Ein Griff zum Märchenbuch stellt das liebe Kind zufrieden, der Roman erzählt uns eine spannende Geschichte auf nachzählbarer Seitenzahl. Seit jeher begleiten uns nun Fernsehserien und Spielfilme in immerzu gleicher narrativer Struktur. Doch gerade das sogenannte Web 2.0. lässt gänzlich neue Erzählungen zu. Der Internet-User erhält die Möglichkeit, selbst in die Geschichte einzugreifen, sich gar selbst zum Protagonisten zu machen. Um solcherlei Dinge kümmert sich die siebte Ausgabe der Handbücher und Studien zur Medienkulturwissenschaft des Wissenschaftlichen Verlags Trier. Unter den Sichtweisen der Gattungstheorie, Narratologie und der Medienkulturwissenschaft werden neue Formen der Narration vorgestellt und diskutiert. Da geht es dann einmal um Webserien, die es inzwischen in Hülle und Fülle zu entdecken gibt, aber auch um die Sozialen Medien: autobiografische Konstruktionen der User auf Facebook, persönliches Erzählen auf Twitter; insgesamt: die Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken als gänzlich neues Mediengenre mit Potential. Ein Blick auf die Videospielewelt mit Fokus auf World of Warcraft oder Alternate Reality Games zeigt die Vielfalt als erzählerischen Möglichkeiten. Über diese in unserem Alltag auftauchenden Formen fasst die Publikation zudem Narrative Genres in den Bereichen Medizin, Wirtschaft und Geschichte zusammen, ebenso wie die Genreökologie digitaler Folklore, im Text selbst einmal als „legends of the net“ bezeichnet. Das Buch bietet einen guten und interessant gestalteten, vor allem aber umfangreichen und facettenreichen Überblick über das Medium Internet und seine Möglichkeiten zum narrativen Erzählen.
Narrative Genres im Internet
(Handbücher und Studien zur Medienkulturwissenschaft, Band 7)
von Ansgar Nünning, Jan Rupp, Rebecca Hagelmoser, Jonas Ivo Meyer (Hg.)
200 Seiten, erhältlich seit August 2012
Wissenschaftlicher Verlag Trier