Nathalie küsst

Nathalie Küsst 001 Nathalie küsst 

Nathalie und François sind ein Traumpaar.
Jung, aufstrebend, attraktiv wie sie sind, genießen sie ihr gemeinsames Leben in Paris.
Doch dieses Idyll findet ein jähes Ende, als François bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt.
Nathalie fällt in ihrer Trauer in eine Art Schockstarre. Ihre Familie, Freund, Kollegen und hier allen voran ihr aufdringlicher Chef Charles versuchen sie zu trösten.
Vergeblich.
Bis sie eines Tages ihren Kollegen, den etwas linkischen Schweden Markus aus einem Impuls heraus auf den Mund küsst.

Und Markus beschließt, sein Glück in die Hand zu nehmen.

Dieser Liebesroman (Originaltitel: La Délicatesse) des französischen Schriftstellers und Drehbuchautors David Foenkinos kam kürzlich mit Audrey Tautou in der Hauptrolle in die Kinos. 
Dieser Umstand und auch das Titelbild dieser Buchausgabe hatten zur Folge, dass ich beim Lesen immer diese fabelhafte Amélie vor Augen hatte.
Das tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch, denn der Autor scheint den Roman nur für sie geschrieben zu haben.

Es gibt ja für einen Schriftsteller nichts Schwierigeres, als eine anständige und doch berührende Liebesgeschichte zu schreiben, ohne in ein schwülstiges Herz-Schmerz-Epos zu verfallen.
Aber Foenkinos bleibt nüchtern, er versucht nicht, den Leser in eine immer mehr anschwellende und übertriebene Leidenschaft mitzureißen.
Er behilft sich hier eines Kniffs, indem er immer wieder kleine Informationen zwischen die einzelnen Kapitel einschiebt: 
Fußballergebnisse eines bestimmten Tages, Rezept für ein Spargelrisotto oder den Text eines Chansons.
Das gibt dem Roman etwas Entrücktes, aber gleichzeitig leichtes und charmantes.

Und er beobachtet und erzählt. Leise.
Er beschreibt Nathalie, erzählt, wie sie nach dem Verlust ihres Mannes leidet.
Er erzählt von Markus, den unscheinbaren, unspektakulären, aber doch so sensiblen jungen Skandinavier mit dem Hang zur Melancholie.
Er betrachtet die Sensationsgier der Kollegen und der Leute, die IMMER wissen, was man tun oder lassen soll.
Und letztendlich lässt er sie wieder heil werden, indem sie Markus heilt.

Natürlich gibt es auch einige kleinere Schwachstellen.
Die Geschichte der Blumenhändlerin wird ganz groß hochgefahren und wieder fallen gelassen. Mir ist nicht klar geworden, welche Rolle die PEZ-Bonbons im Leben der Protagonisten wirklich spielen.
Und warum muss man dann unbedingt in die Normandie zur Oma fahren?

Aber diese Unwägbarkeiten verblassen in dem Charme dieser süßen, charmanten und letztendlich ehrlichen Liebesgeschichte.

Dieses Roman ist im März 2012 im C.H. Beck Verlag erschienen. 
Die Taschenbuchausgabe kostet 16,95 € und kann hier direkt beim Verlag bestellt werden.

Diese Rezension habe ich geschrieben für BlogdeinBuch


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