Nationalistisch oder linksfeministisch?

Einige von Ihnen kennen das vielleicht noch. Der Mann arbeitet, die Frau ist zu Hause kümmert  sich um die Kinder. Kinder gibt es in der Familie und in der Nachbarschaft noch reichlich. In der Strasse, im Dorf oder im Stadtteil treffen sich die jungen und alten Frauen auf der Strasse und plaudern über Gott und die Welt. Sie lernen das Alltagsgeschäft voneinander, besprechen Familienangelegenheiten. Sie meistern die umfängliche Hausarbeit, die noch nicht überall vollautomatisiert vereinfacht wurde. Klingt das in Ihren Ohren nach Mutterorden?

Weit gefehlt. Die Familie ist keine nationalistische Erfindung, sondern eine menschliche.  Ein wie oben beschriebenes Familienleben fand nicht etwa nur in den goldenen Fünfzigern des letzten Jahrhunderts so statt. Es ist auch nicht zwangsläufig ein Beschleuniger für partriarchale Sturkturen.  Als Kind und junge Frau habe ich Familie, so und ähnlich, noch in den 60 er bis 80 er Jahren des 20. Jahrhunderts erlebt. Mancherorts soll es das sogar heute noch geben…

Sind Sie  in einem klassischen familiären Lebensumfeld aufgewachsen? Muss man ja auch nicht. Aber wenn, dann ist das mindestens genauso richtig und gut, wie jede andere Lebensform, die sich Menschen aussuchen.

Die Mütter meiner Freundinnen mussten sich nicht dafür rechtfertigen zu Hause zu sein. Die meisten waren zu Hause, einige „arbeiteten“. (Das setze ich jetzt deshalb in Häkchen, weil natürlich auch das, was die Frauen taten, die zu Hause blieben Arbeit war und ist. Wichtige und nachhaltige Arbeit, die eine hohe Anforderung stellt.)  Es gab eine bestimmte Art der Frauenkultur, wie es sie heute nicht mehr gibt, geben darf? Und auch die Kinderkultur jener Zeit ist so gut wie verschwunden, weil institutionalisiert und terminisiert. Familienleben fand umfänglich statt.

Aktuell versuchen heute in der Regel  zwei voll berufstätige Erwachsene Familie, Beruf und eigene Freizeit unter  einen Hut zu bringen.  Auch durch  diesen Kraftakt scheitern viele Ehen! Ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf die Kinder. Die Familie ist der wichtigste Bildungsort höre ich einen Fachmann der Elementarpädagogik vor über 100 Erzieherinnen sagen und frage mich, welche Reaktionen das bei Fachleuten und Müttern und Vätern wohl auslösen wird…

Ein gesellschaftlicher Wandel hat in den letzten Jahrzehnten stattgefunden, den es einmal zu beurteilen gilt. Ein schwieriges Geschäft, denn ein offener und ergebnisoffener Austausch von Argumenten ist kaum mehr möglich. Schnell kommt der Verdacht und Vorwurf „nationalistisch“ „rechtsgewandt“ zu sein, wenn einer Familie „verteidigt“.  Konservativ ist da noch der geringere Makel.  Wer ganz links steht, dem ist alles recht(s)?

Schon beim ersten vorsichtigen Versuch pro Familie zu argumentieren höre ich  die Vorwürfe:

  • Du bist rückwärtsgewandt.
  • Du idealisierst alte Zeiten, die so toll auch nicht waren.
  • Du stellst dich gegen die Errungenschaften von Feminismus und Frauenbewegung.
  • Du willst doch nicht etwa Frauen ermutigen Kinder zu bekommen?
  • Du weißt doch, der Geschlechtsakt ist Unterwerfung.
  • Du weißt doch, die Beziehung und Lebensgemeinschaft mit einem Mann ist hierarchisch zu Ungunsten der Frau.
  • Du will die Frau durch Kinder an Heim und Herd fesseln?
  • Du machst damit  Frauen vom Geldbeutel des Mannes abhängig.
  • Du weißt doch, der Einstieg ins Berufsleben ist nach einer Phase der Familienarbeit überaus schwierig für Frauen.
  • Du weißt doch sie bekommen dann schlechtere Jobs, ehrer Minijobs und später weniger Rente.
  • Du weißt doch Kinder machen arm. Wenn die Beziehung dann scheitert, steht die Frau mit den Kindern alleine da.
  • DAS alles kannst du doch nicht ernsthaft wollen!

Wer kann sich unter der Wucht solcher Argumente noch für  Familie und Kinder entscheiden? Wer könnte noch die Kraft haben junge Frauen und junge Männer zu ermutigen miteinander Kinder zu zeugen, sie gemeinsam aufzuziehen und sich durch gute und schlechte Zeiten hindurchzutragen?

So viele „gute“ Gründe sprechen auf jeden Fall dafür Beruf und Familie unter einen Hut bringen zu MÜSSEN. Ein Druck, ein Zwang, der keine Alternative kennt. Ernsthaft. Eine Gleichstellungskollegin sinngemäß: Was muten wir den jungen Frauen (und Männern Anmerkung der Bloggerin)  zu, wenn wir ihnen weismachen Familie und Beruf seien gut unter einen Hut zu bringen! Eine Erkenntnis die einmal genauer und nicht einseitig unter die Lupe genommen werden muss.

„Was du bist nur Hausfrau?“ war eine Frage, die sich im auslaufenden 20. Jahrhundert  junge Mütter gefallen lassen mussten. Ich habe diese Frage noch gut im eigenen Ohr und weiß um die Suche nach Argumenten und Rechtfertigungen gegenüber den „emanzipierten“, berufstätigen Geschlechtsgenossinnen. Nur von jenen kam diese Frage.

Zur damaligen Zeit war es wenigstens noch möglich sich hinter der fehlenden Kinderbetreuung einzurichten. Das vom Mann erwirtschaftete Familieneinkommen „reichte“ weitestgehend, um einen guten Lebensstandard zu ermöglichen. Ein  weiblicher  Zuverdienst konnte damals noch, überwiegend freiwillig und mit der Option der „eigenen Selbstverwirklichung“ ,erwirtschaftet werden. Meist fing man damit an,  wenn die Kinder „alt genug“ waren. Heute grenzt die berufliche Ausbeutung der Frauen an jene, welche die Arbeiter der Industriegesellschaft bereits hinter sich haben. Auswirkungen auf Mann und Kinder inklusive, wenn man bereit ist systemisch hinzuschauen.

Junge Frauen und Mütter haben heute rein gar nichts mehr, was ihnen argumentativ Rückendeckung bieten könnte, wenn sie sich für ein Leben mit Kindern und für Kinder in einer Lebensgemeinschaft mit einem Mann und gegen (zeitweilige) Berufstätigkeit entscheiden.

So ruft mich eine Frau an. Sie sei  Mitte Dreißig, hätte zwei Kinder, sei verheiratet. Nach mehreren Jahren Elternzeit hätte sie sich gemeinsam mit ihrem Mann nun entschieden zu Hause zu bleiben. Was sie da machen solle? Müsse man sich irgendwo melden oder abmelden? Wie geht das „Nur Hausfrau und Mutter“ zu sein.

Die Frau meint es ernst. Prompt sagt sie auch, sie sei selbstbewusst und emanzipiert, auch wenn sie zu Hause bleiben wolle. Ihr Mann würde sie liebevoll unterstützen und sich abends sehr gut um die Kinder kümmern. Man würde in der Familie wertschätzend miteinander umgehen. Die Kinder seien ihnen beiden wichtig. Das sei ein full time job, den sie genau so gut machen wolle, wie die mehr als zehn Jahre im Arbeitsleben, die hinter ihr liegen.

Sie will dem bestehenden und sich unangenehm aufdrängendem linksfeministischen  Lebensideal der berufstätigen Karrierefrau ohne Kinder überhaupt nicht entsprechen!

Exkurs: Als ich vor wenigen Tagen in einer Runde von Gleichstellungsbeauftragten davon sprach, dass der demografischen Wandel doch damit zu tun hätte, dass wir im Kinderkriegen grottenschlecht seien. Bekam ich von einer Kollegin prompt zur Antwort: Diese nationalistische Haltung könne sie nicht teilen. Es gäbe auf der Welt genug Menschen!

Es ist also nationalistisch, möglicherweise sogar rechtsgewandt, wenn eine Frau und ein Mann sich für Ehe und Familie, für Kinder und nicht wenige entscheiden? Muss ich junge Mütter nun warnen sich politisch straftbar zu machen? Muss ich  Familien mit Kindern meiden, weil Kinder zu haben politisch nicht korrekt ist?

Dann gebe ich den falschen Vorwurf dieser Kollegin und möglicherweise anderer Gesinnungsgenossen an dieser Stelle einmal zurück und behaupte: Was derzeit passiert ist ein politisch  links – feministischer Angriff auf eine jahrtausend alte und millionenfach bewährte Struktur menschlichen Zusammenlebens! Das System Vater-Mutter-Kind soll sich in Luft auflösen! Vielfalt und Diversität sind nicht bereit das Modell Familie zu integrieren. Absurd!

Ich habe in Schule und Studium noch gelernt die Familie sei wesentliche Grundstruktur einer Gesellschaft und hielte diese zusammen. Als systemische Familientherapeutin weiß ich auch um die Chancen (und Grenzen) eines (familären) Zusammenlebens.  Gegenseitige Wertschätzung bringt uns sicher weiter, als Abwertung und letztlich Zerstörung einer der häufigen Formen menschlichen Zusammenlebens auf diesem Globus – der Familie.

Ist die Zerstörung der Familie das Ziel linksfeministischer Aktivitäten?   Arbeitet da jemand vielleicht seine eigenen Problemlagen ab, indem er bzw. sie destruktiv, ja gewalttätig gegen Männer, Familien und Kindheit  vorgeht? Sich schuldig macht mit zweierlei Maß zu messen, weil er bzw. sie genau das tut, was er bzw. sie anderen vorwirft?

Diese junge Mutter jedenfalls muss gegen all diese Argumente und den bereits vollzogenen Wandel aufbegehren. Das braucht Selbstbewusstsein, Stärke und Charakter, wie sie unter jenen Frauen (und Männern) kaum mehr vorhanden sind, die dem weiblichen Geschlecht  immer noch Exklusivrechte einräumen wollen.

Ich wünsche der Familie alles Gute!

 



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