Nasty Baby

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Nasty Baby

7Drama

Wiedermal beweißt das /slash Festival, dass ein interessanter und relevanter Film nicht immer ein Splatter oder Ähnliches sein muss und präsentiert mit Nasty Baby ein etwas anderes Kinoerlebnis.

Die Ausgangssituation ist eine eher harmlose. Polly (Kristen Wiig) versucht mithilfe ihres guten Freundes Freddy (Sebastián Silva) schwanger zu werden, per Samenspende, da dieser sich seinerseits in einer Beziehung mit Mo (Tunde Adebimpe) befindet. Es stellt sich jedoch heraus, dass Freddy’s Spermien etwas langsam und spärlich vorhanden sind, so kommen die drei Personen langsam und nicht ohne Hindernisse zu dem Schluss, dass Mo doch sein Erbgut teilen könnte, obwohl dieser zuerst nicht völlig überzeugt wirkt. Während die schwierige Entscheidung die Beziehung zwischen Mo und Freddy belastet, bereitet letzterer auch noch eine Kunstinstallation vor, die jedoch nicht wie erwartet bei seiner Galerie ankommt, und ihn weiters unter Druck setzt. Die angespannte Stimmung im Leben der drei verdichtet sich weiter, bis ein unvorhersehbares und tragisches Ereignis ihr Leben auf den Kopf stellt.

Es mag vielleicht lange dauern, bis sich die Geschichte von einem persönlichen Film über Beziehungen zu drastischen Entwicklungen hinwendet, aber die Reise ist nicht langweilig. Vor allem die Harmonie zwischen den Protagonisten ist erstaunlich. Die Beziehung zwischen Silva und Adebimpe ist so glaubwürdig und natürlich, so dass auch die ruhigeren Momente und privaten Konversationen Interesse wecken und nie langweilig werden. Wiig macht das Dreieck komplett und spielt ebenfalls sehr bodenständig und lebensnah. Auch die Nebendarsteller sind exzellent gewählt, stehlen den Haupt-Akteuren zwar nicht die Show, aber werten die Qualität des Spiels auch nicht ab. Diese inkludieren zum Beispiel Freddys Assistentin Wendy (Alia Shawkat, unter anderem bekannt aus der TV-Serie Arrested Development), den gutmütigen älteren Nachbarn Richard (Mark Margolis) und den verwirrten beinahe Obdachlosen „Bishop“ der Nachbarschaft (Reg E. Cathey).

Die visuelle und musikalische Aufbereitung ist an die Handlung gut angepasst, so bleibt alles auf dem Teppich und wird kaum extravagant und aufdringlich, um nicht von Gesprächen und Schauspiel abzulenken. Auf diese Weise kann sich die Erzählung sehr langsam und ohne abrupte Schritte verdichten, und kaum merkbar und gleichmäßig die Spannung zum brodeln bringen, bevor die Eskalation mit größtmöglicher Wirkung stattfinden kann.

Nasty Baby ist vielleicht eine etwas ungewöhnlichere Wahl für ein Horrorfilmfestival, aber bietet deswegen kaum weniger Unterhaltung, auch für Fans der härteren Bandagen. So bringt ja auch der Wunsch des Dreiergespanns neues Leben in diese Welt zu setzen und die ausgezeichneten Charaktere und Schauspieler viel dramaturgische Fallhöhe, die den letzten Akt besonders spannend werden lässt. Wer einmal einen Blick über den Tellerrand hin zu etwas unabhängigeren Filmproduktionen werfen will, ist gut beraten dieser Produktion eine Chance zu geben.

Regie und Drehbuch: Sebastián Silva, Darsteller: Kristen Wiig, Alia Shawkat, Sebastián Silva, Tunde Adebimpe, Mark Margolis, Reg E. Cathey, Filmlänge: 100 Minuten, gezeigt am /slash Filmfestival 2015


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Autor

Axel Sabitzer

Aufgabenbereich selbst definiert als: Blockbuster-Kritisierer. Findet “When you want to know how things really work, study them when they’re coming apart.” (Gibson) schon richtig, ärgert sich aber trotzdem oft über schlechte Filme.


 
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