen Singkreis...
Und von dem Zitat der Mutter gleich zu Herbert Renz-Polster, der schreibt in seinem Buch Menschenkinder wiederrum, dass es ein Mythos ist, dass die Bäuerin ihr Kind alleine auf dem Acker gebärt. Der Mensch hat bei der Geburt immer auf Unterstützung gebaut.
Noch zu Zeiten unserer (Ur-)Großeltern sind regelmäßig Kinder unter der Geburt gestorben und die Mütter oftmals gleich mit. Sollten wir deshalb heutzutage nicht froh sein, dass wir die Möglichkeit haben durch einen Kaiserschnitt ein gesundes Kind zur Welt zu bringen?
Das Wort Kaiserschnitt ist derzeit aber auch mit einem Beigeschmack belastet. Ständig liest man irgendwo, dass die Krankenhäuser zu leichtfertig einen Kaiserschnitt machen. Geld spiele dabei auch eine Rolle, denn an einem Kaiserschnitt ließe sich mehr verdienen als an einer natürlichen Geburt.
Ich hatte nach Toms Geburt auch einige Zeit daran zu knabbern, dass es ein Kaiserschnitt wurde. Es gab bei mir im Vorfeld schließlich nie einen Grund zur Annahme, dass es einer werden könnte. Ich habe mich gefragt, ob er vermeidbar gewesen wäre, was ich falsch gemacht habe.
Mittlerweile habe ich mich damit arrangiert und bin der Meinung, dass ich alles richtig gemacht habe. Zu Urzeiten wären Tom und/oder ich möglicherweise die natürliche "Auslese" gewesen. Denn genau damit ist eine natürliche Geburt damals und auch heute noch in Naturvölkern verbunden. Leben und Tod liegen oftmals ganz nah beieinander.
Nicht umsonst nehmen auch Frauen in Naturvölkern vor der Geburt einen tagelangen Marsch auf sich um in das nächstgelegene Krankenhaus zu gelangen.
Ein Geburtshaus hätte ich mir vor Toms Geburt durchaus vorstellen können. Mittlerweile ist für mich klar, dass ich auf jeden Fall wieder in ein Krankenhaus möchte, dort fühle ich mich sicherer und besser aufgehoben.
Natürlich sollte man aber auch einen Kaiserschnitt nicht verschönigen, es ist immerhin eine große Bauchoperation und man ist, je nach Verlauf der OP, einige Tage bis Wochen entsprechend eingeschränkt. Deshalb bin ich gedanklich von einem Wunschkaiserschnitt, wie ihn die Stars und Sternchen, laut der Medien, gerne haben, weniger begeistert. Das erweckt den Eindruck, da wird ein Reißverschluss am Bauch geöffnet, Kind rausgeholt, Reißverschluss zu und als kleines Schmankerl gibt's die Bikinifigur wie vor der Geburt gleich oben drauf.
Wie steht ihr zu dem Thema? Verlief die Geburt so, wie ihr euch das vorgestellt hattet? Wart ihr vielleicht sogar im Geburtshaus oder hattet einen Hausgeburt? Oder habt ihr euch auch in einer Klinik besser aufgehoben gefühlt?
Edit: Wie es der Zufall will, passen meine Gedanken zum aktuellen Thema zu "Let's ask Mama" bei Kücken und Nest.