Blanvalet Taschenbuch Verlag2011416 Seiten
# Fantasy - Drachen
Die Helden Temeraire und Laurence haben die französischen Drachen vor der Seuche gerettet. Klingt ja eigentlich ganz gut und helfenhaft, Will Laurence wird jedoch des Hochverrats angeklangt. Und wir wissen ja alle, welche Strafe darauf steht. Temeraire springt für seinen Menschen jedoch in die Breche und rettet Will das Leben, indem er sich selbst dazu verpflichtet, in einer Drachenzuchtanlage zu leben. Bricht er aus, bedeutet dies für Will die Todesstrafe. Als Napoleon jedoch in England einfällt, werden alle Kräfte der Armee benötigt. Will Laurence erhält den Befehl, zu kämpfen - mit Temeraire an seiner Seite. Er macht sich sofort auf den Weg zum Zuchtgehege, Temeraire ist jedoch bereits fort. Ihn ereilte die schreckliche Nachricht, Will sei bereits Tod. Er überredet die anderen Drachen, auf eigene Faust in den Krieg zu ziehen und das Geschehen in die eigene Hand, pardon Klaue zu nehmen.
Mit Drachenwacht wendet sich Naomi Novik erstmals komplett von der realen Historie ab. Und sie bringt eine weitere Neuerung: Temeraire und Will werden voneinander getrennt und handeln nun zumindest einen Teil der Geschichte auf eigene Faust, was es erlaubt, dass Novik detaillierter auf die beiden als Individuen und nicht als Team, wie sonst, eingeht. Und Temeraire tut diese Trennung wirklich gut. Erstmals wird er nicht von den Moralvorstellungen seines "Feuerreiters" im Zaum gehalten. Nun, da er auf eigene Faust handelt und zudem vom Verlust Will's tief getroffen ist, gewinnt sein Drachennaturell die Oberhand. Drachenwacht ist sprachlich ebenso spannend und flüssig geschrieben wie die Vorgänger. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, als ich es einmal begonnen hatte. Man wird sofort in das Geschehen hineingezogen, es treten keinerlei langatmige Stellen auf. Es zieht sich nirgends. Die Handlung finde ich hervorragend, gerade weil sie den Einsatz der verschiedenen Perspektiven erlaubt. Natürlich birgt diese "Dualität" immer auch Gefahren, hier jedoch unterstützt dieser Perspektivenwechsel zwischen Temeraire und Will das Leseerlebnis und die beiden Handlungsstränge, die dann zueinander finden, ergänzen sich super. Die Personen erhalten so eine ganz neue Dimension und der Leser kann sich noch einmal intensiv mit beiden Protagonisten auseinander setzen, ohne den Einfluss des jeweils anderen. Man lernt daher vor allem Temeraire noch einmal ganz neu kennen, und das nach bereits vier Bänden, die man gemeinsam mit den beiden Helden verbringt. Auch die Integration der realen historischen Begebenheiten (auch wenn diesmal deutlich weniger als bei vorherigen Bänden) ist Novik wieder sehr gut gelungen. Ein Verweben der historischen Realität mit Fantasy kann ja wirklich daneben gehen. Frau Novik hingegen meistert das wie immer mit Bravour. Die beiden "Ideen" sind perfekt miteinander verwoben, die Geschichte wirkt authentisch und keineswegs überzogen. Ingesamt ist dieser Band daher absolut überzeugend und mein persönlicher Favorit der Reihe.