Nationalteams ohne Land
Sport ist ein Türöffner. Das gilt für die einzelne Menschen ebenso wie für ganze Staaten. Wie Menschen sich durch Sport in die Gesellschaft integrieren können, erhalten auch Länder Anerkennung in der internationalen Staatengemeinschaft. Die DDR erreichte beispielsweise ihre internationale Anerkennung über die Teilnahme an Olympischen Spielen. Nachdem die DDR bis 1964 nur Athleten in einer gesamtdeutschen Mannschaft stellen durfte, gelang 1968 der Durchbruch. Die DDR entsandte eine eigene Delegation; vier Jahre später in München wurde dann 20 Mal die DDR-Hymne für einen Sieger gespielt. Nicht umsonst galten die Athleten in der DDR als Diplomaten im Trainingsanzug.
Heute sind Kalter Krieg, Ost und West, vergessen. Doch auch im vereinten Europa gab und gibt es Völker, die nach Unabhängigkeit streben. Erfolge im Sport sind noch immer ein probates Mittel, um die Ziele zu erreichen. Die beste Bühne bietet heute der Fußball. Als sich Jugoslawien beispielsweise aufspaltete, hatten die neuen Staaten es eilig, nationale Fußballverbände zu gründen. 1992 wurde etwa der bosnisch-herzegowinische Verband ins Leben gerufen. Es dauerte aber bis 1998, bis ihn die Uefa anerkannte und sich so das Tor zur Teilnahme an Europameisterschaften öffnete. Auch wenn die Nationalmannschaft bisher immer in der Qualifikation scheiterte.
Andere kämpfen noch immer um eine Aufnahme: Gibraltar, Katalonien, das Baskenland. Die Bilanz der Basken ist sehr gut: von bisher 19 Länderspielen wurden 14 gewonnen. Immer am Jahresende wird ein Spiel gegen ein Vollmitglied der Fifa in Bilbao ausgetragen. Oft ist die Nationalelf identisch mit der von Athletic Bilbao, der inoffiziellen Nationalelf. Athletic tritt in der spanischen Liga nur mit baskischen oder zumindest im Baskenland ausgebildeten Spielern an.
Katalonien schlägt Argentinien
Anlässlich des Spiels der Basken gegen die Katalanen demonstrierten am 27. Dezember 2007 Tausende für eine offizielle Anerkennung beider Verbände. Doch genauso wie Spanien gegen die Eigenständigkeit der beiden Provinzen ist, stellt sich der spanische Fußballverband gegen eine Ablösung. Der Grund ist ganz pragmatisch: Etwa die Hälfte der Spieler, die für Spanien 2010 den WM-Titel gewannen, stammt aus Katalonien: darunter Victor Valdes, Chesc Fabregas, Xavi, Charles Puyol und Andres Iniesta.
Obwohl die «Selecció», wie die Auswahl auf Katalanisch heißt, mit der Barça-Legende Johan Cruyff einen Klassetrainer hat und unter ihm beachtliche Erfolge erzielte – unter anderem 2009 ein 4:2 gegen Argentinien – wird ihr die Teilnahme an Welt- und Europameisterschaften wohl auf immer versagt bleiben. Zuerst müssten Katalonien und das Baskenland wohl ihre politische Selbstständigkeit erkämpfen. Laut Fifa-Präsident Sepp Blatter ist ein souveräner Staat und dessen Anerkennung durch die Uno Voraussetzung.
Ausnahmen machen Uefa und Fifa nur bei Wales, Nordirland, England und Schottland – obwohl diese Staaten auch nicht eigenständig sind, sondern zu Großbritannien gehören. Ihre Ausnahmestellung ist jedoch in der Geschichte begründet. So fand das erste offizielle Fußball-Länderspiel 1872 zwischen einer schottischen und einer englischen Auswahl statt (0:0). Nicht in der Uefa sind auch das Kosovo, Monaco, der Vatikan – und Grönland, das sich als autonomer Bestandteil Dänemarks seit Jahren um eine eigene Mitgliedschaft bemüht. Hier scheitert die Aufnahme in die Uefa aber schon an den natürlichen Gegebenheiten. Grönland hat einfach keinen Naturrasenplatz.
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Fußball – Nationalteams ohne Land
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