Nairobbery...

Wenn der Reisende in Nairobi ankommt, tut er besser gut auf sein Gepäck, seine Gesundheit und auf sein Leben aufpassen.
Nairobbery, wie die Stadt auch genannt wird, kann man ohne Übertreibung als eine der gefährlichsten Städte in Afrika, neben Lagos und Johannesburg bezeichnen.
Wenn man aus dem Bahnhof heraustritt, sind sie schon um einen rum, die Schlawiner.
Aber diese Sorte kennt man schon, man ignoriert sie einfach und trottet weiter, am besten so als wisse man wohin man will.
Viele, sehr viele Leute, Grossstadt eben, man kann es mit Saigon vergleichen, nur in schwarz und gefährlich.
Ich laufe mit Kent, dem Japaner, den ich im Zug kennen gelernt habe zum benachbarten "Easy Coach" Busbahnhof um ein Ticket für den nächsten Tag zu kaufen. Auf dem vielleicht 10-minütigen Weg dahin werde ich mindestens ein halbes Dutzend mal angerempelt, spüre Hände an den Hosentaschen in welchen aber nichts drin ist denn ich habe vorgesorgt.
Mein Tagesrucksack trage ich vorne auf der Brust, mein Geld wird vom kleinen Mazungo weiter unten grimmig bewacht, meine heissgeliebte Swatch ist ausgezogen und versteckt.
Als wir uns durch ein Menschengwühl nach dem anderen hindurch gekämpft haben und endlich im Verkaufsraum der Busgesellschaft ankommen, bin ich vewundert, dass noch alles da ist.
Ich verabschiede mich von Kent, wir wollen abends zusammen essen gehen, was ich aber später wegen der unsicheren Lage absage. Nach Einbruch der Dunkelheit gehe ich nicht mehr vor die Tür.
Ich habe mich noch nie in einer Stadt, wo auch immer, so unwohl gefühlt wie in Nairobi. Permanent wird man angesabbert, tausend Tricks, gute wie schlechte werden angewandt um einem Geld abzuluchsen. Nach dem gemächlichen Mombasa ist Nairobi purer Stress.
Ich habe telefonisch im "Downtown Hotel" ein Zimmer für 2000 Schilling reserviert, das müsste ganz in der Nähe sein, aber es ist unmöglich einen Taxifahrer zu finden der einen unter 500 Schilling dahin fahren will. Mir sticht ein Hotel ins Auge, welches "Arkland Palace Hotel" heisst, im 3. Stockwerk eines Hochhauses und so erklimmt Mazungo, weil der Aufzug nicht funktioniert, die Stufen hoch zur Rezeption.
Im Treppenhaus lungern nicht sehr vertrauenserweckende junge Männer herum die finster gucken. Ich beschliesse hier nachts nicht hochzulaufen.
An der Rezeption hat eine äusserst hübsche und liebenswürdige Anny Dienst, ich flirte welches in Kenia bei den Damen immer gut anzukommen scheint und der aufgerufene Übernachtungspreis liegt bei nur 1400 Schilling für ein Singleroom inkl. Breakfast.
Anny bietet mir ein Zimmer im 8. Stock an, was ich wegen den nicht funktionierenden Fahrstühlen und dem beänstigendem Treppenhaus ablehne.
Aber die liebe Anny findet irgendwann ein Zimmer nur einen Stock höher, "not ready yet", meint sie, "in a few minutes, has to get cleaned first".
Ich nicke, schaue den Hotelprospekt an, der die neuen schönen Zimmer preist, "immediate hot water in the bathroom", DSTV-Flat-TV," free WIFI in the Room", ich bin überzeugt und verzichte wie sonst üblich, mir das Zimmer vorher anzugucken und handele einen "late check out" aus, so dass ich erst abends um 18 Uhr gehen muss, kurz bevor der Bus fährt.
"After few minutes waiting" (Afrika time), also nach einer guten Stunde Warterei (Rest der Welt), mit der ich mit Anny herum schäkere, ist dann das Zimmer ready, der Wächter von Securicor schleppt mein Gepäck einen Stock höher wo sich dann herausstellt, dass das Zimmer aber auch gar keine Ahnlichkeit what so ever mit den Bildern im Katalog hat.
Es ist abgewohnt, die Mauern beige schmutzig, eine Steckdose hängt traurig aus der Wand.
Ich gebe dem Wächter hundert Schilling Trinkgeld, es ist immer gut solche Leute auf seiner Seite zu haben.
Nachdem er weg ist stelle ich fest, dass das WIFI zwar funktioniert, aber niemand der aufzutreiben wäre, der das nötige Passwort kennt der Fernseher funktioniert auch nicht, sieht aber toll aus so als FlatTv an der Wand, im Badezimmer gibt es anstatt ein Licht nur lose Kabel die aus der Wand hängen. Um die Wasserleitung zum Duschkopf hin sind Elektro Kabel geschlungen, die Funken sprühen als ich den Wasserahn aufdrehe. Es dauert eine Weile bis ich mich traue zu duschen, habe es aber ohne Beschädigungen an Leib und Leben überstanden. Das Wasser war sogar heiss.
Das tollste an dem Zimmer ist die Aussicht, der nächtliche Geräuschepegel nicht so sehr.
Nairobbery...Nairobbery...
Mittags gehe ich gegenüber essen, in eine der unzähligen Fish and Chips Restaurants. Es ist frisch draussen, mindestens 10 Grad kälter als in Mombasa, gefühlt ist es noch kälter.
Vor dem Eingang des Restaurants steht ein älterer Engländer, der mich sogleich ansabbert, mich die Treppe zum ersten Stock hinauf verfolgt, sich ungefragt an meinen Tisch setzt und sabbert, sabbert, sabbert, dass er nun 30 Jahre in Kenya lebe, jede Nacht eine andere Frau, will mir gute Tipps geben, Telefonnummern von Frauen, fragt wo ich wohne (Sheraton), wo ich herkomme (Lyon), was ich arbeite (Interpol), was ich in Nairobi tue (meeting with the police comissioner). Dann lässt er mich endlich in Ruhe, Mazungo isst seine fish and chips die vorzüglich schmecken und ist froh als er wieder in seinem Hotelzimmer ist, welches er nicht mehr verlässt, ausser vielleicht es würde brennen...

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