Nagelstudie-Korrelation

Von Kaffeefan

Die Wochenzeitung "ZEIT" veröffentlicht in ihrem Magazin jede Woche eine Grafik. Meistens geht es dabei um Statistik. In der vergangenen Woche beispielsweise wurde die Zahl der Nagelstudios in Deutschen Städten untersucht.

Mir ist die Übersicht nicht zuletzt deshalb ins Auge gefallen, weil es laut einer Auswertung von Telefonbucheinträgen in meinem Wohnort Nürnberg mit die meisten Nagelstudios je 100.000 Einwohner gab. Die erste Vermutung der Redakteure war, die großen Unterschiede könnten mit dem unterschiedlichen Wohlstand zu tun haben. Dagegen spräche aber, dass es in Berlin kaum Nagelstudios gäbe. Man könnte noch ergänzen, dass auch Duisburg trotz hoher SGBII-Quote nur wenige dieser Etablissements gibt. Aber um auch wirklich sicher zu gehen, habe ich die Daten mit der SGBII-Quote verglichen, also dem Anteil unter 65, die in Haushalten leben, in denen die Grundsicherung für Arbeitssuchende bezogen wird (man könnte auch sagen der Anteil der Bezieher von Alg II, das wäre zumindest fast richtig, allerdings werden auch Personen mit Sozialgeldbezug sowie Angehörige, die selbst keine Leistungen beziehen, etwa Kinder mit eigenem Einkommen, hier mitgezählt).

Anzahl der Nagelstudios je 100.000 Einwohner (X-Achse) und SGBII-Quote (Y-Achse) für ausgewählte Großstädte mit Trendgerade (schwarze Linie). Quelle: Eigene Berechnungen nach Daten der ZEIT und der Bundesagentur für Arbeit

Tatsächlich gibt es hier aber keinen Zusammenhang, im Gegenteil. Eine höhere SGBII-Quote führt zu weniger Nagelstudios je 100.000 Einwohner. Die Redakteure des ZEIT Magazins kommen zu dem Schluss, es sei offenbar eher eine Frage von Stadt-Land. Die Großstädte Berlin, Hamburg und München mit einer geringen Anzahl, die kleineren Großstädte wie Trier oder Chemnitz mit vielen Nagelstudios je 100.000 Einwohner.

Also habe ich mir mal die Mühe gemacht und die Zahl der Einwohner ins Verhältnis zu den Nagelstudios je 100.000 Einwohner gesetzt. Tatsächlich sinkt die Zahl der Nagelstudios je 100.000 Einwohner mit steigender Bevölkerungszahl. Man könnte auch sagen, die Zahl der Nagelstudios steigt langsamer als die Zahl der Einwohner. Allerdings ist der Zusammenhang relativ schwach.

Zahl der Nagelstudios je 100.000 Einwohner (X-Achse) und Einwohnerzahl (Y-Achse) mit Trendgerade. Quelle. Eigene Berechnung nach Daten der ZEIT und des Statistischen Bundesamtes

Nun kann man natürlich mit der Einwohnerzahl alleine noch nicht die Provinzialität einer Stadt messen. Nürnberg beispielsweise hat rund 500.000 Einwohner und hätte sogar über 600.000, wenn man dort einst die Nachbarstadt Fürth eingemeindet hätte, so wie es München mit Pasing, Hamburg mit Altona oder Berlin mit Charlottenburg gemacht hat (zur Problematik des Vergleichs von Einwohnerzahlen siehe den Beitrag hier). Trotzdem ist die Stadt, nicht zuletzt aufgrund des Fehlens einer Universität und Konzernzentralen oder Ministerien, eher bodenständig. Das ist aber auch das erwähnte Duisburg.

Vielleicht gibt es eine ganz andere Erklärung für die spannende Frage nach der Nagelstudiokorrelation. Vielleicht aber hat auch einfach der Zufall seine Hände im Spiel. Der wird nämlich bei der Frage nach Zusammenhängen viel zu oft vergessen.

Posted by Tilman Weigel

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