Nashville oder das Wolfsspiel
Antonia Michaelis
Oetinger, 2013
978-3789142758
17,95 €
Svenja will auf eigenen Beinen stehen. Ihre neue Wohnung ist ein Traum bis sie einen Jungen in ihren Küchenschrank findet. Sie nennt ihn Nashville, denn er spricht nicht. Was soll sie mit ihm anfangen? Als es eine Reihe von Morden gibt, beginnt Svenja nachzuforschen und merkt, da stimmt irgendetwas nicht …
Svenja ist mir sehr suspekt und dieser Eindruck hält sich das gesamte Buch über. Sie will sich abnabeln und ist dabei sehr rigoros. Nie ruft sie bei ihrer Mutter an, alles will sie alleine schaffen. Sogar von Freunden, die sie eigentlich sucht, lässt sie sich nur widerwillig helfen. Ich weiß schon, nicht jedem muss man sofort vertrauen, aber irgendwie wirkt ihr Verhalten komisch und so, als ob sie selbst etwas zu verbergen hätte.
Nashville ist eine Überraschung. Am Anfang schweigt er und ich gewöhne mich sehr daran. Trotzdem hat er verschiedene Arten erfunden, um zu kommunizieren. Das macht ihn als Kind etwas gruselig, aber in manchen Momenten sehr liebenswert.
Es gibt noch eine WG in einem Abrisshaus, die ich sehr mochte. Da waren die Charaktere sehr bunt durcheinander gewürfelt. Keiner war wie der andere und mit jedem hatte man als Leser etwas Spaß.
Tübingen scheint ganz nett zu sein. Es wird wenig beschreiben, aber um zur Uni zu kommen, benutzt man lieber ein Fahrrad und ist etwas trainiert ;) Die Szenen, die im Dunkeln oder im Wald spielen sind wieder sehr düster und gruselig. So etwas kann Frau Michaelis immer sehr gut beschreibe und in ihre Wälder will ich eigentlich nicht gehen.
Mädchen findet fremdes Kind, dass nicht spricht und behält es. Was ich so Behalten nennen kann, denn Nashville kommt und geht wie er möchte. Außerdem macht er auch nur das, was er für wichtig erachtet. Aber wie würde ich reagieren? Ich würde das Kind weggehen, an das Jugendamt, ein Heim und/oder erst mal beginnen seine Eltern zu suchen.
Und vielleicht ist es genau dieser Umstand, der es für mich so schwierig macht, der Geschichte zu folgen. Svenja reagiert völlig anders und mir unverständlich. Gerade ist noch alles nur für sie, sie kennt sich nicht aus, hat keine Freunde, da bürdet sie sich diese Last auf. Bis zum Schluss habe ich mit diesem Entschluss von ihr gehadert und bin deswegen nicht mit ihr warm geworden.
Am Anfang des Buches habe ich auch nicht wirklich gewusst, was mich erwartet. Nach 50 Seiten ging es mir immer noch so und jetzt bin ich eigentlich immer noch ratlos. Zu dem mag ich es immer noch nicht, wie offenherzig ich dem Sex beiwohnen muss und wie sehr einige Protagonisten ein Lotterleben verfolgen, dass ich für ein Jugendbuch/All-Age zu schräg finde.
Nur mit einem Buch konnte die Autorin mich wirklich begeistern und das empfehle ich auch immer noch ohne Umschweife. Aber dieses leider nicht.
Naja, so toll finde ich das Cover nicht. Auch den Untertitel hätte ich weggelassen, weil der Leser es erst sehr spät versteht und dann hatte ich es fast schon wieder vergessen.
Es gibt drei Bücherpunkte von mir. Die Verstrickungen sind gut ausgefeilt. Nashville ist ein guter Junge, im Sinne von ein toller Charakter ;)