Am gleichen Tag des Te Papa-Besuches fuhren wir weiter und suchten uns in Levin einen kostenlosen Doc-Campingplatz. Wieder war es eher Glück, dass wir nichts zahlen mussten, denn auch dieser Campingplatz wurde gerade umgebaut und es gab keine Möglichkeit zu zahlen. Das DOC scheint gerade viele seiner Plätze für die Hauptsaison fertig zu machen und mit Wasser und besseren Toiletten auszurüsten. Die Camper auf den Plätzen werden zwar mehr, doch es ist immernoch sehr ruhig und wir erwarten, dass sich dass im Dezember noch ändern wird. Auf unserem Platz standen noch zwei Autos (Deutsche) und ein großer Hippie-Bus. Langsam ergibt sich ein Muster auf den Zeltplätzen: Ein großer Bus, ein einsamer Mann oder ein älteres Ehepaar. Immer gibt es ein Haustier und das Gefährt sieht aus, als ob es schon viele Tage dort abgestellt wurde. Die Campingplätze befinden sich ja oft mitten im Nichts, 20 km Schotterpiste, ein Eisentor. Da wirkt es dann schon seltsam, dass Leute dort eine längere Zeit campen. Was machen die da? Diesmal war das Haustier ein Hund. Wir hatten aber auch schon zwei Fälle, bei denen es eine Katze war! Die Besitzer gehen dann mit ihr an einer Leine spazieren, ein witziger Anblick!
Am nächsten Tag ging es noch weiter in den Nord-Westen. Unter dem Cape Kidnappers befinden sich laut Reiseführer wunderbare Sandstrände mit toller Brandung. Da das Wetter langsam sommerliche Temperaturen annimmt, schmissen wir uns spontan in die Wellen. Auf dem Weg sollte uns ein Berg begegnen, der wie ein Riese aussieht, was wir leider nicht erkennen konnten.
Generell war die Landschaft auf der gesamten Strecke für uns eher eintönig, da wir nun schon sehr von der abwechslungsreichen Südinsel verwöhnt sind. Wir haben Probleme, ja ja.
Das Folgende ist wahrscheinlich für viele Leser des Blogs nicht nachvollziehbar und wenn wir in einem Jahr in einem Büro sitzen, werden wir uns sicher auch wundern, was in uns gefahren ist, aber wir haben im Moment ein kleines Aufnahmetief. Das äußert sich darin, dass wir uns immer wieder erinnern müssen, wie schön alles ist, ansonsten nehmen wir nicht mehr so viel wahr. Bei uns beiden ist das Gefühl ähnlich und wir wundern uns, ob auch andere Reisende so ein Gefühl bekommen. Wir haben schon von ein paar Backpackern gehört, dass sie vom Backpackerleben erschöpft sind. Aber keiner hat uns bisher erzählt, dass er die schönen Dinge nicht mehr aufnehmen kann. Wir denken, es ist ein Phase und machen einfach mal weiter. Der südliche Teil der Nordinsel ist aber, glaube ich, wirklich nicht sehr spektakulär.
Weiter ging es nach Napier. Das war die vom Aussehen her bisher schönste Stadt, in der wir waren. Ein großes Erdbeben hatte einst viel zerstört und so wurde die Innenstadt einheitlich im Art Deco Stil aufgebaut. Es gibt noch eine Straße, vorn direkt am Meer, in der noch die großen alten Holzhäuser stehen (auch sehr schön). Kommt man dann jedoch in die Fußgängerzone, fühlt man sich ein bisschen wie in Warner Brothers Movieworld: Alles in Pastelfarben, hübsche verschnörkelte Fassaden, heile Welt. Mit einer Stadttour aus dem Lonely Planet wurden wir auf die besonderen Häuserverzierungen aufmerksam gemacht. Da die guten Hostels an der Wasserfront schon ausgebucht waren, entschieden wir uns für Andy’s Bunker, ein Haus aus der Art Deco Zeit, dass von seiner Größe und Ausstattung eher einer Jugendherberge ähnelte. Das Geschirr war nicht abgewaschen, alles ein wenig dreckig und uneinladend. Aber wir waren ja nur zum Schlafen und Wäschewaschen dort.
Am nächsten Tag erfüllten wir endlich einen Punkt auf der großen Reiseliste! Wir sahen einen Kiwi und diesmal sogar einen – nein zwei – lebendige. Lustigerweise geschah das im National Aquarium New Zealand. Die haben neben Schildkröten (große und kleine), vielen Fischen und Krebsen auch einen kleinen dunklen Bereich, in dem es ein Kiwipärchen gibt. Die Haltung dort ist sicher nicht ideal, aber der Bereich für die zwei Vögel war relativ groß und sie konnten mit ihrem Schnäbeln im Sand bohren. Außerdem wurde an großen Hinweistafeln um Ruhe gebeten und verlangt, dass man kein Licht erzeugt, also auch den Blitz der Kamera ausschaltet. Es war ein schönes Erlebnis, endlich eines der Wahrzeichen Neuseelands lebendig und nur 20 cm entfernt herumpicken zu sehen. Ähnlich wie die Wekas und diese komischen Laufvögel mit dem roten Schnabel und dem roten Schild auf der Stirn, erinnert auch der Kiwi ein bisschen an Dinosaurierzeiten.
Um 10.00 Uhr und um 14.00 Uhr ist im Aquarium Fütterungszeit und so rissen wir uns von den Laufvögeln los und gingen in den großen Plaxiglastunnel ins Aquarium mit den Haien, Rochen und anderen großen Fischen. Zur Fütterung kommt ein Taucher auf den Boden des Beckens und wirft aus seiner Fleischkiste einzelne Brocken in „die Luft“, die dann von den vorbeisausenden Fischen aufgeschneppt werden. Einen besonderen Stunt übt er mit den Rochen aus. Hierzu nimmt er sein Atemgerät aus den Mund und nimmt ein Stück Fleisch in den Mund. Dies führt zu angeekelten Ausrufen der Gäste, denn das Fleisch hat diese verweste graue Farbe. Die Rochen wickeln sich dann mit der Unterseite um das Gesicht der Tauchers, weil dort ihr Mund ist und schnappen sich das Fleisch. Manchmal schwammen sie danach direkt über den Glastunnel, so dass man Das Maul mit dem Fleisch drin sehen konnte. Auffälligerweise hielten sich die Haie zurück. Es gab kleine (ca. 70 cm lange) und größere (über 170 cm lange) Haie, die alle nur sehr schüchten mit Abstand um den Taucher herum schwammen und rumschwimmende Stücken aufsammelten. Generell fand ich das Becken ein bisschen zu voll. Für die Größe waren sehr viele Meeresbewohner drin. Trotzdem hat es mich fasziniert und ich konnte ewig darin stehen, ohne dass es langweilig wurde.