Neulich kam ich ganz schön ins Schwitzen: ich hatte mich zu einem Seminar in Sabine Haags Früchteküche angemeldet und wusste zwar, dass der Kurs in einem Weinberggarten statt findet – dass es die letzten Meter so steil bergauf geht, hatte ich an diesem sonnigen Abend am Stuttgarter Stadtrand nicht erwartet!
Doch die Mühe hat sich gelohnt: in malerischer Atmosphäre haben wir am Johannitag die gelben Blüten, die das „Blut der Sonne“ speichern, zu einer pflegenden Salbe verarbeitet und einiges über Kräuter – insbesondere übers Johanniskraut – gelernt.
Auch Räucherkurse, Kräuterwanderungen, Hydrolatkurse oder Backen am offenen Feuer stehen bei Sabine Haag auf dem Eventprogramm: „In meinen Seminaren möchte ich das alte Wissen über die Heilkräfte der Natur nahe bringen und lade alle Interessierten ein, gemeinsam mit mir die heimische Heil- und Wildkräuter zu entdecken und diese für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu nutzen“, so die naturverbundene Stuttgarterin.
Keine Angst, es geht nicht immer so steil nach oben: Ihr Wissen, das Sabine Haag aus zahlreichen Ausbildungen – unter anderem bei Susanne Fischer-Rizzi – sowie aus einem reichen eigenen Erfahrungsschatz schöpft, vermittelt die sympathische „Kräuterfrau“ und Imkerin auch im kühlen Seminarraum.
Dass Naturkosmetik so einfach selbst herzustellen ist, hat mich angenehm überrascht: nur wenige Arbeitsschritte sind nötig, um ein Produkt herzustellen, das pflegt, duftet, frei von chemischen Zusätzen und dafür voller natürlicher Wirkstoffe ist. Ich habe in der Zwischenzeit schon verschiedene Blüten aus dem eigenen Garten gesammelt und mit Ölen angesetzt.
Foto: Seminarteilnehmerin beim Blütenpflücken
Das Öl ist nämlich Grundlage für viele Cremes und Salben – das hab ich auch aus Katharina Bodensteins Buch „Naturkosmetik aus meinem Garten“ gelernt! Für alle, die keine Zeit für ein Seminar haben oder neue Ideen möchten, ist dieses Buch der perfekte Ratgeber, um schnell und recht umfassend ins Thema zu kommen:
Apfel, Aprikose, Avocado, Brombeere, Brennessel, Rose, Petersilie und Thymian, Walnuss, Quitte, Mandel, sogar Lauch und Tomaten eignen sich prima für die Pflege von Haut und Haaren.
Katharina Bodenstein erklärt, wie Pflanzen gesammelt und verarbeitet werden, welche Wirkstoffe sie besitzen und erläutert verschiedene Hauttypen und Basics in Sachen Schönheitspflege – Bäder, Dampfbäder, Kompressen, Masken, Packungen, Peeling, Öle und Salben eignen sich hervorragend für den Spa zuhause. Das Schönste dran: mehr als ein paar Zutaten aus dem Garten und einige gängige Haushalts-Utensilien braucht es dafür nicht!
123 wirklich einfache, wirkungsvolle Rezepte und wunderschöne Fotos von Jutta Schneider machen Lust aufs Selber machen: nach Jahreszeiten sortiert empfiehlt sich beispielsweise eine superschnell aufgekochte Birkenblätter-Spülung für glänzende Haare, eine Gänseblümchen-Salbe sorgt für reine Haut, Holunderblüten zaubern zarte Hände, Himbeeren mit Honig verwöhnen gestresste Sommerhaut, das bereits erwähnte Johanniskraut hilft bei Sonnenbrand und Petersilien-Eiswürfel sind wirkungsvolle Augenrefresher.
Im Herbst brauchts nur einen Apfel für erfrischte Haut, Haselnüsse ergeben ein belebendes Peeling und eine Kartoffelmaske pflegt Gesicht und Dekolleté. Zutaten wie Bienenwachs, Eigelb, Hefe, Honig, Obstessig, Wein oder Weizenkleie unterstützen die kosmetische Wirkung von Blüten, Blättern und Früchten und dienen als Fluidum zur Aufbewahrung.
Im Anhang sind alle verwendeten Zutaten und Anwendungen praktischerweise nach Wirkungsweise, Alphabet und Seitenzahl gelistet, und lassen sich so leicht im Buch finden. Gerade jetzt im Sommer bieten Buch und Garten einen reichen Fundus an Ideen für Schönheit, Wohlbefinden und ganz neuen Erfahrungen mit selbst hergestellter Naturkosmetik.
Katharina Bodenstein | Jutta Schneider „Naturkosmetik aus meinem Garten“, 120 Seiten, Hardcover, 16 Euro 90, Thorbecke Verlag
Hier gehts zu Sabine Haags „Früchteküche“ mit allen Infos und Seminarterminen