Nationalpark Tierra del Fuego

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Der Wald ist licht und doch umschließt er mich binnen weniger Augenblicke, bedeckt meine immanente Unruhe, wie Moos kalten Stein. Es ist still. Nur das Klopfen eines Spechtes und das miauende Rufen von Bussarden hallen durch den Wald. Ab und dann streicht eine Brise durchs Grün und die weinroten Blüten der Fuchsien schaukeln hin und her. Millionen von winzigen gezackten Blättern bedecken den Pfad. Und je näher ich mich der Küste nähere, umso schwarzer und weicher wird die Erde – Moor.

Die Art wie die Südbuchen wachsen, hat etwas Tragisches und Willenhaftes zugleich. Mehrere Stämme gleichzeitig wuchten ihre Baumkronen in die Höhe, wo sie sich zu einer einzigen Baumkrone vereinen. Manchen Stämmen aber fehlt die Kraft und mit den Jahren sinken sie zu Boden. Dort kriechen sie dann jahrelang wie Reumütige – Gebrochene – umher. Einigen bleibt der Aufstieg für immer verwehrt, sie werden nicht höher als Steine oder Büsche. Andere wiederum wollen nicht aufgeben und richten sich allmählich wieder auf. Aber selbst dann noch versagen einige, und sie verlieren sich zwischen Himmel und Hölle oder flüchten in die Nachwachsenden. Und immer nur die jüngsten Äste streben wie hungrige Aspiranten in die Höhe. Einige dieser Bäume sind entwurzelt. Und mit ihrem Wurzelwerk haben sie auch schwarze Sedimente aus dem Boden gehoben. Misteln schmarotzen in kahlen Baumkronen. Moose wachsen um Borken und Gestein. Graue Flechte hängen gespenstisch am Geäst. Ich entdecke eine Art Stachelbeergewächs, das ich schon aus dem Norden kenne: Ihre matt-roten Beeren schmecken herb.

Am Ufer wachsen Heidekraut und Binsen, weiße Gesteine wuchern wie Geschwüre aus dem Boden. Poröse Baustämme und Algen liegen verstreut. Kleine Vögel picken und singen. Das Wasser schimmert grün. Ich setzte mich, esse Brot und Birnen und genieße die Stille: Möwen kreischen und auf einem Felsvorsprung sammeln sich Kormorane. Langsam befreit sich der Himmel. Es wird wärmer, bunter.

Mein Pfad führt mich höher und plötzlich bemerke ich einen Fuchs, kaum einen Meter von mir entfernt. Und wahrscheinlich denken wir in diesem Moment dasselbe. Er steht ganz still da und bewegt nur seinen Kopf langsam mir folgend. Dann huscht er weiter. Ich bin im Westen des Parks angekommen, von wo ich einen wundervollen Blick auf die Bucht und den Beagle-Kanal habe, wo die ganze Zeit schon über, sich schneebedeckte Berge und bunte Wälder spiegeln. Ich kann Schwäne mit schwarzen Hälsen und Gänse beobachten.

Auf meinem Rückweg zum Bus habe ich noch das Glück Kaninchen zu begegnen. Hektisch knabbern und kauen sie am Gras. Zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass ich mich ihnen bis auf eine Armlänge nähern kann. Dann treibt eine unvorsichtige Bewegung meinerseits sie in die Flucht.


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