National Bicarbonate of Soda Day

Von Kuriose Feiertage @kuriosetage

Jedes Jahr am 30. Dezember feiern die Amerikaner nicht nur den Internationalen Tag des Frühstücksspecks (engl. International Bacon Day), sondern auch eine chemische Verbindung, die der Allgemeinheit wohl eher unter dem Namen Natron bekannt ist. Der sogenannte National Bicarbonate of Soda Day soll auf die unzähligen Anwendungsgebiete hinweisen und Natron als wahres Multitalent hervorheben. Obwohl zahlreiche amerikanische Websites auf diesen kuriosen Feiertag verweisen, gibt es keine konkreten Angaben darüber, von wem er begründet wurde oder wie er begangen wird.

Von ägyptischen Königen und einem belgischen Chemiker

Als chemische Verbindung ist Natron bereits seit dem Altertum bekannt, wobei die Bezeichnung ihren Ursprung im altägyptischen Konsonantenstamm ntrj  (= göttlich) hat, welcher ausschließlich für als heilig geltende Stoffe gebraucht wurde. Dementsprechend wurde das im unterägyptischen Wadi Natrun, dem oberägyptischen Elkab und in der unterägyptischen Provinz Beheira natürlich vorkommende Gemisch aus Natron, Salz und Soda vor allem zu rituellen Zwecken (Reinigung, Mumifizierung etc.) verwendet und es bestand während der Ptolermer-Zeit (332-30 v. Chr.) ein königliches Natron-Monopol. Sowohl die überlieferten Schriften der antiken Historiker Strabon (ca. 64 v. Chr. – 21 n. Chr.) als auch Plinius (23-70 n. Chr.) erwähnen das Vorkommen von Natron in diesen Gebieten Ägyptens. Auch heute noch gibt es dort große natürliche Natron-Vorkommen, die als Ablagerung an den Ufern und am Boden ausgetrockneter Seen auftauchen.

Auch in den Vereinigten Staaten kommt Natriumhydrogencarbonat als natürliche Ressource vor: So wird es zum einen als Mineral Nahcolith gewonnen, welches in der Regel im Ölschiefer auftaucht und daher als eine Art Nebenprodukt Ölförderung gilt. Primäres Abbaugebiet ist hier der US-Bundesstaat Colorado. Alternativ dazu wird Natron in den USA heute vor allem aus dem Salz Trona gewonnen und ist darüber hinaus in vielen natürlichen Mineral- und Heilquellen vorhanden. In den USA ist es daher offiziell auch als Hydrogencarbonat-Ion deklariert. In Europa wird demgegenüber Natron aus natürlichem Kochsalz gewonnen, indem hier das chemische Element Chlor durch Karbonat ersetzt wird. Dieses Verfahren wurde 1865 von dem belgischen Chemiker Ernest Gaston Joseph Solvay (1838 – 1922) entwickelt und bildet auch heute noch die Grundlage der modernen europäischen Natron-Herstellung. Zu seinen Ehren spricht man daher auch vom sogenannten Solvay-Verfahren, welches ein reines Produkt mit einem angenehmen Geschmack hervorbringt.

Natron – Anwendungsmöglichkeiten und Gefahren

Bekannt ist das Natron vor allem als Hausmittel gegen Sodbrennen oder auch als Backpulver-Ersatz. Im Laufe der Zeit hat sich Natron aber auch für diverse andere Anwendungsgebiete in der Küche, im Haushalt, für die Gesundheit oder zur Körperpflege bewährt. Dabei steht Natron im Prinzip als Kurzform für die chemische Verbindung Natriumhydrogencarbonat bzw. Natriumhydrogenkarbonat (NaHCO3 – engl. Bicarbonate of Soda) und ist im Handel unter den Bezeichnungen Speise- bzw. Backsoda sowie Speisenatron als Pulver oder in Tablettenform zu finden. NaHCO3  ist dabei ein farbloser, kristalliner Feststoff, der sich oberhalb von 50 °C – unter Abspaltung von Wasser und Kohlenstoffdioxid – zu Natriumcarbonat zersetzt. Im deutschsprachigen Raum sind dabei besonders die Produkte Kaiser Natron und das Bullrich Salz bekannt geworden. Allerdings sollte man der eigenen Gesundheit zuliebe einige Unterschiede zu chemisch ähnliche Zusammensetzungen kennen: Während man eine Natron-Lösung unbesorgt trinken kann, ist der Verzehr von Ätznatron (NaOH), ätzender Natronlauge (NaOH + H2O) und der Sodalösung aus Natriumkarbonat (Na2CO3) lebensgefährlich. Daher bitte das feine weiße Pulver nur in Apotheken, Drogerien und als Backzutat im Supermarkt kaufen und die Angaben auf der Verpackung lesen bzw. nachfragen.

Weitere Infos zu den Anwendungsmöglichkeiten:

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