Vorweg - die Überschrift habe ich zum Teil einer Untersuchung entnommen, die das Bundesfrauenministerium in Auftrag gegeben hat. Der Satz “Auch hier manifestiert sich die (narzistisch-paranoide?) Opferperspektive junger Männer heute” steht original in der Broschüre. Bei dieser Feststellung hilft auch das Fragezeichen nicht, denn dieses betrachte ich als reine Kaschierung. Bei der Beurteilung und Charakterisierung junger Männer muss allerdings die Frage erlaubt sein, wie pervers Politik bzw. Politiker sind, um sich so eine Schlussfolgerung erlauben zu dürfen. Auf dieses Thema gehe ich weiter unten nochmals ein.
Einen Teil der o.g. Untersuchung zu veröffentlichen ist insofern wichtig, weil entgegen den Verlautbarungen des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages klar hervor geht, das junge Frauen, die einen mittleren oder geringeren Bildungsgrad besitzen, weiterhin das traditionelle “Rollenbild” in der Familie bevorzugen. Daraus folgend wollen sie weiterhin den Mann als Familienernährer mit der “modernen” Vorstellung, dass Männer sich verstärkt im Haushalt und an der Kinderziehung beteiligen mögen. Wenn man nun bedenkt, das in diese Gruppe etwas weniger als die Hälfte der 20-jährigen Frauen gehören, dann kann man sich sehr wohl vorstellen, das sich junge gebildete Männer nicht nur dieser Ansprüche wegen massiv unter Druck gesetzt fühlen.
Der wissenschaftliche Dienst des deutschen Bundestages hat kürzlich einen 2-seitigen Rundbrief zum Thema Männer- und Jungenpolitik verbreitet, in dem auf die erwähnte Untersuchung eingegangen wird. Aus meiner Sicht stimmen aber die verbreiteten Thesen des Bundestages nur zum Teil mit der oben erwähnten Publikation überein. Hier
Den Einleitungstext will ich weglassen. Zum einen weist dieser kurz auf die bisherige Förderung von Frauen und Mädchen hin und zum anderen auf die Benachteiligungen von Jungen und Männern. Kommen wir also zum nächsten Abschnitt.
Junge Männer fühlen sich gegenüber den gleichaltrigen „taffen“ Frauen zunehmend verunsichert. Dies bestätigt eine Untersuchung des Familienministeriums, bei der junge Männer und Frauen zu Rollenbildern und Lebensentwürfen befragt wurden. [..]Von ihren Freundinnen fühlen sich die jungen Männer demnach „neben allen emotionalen Höhenflügen” mitunter „überrannt” und „bevormundet”.
Aus der oben angegebenen Untersuchung des Instituts Sinus Sociovision, Heidelberg mit dem Titel “20-jährige Frauen und Männer heute” geht eindeutig hervor, das junge Männer bei den Themen Arbeitsmarkt- und Familienpolitik genau Bescheid wissen. Sie benennen genau jene Männerbenachteiligungen, die seit Jahren durch geschlechter- und medienpolitische Online Zeitungen, Blogs und Foren gehen. Nun gehe ich nicht davon aus, dass 20-jährige Männer im Internet überwiegend nach familienpolitischen Themen suchen. Trotzdem ist ihnen die Realität durchaus bewusst. Nachfolgend nun ein Ausschnitt aus der Untersuchung ab Seite 19:
[..]Auf der anderen Seite fühlen sie sich durch überbordende Leistungserwartungen aus dem beruflichen und privaten Umfeld verunsichert und massiv unter Druck.
[..]Die jungen Männer betonen die Ambivalenz der Emanzipation. Sie betonen die Wichtigkeit, wollen aber auch auf Kehrseiten für sie selber hinweisen. Sie sehen die Verbesserung für Frauen – aber keine positiven Aspekte für Männer. Im Gegenteil: Männer sind heute nicht mehr nur in Bezug auf Berufswahl und Arbeitsmarkt verunsichert, sondern auch im Privaten haben sie alle Sicherheiten verloren.
Wundert sich darüber irgendwer? Sobald man über Männerbenachteiligungen spricht oder schreibt, kommt garantiert jemand her und meint, unbedingt auf noch vorhandene Frauenbenachteiligungen aufmerksam machen zu müssen. Der Unterschied zwischen beiden liegt allerdings darin, das Frauen ihre Perspektiven wählen können, Männer hingegen nicht. Frauen können aus Beziehungen ausbrechen, wann und wie sie wollen, Männern steht diese Option ohne Totalverlust nicht offen. Ein Mann ist ein Leben lang und über den Tod hinaus an seine Ex-Frau gefesselt, eine Scheidung im wahrsten Sinne des Wortes gibt es in Deutschland nicht.
Selbstbewusste und gebildetete Frauen, die auch nach dem Kinderkriegen im Beruf erfolgreich sein wollen, haben heute weniger Gründe, in einer Beziehung zu bleiben. Sie sind eher bereit, eine unbefriedigende Partnerschaft von sich aus zu beenden – selbst wenn Kinder da sind. Für die Männer bedeutet dies heute eine große persönliche Unsicherheit: Partnerschaft und Ehe sind für sie – aus ihrer subjektiven Perspektive – zum Risiko auf Lebenszeit geworden.
Frauen kündigen Beziehungen so mir nichts, Dir nichts auf und Politik/Medien wundern sich, wenn Männer die Folgen nicht (mehr) tragen wollen. Nicht nur die finanziellen Vorteile wollen Frauen aber durchaus “patriarchalisch” in Anspruch nehmen und den Spruch “Das steht mir aber zu” kennen vermutlich die meisten Väter und besser verdienende, geschiedene Männer ebenso. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages schreibt weiter:
Als „Krise der Kerle“ beschreiben Männerforscher die derzeitige Orientierungslosigkeit vieler Männer bezüglich ihrer Geschlechtsidentität: Die traditionellen Rollen des Mannes als Versorger, Beschützer und Entscheider haben weitgehend ausgedient, neue sind noch nicht etabliert.
Genau diese Aussage stimmt in seiner Komplexität eben nicht, wenn man sich die Untersuchung genauer ansieht. Geht man von den Zahlen des statistischen Bundesamtes aus, das Abiturientinnen etwas über die Hälfte der Frauen stellen, dann bleiben demnach etwas weniger als die Hälfte ohne Studium. Auf letztgenannte Frauen geht die Untersuchung auf Seite 30, Abschnitt IV. ”20-Jährige mit mittlerer oder geringer Schulbildung” ebenso ein.
[..]In Politik und Wirtschaft gelten bei jungen Frauen nach wie vor Männer als seriöser und kompetenter: Männer haben – in den Augen junger Frauen geringer Bildung – ein klareres Urteilsvermögen, mehr Durchsetzungskraft, sind weniger emotional und sind robuster. Ihnen trauen diese Frauen eher strategische Entscheidungen mit Weitblick und weltpolitischer Bedeutung zu. Nach wie vor sind für sie die Männer das „starke“ Geschlecht, die Macher und Lenker unserer Gesellschaft – und das finden die jungen Frauen auch gut so.
[..]Es gibt eine spielerische Koketterie mit Rollenklischees, bei der durchaus selbstironisch traditionelle Frauen- und Männerbilder rezitiert werden. Es ist modern, als Frau selbstbewusst zu den eigenen „Schwächen“ und Vorzügen zu stehen und es ist völlig legitim und smart, die Vorteile auch zu nutzen, die „frau“ mit traditionellem Rollenverhalten erzielen kann. Je nach Nützlichkeit und Situation zeigen sie sich mal als die selbstbewusste moderne Frau, mal als schützenswertes, emotionales „Mäuschen“.
Das schlimme an der Feststellung des letzten Absatzes ist die Tatsache, das die Politik genau diese Haltung unterstützt. Frauen werden alle Machtstrukturen in die Hände gegeben, um Männer während einer Beziehung die Pistole auf die Brust setzen zu können. Jederzeit können Frauen ihre Männer vor die Wahl stellen, das diese entweder die Bedingungen der Frauen akzeptieren oder aber bei Nichtbefolgung den Staat als schützenswertes, emotionales „Mäuschen“ in Anspruch nehmen.
Um den Beitrag nicht länger als nötig zu gestalten, komme ich nun zum Schluss und der Intention meines Titels. Wenn in der genannten Studie die Feststellung getroffen wird:
Nicht verstandene Ansprüche von Frauen
Auffallend ist, dass junge gebildete Männer große Sorgen haben, ob sie einmal in einer stabilen, lang anhaltenden Partnerschaft leben werden. Unsicherheiten bestehen in Bezug auf Ansprüche, die Frauen an Männer als Partner und Vater haben. Männer gehen davon aus, dass Frauen in einer Partnerschaft bestimmend sind: Sie entscheiden über Anfang und Ende; sie diktieren Freizeitgestaltung, Wohnstil, Erziehungsziele, Erziehungsstile u. a. Auch
hier manifestiert sich die (narzistisch-paranoide?) Opferperspektive junger Männer heute.
dann muss man sich langsam fragen, ob die Politik für Jungen und Männer überhaupt Veränderungen herbei führen will. Ich empfinde es als eine Unverschämtheit, wenn eine vom BMFSFJ in Auftrag gegebene Untersuchung solche Feststellungen trifft. Nimmt man sich das Wort “manifestieren” vor, dann bedeutet das u.a. auch: charakterisieren, dokumentieren, kundtun, offenbaren, ausdrücken, an den Tag bringen, ans Licht bringen, erkennen lassen, vor Augen führen, Zeugnis ablegen. Ist die Politik demnach der Meinung, jungen Männern vor Augen halten zu müssen, wie krank diese sind?
Das Ergebnis dieser Untersuchung deckt sich im Übrigen mit der simplen Aussage eines Rechtsanwalts aus der NDR-Sendung “Mutti muss arbeiten”. Auf die Frage der Journalistin, was er seinem eigenen Sohn “familienpolitisch” empfehlen würde, antwortete dieser sinngemäß: Auf keinen Fall eine gebildete Frau heiraten, weil deren Ansprüche nach einer Scheidung den eigenen Ruin bedeuten würde.
Arne Hoffmann hat zu der Veröffentlichung des wissenschaftlichen Dienstes bereits einen Beitrag geschrieben mit dem Titel Was “Wissenschaft” in der Politik bedeutet. Hier Er geht auf die genannten Links ein, die u.a. auf einen älteren Tazbeitrag von Thomas Gesterkamp mit dem Titel “Rechte Männer” hinweisen. Zu genanntem Herrn und seiner Vorstellung von “rechten Männern” hat die Gleichstellungsbeauftragte Monika Ebeling erst kürzlich einen Beitrag geschrieben, der ebenfalls in Arne Hoffmanns Blog verlinkt ist. Hier
BMFSFJ: 20-jährige Frauen und Männer heute (PDF - 43 Seiten) und weiter
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